Unter Pfiffen in die Achtelfinals
Unter Pfiffen schafft es Belgien dank dem torlosen Remis gegen die Ukraine in die Achtelfinals. Nationalcoach Domenico Tedesco versteht die Reaktionen nicht.
Die Unmutsbekundungen vieler belgischer Fans starteten noch vor dem Schlusspfiff. Als Johan Bakayoko nach einem Corner in der Nachspielzeit den Ball abschirmte und auf Zeit spielte, deckten die Anhänger der «Diables Rouges» die eigene Mannschaft mit Pfiffen ein. Zwar ist die Vorrunde anders als noch vor zwei Jahren an der WM in Katar überstanden, doch überzeugen konnten die Belgier nicht.
Nach dem Schlusspfiff hallten die Buhrufe und Pfiffe durch die Stuttgarter Arena. Kevin de Bruyne und Jan Vertonghen brachen ihren Lauf in Richtung belgische Fankurve ab, nachdem sie den unfreundlichen Empfang erahnt hatten. Halb verwirrt, halb entnervt reagierten die Spieler auf die kritischen Fans, die noch lange Minuten pfiffen und die Daumen nach unten streckten, während der andere Teil der belgischen Anhängerschaft im Stadion versuchte, die Buhrufe mit Jubel zu übertönen.
Carrascos Unverständnis
De Bruyne, der einzige Belgier, der ohne Abstriche auch gegen die Ukraine überzeugen konnte, rechtfertigte die vorsichtige Spielweise im TV-Interview: «Zum Ende der Partie hin mussten wir uns ganz auf das Wesentliche konzentrieren, auf die Qualifikation. Wir konnten keine Risiken eingehen.»
Die Spieler hätten die Pfiffe nicht verstanden, gestand Yannick Carrasco. «Hätten wir einen Treffer kassiert, dann hätte ich die Kritik verstanden. Dann hätten sie recht gehabt.» Man vergesse manchmal, wie der belgische Fussball noch vor einigen Jahren dastand. «Jetzt sind wir an grossen Turnieren immer dabei und stehen im Achtelfinal…»
Nationalcoach Domenico Tedesco versicherte, man habe alles getan, um zu gewinnen. «Die Pfiffe haben mich erstaunt, schliesslich ging es um die Qualifikation», sagte der Italo-Deutsche an der Medienkonferenz. Mit Blick auf den Achtelfinal gegen Frankreich meinte er: «Für solche Spiele sind wir da. Wir können mit jedem Gegner mithalten.» De Bruyne hielt fest, man werde nicht favorisiert sein. «Aber an einem Turnier muss man gegen die Besten spielen.»
Ukrainische Enttäuschung
Zu Ende ist das Turnier für die Ukrainer, die von ihren Fans im Stadion mit Applaus verabschiedet wurden. Mit einem Banner mit einem Konterfei eines gefallenen Soldaten hatten sie daran erinnert, dass Fussball nicht das Wichtigste ist. Trotzdem oder auch speziell wegen des Krieges in der Heimat hätten die Spieler gern noch weiter ihre Farben vertreten.