Ein Schweizer Trio mit Helferaufgaben, aber auch mit Freiheiten
Unter den 176 Radprofis, die am Samstag in Florenz die 111. Tour de France unter die Räder nehmen, befinden sich auch drei Schweizer.
Stefan Küng, Stefan Bissegger und Silvan Dillier werden vorab wegen ihrer Helferqualitäten geschätzt, aber nicht nur. Ein Überblick über die Rollen und Freiheiten der drei Schweizer Starter an der diesjährigen Tour de France.
Stefan Küng: Der Erfahrenste
Stefan Küng hat seit 2017 keine Tour de France verpasst. Mit 30 Jahren und sieben Teilnahmen gehört der Ostschweizer zu den Erfahrensten im Peloton. In den französischen Nationalfarben Königsblau, Weiss und Rot unterwegs, geniesst er als Teil der französischen Equipe Groupama-FDJ auch einen gewissen Heimvorteil. Mit seiner Erfahrung ist Küng prädestiniert dafür, sein Team durch heikle Situationen zu pilotieren. Allen voran David Gaudu, Frankreichs grösster Hoffnungsträger im Gesamtklassement, der kürzlich wegen einer Corona-Infektion pausieren musste, gilt es in den hektischen Etappen im Flachen zu schützen.
Küng selbst will die kommenden drei Wochen nutzen, um sich für sein grosses Ziel in diesem Jahr, die Olympischen Spiele in Paris, optimal in Form zu bringen. «Ich werde sicher mehr Freiheiten haben als in den letzten Jahren», sagt der erfolgreichste aktive Schweizer Radprofi angesprochen auf seine Rolle im Team. Es werde gewisse Tage geben, an denen er es relativ locker angehen könne. An anderen Tagen werde er sich in den Dienst des Teams stellen. Doch damit will er sich nicht zufrieden geben. «Mein Ziel ist ein Etappensieg», sagt Küng, der 2017 und 2021 als Zweiter schon nahe dran war. Die besten Chancen bieten sich ihm in den beiden Zeitfahren in der 7. Etappe sowie am Schlusstag. Nur sechs Tage nach dem Ende der Tour werden im olympischen Zeitfahren in Paris die Medaillen vergeben.
Stefan Bissegger: Der Rouleur
Stefan Bissegger ist in seinem pinken Dress von EF Education-EasyPost im Feld oft gut zu erkennen. Den Thurgauer wird man vor allem dann zu sehen bekommen, wenn es darum geht, Löcher zuzufahren oder Tempo zu bolzen. Mit seinen starken Rollerfähigkeiten ist der Zeitfahr-Europameister von 2022 wie geschaffen dafür. Das wissen auch seine Chefs.
Bissegger befand sich auf einer Liste mit zwölf Fahrern, die für eine Tour-Teilnahme in Frage kamen. Es sei jedoch schon länger klar gewesen, dass er dem achtköpfigen Aufgebot der amerikanischen Mannschaft angehören werde. «Ich bin der einzige Helfer in der Fläche», stellte Bissegger fest. Nach 2021 und 2022 nimmt der 25-Jährige zum dritten Mal an der Frankreich-Rundfahrt teil. Einen zusätzlichen Schub dürfte Bissegger seine am Donnerstag bekannt gewordene Selektion für Paris 2024 verleihen. Die Sommerspiele bieten ihm eine weitere Bühne, schliesslich läuft sein Vertrag Ende Jahr aus.
Silvan Dillier: Der Vorspurer
Auch bei Silvan Dillier ist es unklar, wie es nach dieser Saison weitergeht. Möglich, dass seine fünfte Teilnahme an der Grande Boucle, die vierte hintereinander, seine letzte sein wird. Der 33-jährige Aargauer fährt im Team Alpecin-Deceuninck an der Seite von zwei absoluten Topstars: Weltmeister Mathieu van der Poel aus den Niederlanden ist ebenso immer für einen Tagessieg gut, wie der belgische Topsprinter Jasper Philipsen.
Dass Letzterer im vergangenen Jahr gleich vier Mal bei einer Sprintankunft jubeln konnte, war auch das Verdienst von Dillier. Der zweimalige Schweizer Meister erledigte unermüdlich seinen Job, wenn es in den Schlussphasen der Flachetappen darum ging, das Tempo hochzuhalten, um Fluchtversuche zu vereiteln oder Lücken zu schliessen. Auf eigene Rechnung fahren wird der Zweite von Paris – Roubaix 2018 kaum können, doch das stört ihn nicht. «Im Sommer in Frankreich dabei zu sein, das ist doch schön», sagt Dillier mit Vorfreude auf das Spektakel.