Kopf, Herz, Mut – die drei C von Carlos Alcaraz
Selten vereint ein Spieler derart viele Qualitäten wie der 21-jährige Carlos Alcaraz, der in Paris seinen dritten Grand-Slam-Triumph feiert. Kopf, Herz, Mut - sein Tattoo ist Programm.
Nun hält Carlos Alcaraz auch die Coupe des Mousquetaires in seinen Händen, den Pokal, von dem er schon als Kind geträumt hat. «Nach der Schule rannte ich nach Hause, schaltete den Fernseher ein und schaute die Matches in Roland Garros», erzählte er diese Woche. «Die von Rafa natürlich, er war ja der König hier.» Alcaraz hat es bestimmt nicht so gemeint, aber das Wort «war» ist von Bedeutung.
Das French Open 2024 dürfte als das Jahr der Wachablösung in die Geschichte eingehen. In der 1. Runde verlor Rafael Nadal gegen Alexander Zverev und es spricht sehr viel dafür, dass es sein letztes Spiel am French Open war. Passend also, dass Alcaraz im Final sein grosses Idol, dessen Poster in seinem Kindheitszimmer hing, gerächt hat.
Frühreif und schneller Lerner
Schon früh war klar, dass mit dem kleinen «Carlitos» ein Talent der Sonderklasse heranwuchs. Schon mit fünf oder sechs Jahren habe er sich durch natürliche Qualitäten ausgezeichnet, erzählte sein Vater, der sich gerne im Hintergrund hält. «Eine hervorragende Koordination und die Fähigkeit, sehr schnell zu lernen. Er konnte kopieren, was er von anderen auf dem Platz sah.» Da entschied die Familie, ihn intensiv zu fördern.
Alcaraz vereint deshalb mehrere Eigenschaften der besten Tennisspieler in sich. So sehr, dass Novak Djokovic nach dem verlorenen Wimbledonfinal beeindruckt sagte, er sei wie die Kombination von Federer, Nadal und Djokovic. Tatsächlich sind seine defensiven Qualitäten überragend, ebenso seine Nervenstärke, aber eben auch seine Eigenart, in den wichtigen Momenten zu attackieren. Das zeigte er in all seinen bisherigen Grand-Slam-Finals, am US Open 2022, in Wimbledon vor einem Jahr und nun gegen einen heroisch kämpfenden Zverev.
Dazu kommt eine Bodenständigkeit und Arbeitseinstellung, die ihresgleichen sucht. Drei C, die er sich nach dem Sieg am US Open als Tattoo stechen liess, fassen das Motto von Alcaraz perfekt zusammen. Sie stehen für die spanischen Wörter cabeza, corazon, cojones. Kopf, Herz und Mut.
Damit hinterlässt er auch bei seinen Gegnern einen tiefen Eindruck. «Wir sind ja beide körperlich stark», stellte Zverev nach dem Final fest. «Aber er ist ein Biest, ein wahres Tier. Die Intensität, mit der er spielt ist anders, als bei den anderen. Und er kann so viele verschiedene Sachen.»
Raubbau am Körper
Für Alcaraz gibt es nach oben eigentlich keine Grenzen. «Meinen Hunger werde ich nie verlieren, das kann ich versichern», sagte er einmal. «Das einzige, was mir Sorge bereitet, ist der Körper.» Tatsächlich plagte sich die jüngste Nummer 1 der Geschichte schon mit erschreckend vielen Verletzungen herum. Seine intensive Art zu spielen, fordert einen hohen Tribut.
Alcaraz ist nun auch der jüngste Spieler, der Grand-Slam-Turniere auf allen drei Belägen gewonnen hat. Zuvor war dies Rafael Nadal, der dies 2009 mit 22 Jahren und sieben Monaten schaffte. In eineinhalb Monaten könnte es an den Olympischen Spielen noch zur Erfüllung eines weiteren Traums von Alcaraz kommen. Nur zu gerne würde er in Paris mit Nadal Doppel spielen.