Palästinenser auf Motorhaube gebunden – Israelische Armee untersucht
Bei einem Militäreinsatz im Westjordanland haben israelische Soldaten einen verletzten Palästinenser auf die Motorhaube eines Fahrzeugs gebunden. Die israelische Armee bestätigte am Sonntag den Vorfall am Vortag, der in sozialen Medien für Empörung gesorgt hatte. In einem Video ist zu sehen, wie der Jeep mit dem Mann auf der Haube an zwei Krankenwagen vorbeifuhr. Den Soldaten wurde vorgeworfen, den Verletzten bei dem Einsatz als «menschlichen Schutzschild» zu missbrauchen.
In der Stellungnahme der Armee hiess es, die Truppen seien zu einem Anti-Terror-Einsatz im Grossraum der Stadt Dschenin gewesen, um Verdächtige festzunehmen. Dabei seien die Soldaten beschossen worden und hätten das Feuer erwidert. «Während des Schusswechsels wurde einer der Verdächtigen verletzt und festgenommen.»
Die Soldaten hätten im Militär geltende Regeln verletzt, als sie den Mann auf der Motorhaube festbanden. «Das Verhalten der Streitkräfte in dem Video von dem Vorfall entspricht nicht den Werten der israelischen Armee», hiess es weiter in der Mitteilung des Militärs. Der Vorfall werde untersucht und «entsprechend behandelt» werden. Der verletzte Verdächtige sei dem Roten Kreuz zur medizinischen Behandlung übergeben worden.
Dschenin gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Die israelische Armee führt dort immer wieder Razzien durch. Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 noch einmal deutlich verschärft.
Die Zahl der bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland getöteten Palästinenser ist zuletzt auf mehr als 530 gestiegen. Auch Gewalt radikaler israelischer Siedler gegen Palästinenser nahm in dem Zeitraum deutlich zu.