FDP-Präsident will die integrative Schule abschaffen
FDP-Parteipräsident Thierry Burkart hat die Abschaffung der integrativen Schule gefordert. Diese Forderung ist einer von mehreren Vorschlägen, mit denen die Partei die Schule reformieren will.
Die integrative Schule sei gescheitert, sagte Burkart in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit Tamedia. Die lernschwachen Kinder würden in der integrativen Schule benachteiligt und der Regelunterricht behindert. Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler würden vernachlässigt, sagte der Parteipräsident.
«Die vielen Abklärungen und Therapien führen zu einer Pathologisierung der Kinder», kritisierte der FDP-Parteipräsident. Viele Kinder würden trotz hohem Betreuungsaufwand die Bildungsziele nicht erreichen. In separaten Klassen könne besser auf den Lernbedarf eingegangen werden, zeigte er sich überzeugt. Fremdsprachige Kinder sollten zudem erst intensiven Deutschkurs erhalten, bevor sie in eine Regelklasse kommen.
Belastungsgrenze erreicht
Die Zentralpräsidentin von Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) sieht bei der integrativen Schule die Belastungsgrenze erreicht: «Wir spüren die Grenze, vor der wir immer gewarnt haben», sagte Dagmar Rösler Anfang Jahr in einem Interview mit «SonntagsBlick». Dennoch wolle sie an der integrativen Schule festhalten. Es sei erwiesen, dass Schülerinnen und Schüler vom Umgang untereinander profitieren können, sagte sie.
Auf kantonaler Ebene wurde die integrative Schule in der Vergangenheit verschiedentlich diskutiert. Die Luzerner Regierung will beispielsweise die Wiedereinführung von Kleinklassen nicht prüfen. Im Kanton Zürich ist die Initiative eines bürgerlichen Komitees für Förderklassen hängig. Auch im Kanton Basel-Stadt ist das Thema noch nicht vom Tisch.
Fokus auf Kernaufgabe
Grundsätzlich müsse sich die Schule künftig auf ihre Kernaufgabe – der Vermittlung von Grundkompetenzen – fokussieren, sagte Burkart. Er verspricht sich davon auch, den Lehrberuf attraktiver zu machen. Burkart will an der FDP-Delegiertenversammlung vom Samstag ein entsprechendes Positionspapier präsentieren, wie aus dem Interview hervorging.
Ob darin die Abschaffung von Frühenglisch und Frühfranzösisch in der Grundschule erwähnt werde, sei noch offen. Dazu gebe es in der Partei unterschiedliche Positionen, sagte Burkart. Fremdsprachen sollten laut ihm erst in der Sekundarstufe auf dem Stundenplan stehen. Auch fordere die Partei, dass Noten erhalten bleiben, sagte der Parteipräsident. Damit schnitt er ein weiteres Thema an, das in letzter Zeit ebenfalls für Diskussionen gesorgt hatte.