Zwei türkische Eckbälle bringen Österreich zu Fall
Für Österreich endet die Europameisterschaft der grossen Hoffnungen im Achtelfinal. Das Team des deutschen Coaches Ralf Rangnick scheitert in Leipzig an der Türkei mit 1:2.
In einer temporeichen und immer spannenden Partie war ein Innenverteidiger die entscheidende Figur. Der 26-jährige Merih Demiral erzielte beide türkischen Tore. Er traf nach 56 Sekunden zum 1:0 und nach einer knappen Stunde zum 2:0 – jeweils nach Eckbällen und sorgte damit für die Vorentscheidung. Die Österreicher bestürmten zwar das gegnerische Tor, schafften aber durch Michael Gregoritsch nur das 1:2 (66.). Die Türkei spielt am Samstag in Berlin um ihren zweiten EM-Halbfinal nach 2008.
Dass die Österreicher während des ganzen Matches einem Rückstand hinterherrennen mussten, lag am Blitzstart der Türken, die im letzten März in Wien in einem Testspiel vom Achtelfinal-Gegner mit 1:6 deklassiert worden waren. Auch deshalb hätte der Türkei ohne ihren gesperrten Captain Hakan Calhanoglu nichts Besseres passieren können als dieses schnelle 1:0 mit dem ersten Angriff. Es war der schnellste Treffer in einer EM-K.o.-Runde und der zweitschnellste überhaupt an einer Europameisterschaft, nach jenem des Albaners Nedim Bajrami vor gut zwei Wochen in der Vorrunde gegen Italien.
Die grosse Parade von Günok
Es blieb auch danach das Spiel von Demirel, dem 26-Jährigen, der im letzten Sommer von Atalanta Bergamo nach Saudi-Arabien gewechselt hatte. Er köpfelte in der 59. Minute einen Eckball von Jungstar Arda Güler von Real Madrid zum 2:0 ins Tor. Es war eine angesichts der Spielanteile schmeichelhafte Führung, aber sie war nicht komplett unverdient, weil die Türken ihre Sache gut machten. Intensität und Passgenauigkeit stimmten gegen die im Pressing so gut abgestimmten Österreicher.
Das favorisierte ÖFB-Team stürmte konsequent, vor allem nach der Pause und der Einwechslung von Gregoritsch, der für viel Gefahr sorgte und nicht zufällig nach einem Eckball das 1:2 besorgte. Bis zum Schlusspfiff lag ein Tor der Österreicher in der Luft. Doch das 2:2 wollte nicht fallen: In der 94. Minute parierte der türkische Goalie Goalie Mert Günok einen letzten Abschluss von Christoph Baumgartner brillant.
Zwei bittere Gegentore
Die Österreicher verpassten damit auch mit etwas Pech eine vor allem auch in der Heimat als sehr gut eingeschätzte Chance, um erstmals seit 1954 an einer Endrunde die Viertelfinals zu erreichen. Über beide Gegentore lässt sich aus Sicht der Mannschaft um Marcel Sabitzer lamentieren. Der Ball, den Demirel zum 1:0 ins Netz schoss, war unglücklich über drei Österreicher – Baumgartner, Posch und Goalie Pentz – vor den Füssen des türkischen Innenverteidigers gelandet. Und die Aktion vor dem Eckball, der zum 2:0 führte, war so konfus, dass nicht mit Sicherheit zu erkennen ist, ob nicht Abstoss der richtige Schiedsrichter-Entscheid gewesen wäre.
Telegramm:
Österreich – Türkei 1:2 (0:2)
Leipzig. – 38’305 Zuschauer. – SR Dias (POR). – Tore: 1. (0:56) Demiral 0:1. 59. Demiral 0:2. 66. Gregoritsch 1:2.
Österreich: Pentz; Posch, Danso, Lienhart (65. Wöber), Mwene (46. Prass); Seiwald, Laimer (65. Grillitsch); Schmid (46. Gregoritsch), Baumgartner, Sabitzer; Arnautovic.
Türkei: Günok; Müldür, Bardakci, Demiral, Kadioglu; Yüksek (58. Özcan), Ayhan; Yilmaz, Kökcü (83. Kahveci), Yildiz (78. Aktürkoglu); Güler (78. Yokuslu).
Bemerkungen: Österreich ohne Trauner (verletzt) und Wimmer (gesperrt). Türkei ohne Akaydin und Calhanoglu (beide gesperrt). Verwarnungen: 11. Kökcü (im nächsten Spiel gesperrt), 38. Schmid, 42. Yüksek (im nächsten Spiel gesperrt), 52. Lienhart.