Moser und Mumenthaler Europameister
Die Schweizer räumen am vierten von sechs Tagen an der EM in Rom gross ab. Angelica Moser im Stabshochsprung und Timothé Mumenthaler über 200 m holen Gold, William Reais wird über 200 m Dritter.
Damit hat das Schweizer Team nun bereits sieben Medaillen auf dem Konto, so viele wie noch nie an Europameisterschaften. Angelica Moser ist nach Lea Sprunger (2018 über 400 m Hürden) und Mujinga Kambundji (2022 über 200 m) erst die dritte Schweizer Frau, die an einer EM im Freien Gold gewonnen hat. 2021 war sie in Torun schon in der Halle Europameisterin geworden.
Kommt der Titelgewinn von Moser nicht aus heiterem Himmel, ist jener von Timothé Mumenthaler mehr als überraschend. Der 21-jährige Genfer verbesserte mit 20,28 Sekunden die eigene Bestleistung um sieben Hundertstel. Es ist für ihn die erste EM bei den Grossen, nachdem er vor einem Jahr über die halbe Bahnrunde Bronze an den U23-Europameisterschaften geholt hatte. Zuvor hatte er wiederholt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Mumenthaler distanzierte den zweitplatzierten Italiener Filippo Tortu um 13 Hundertstel. William Reais kam nach 20,47 Sekunden ins Ziel.
Mosers Nerven halten
Angelica Mosers Trainer Adrian Rothenbühler bezeichnete ihre Form vor dem Final als «hervorragend». Mitte Mai gewann die in Texas geborene Zürcherin in Marrakesch mit übersprungenen 4,73 m erstmals ein Meeting der Diamond League, sieben Tage später siegte sie mit 4,71 m auch an einem Meeting in Nancy.
Von daher gehörte Moser zu den Medaillenkandidatinnen und lieferte einmal mehr an einem Grossanlass ab. Mit 4,78 m, die sie im ersten Versuch überquerte, egalisierte sie den Schweizer Rekord im Freien ihrer einstigen Trainerin Nicole Büchler, die in der Halle schon 4,80 m erzielt hat. Moser war zuvor nie höher als 4,75 m gesprungen.
Dabei war ihr Start in den Wettkampf alles andere als optimal. Die Anfangshöhe von 4,43 m riss sie zweimal, doch die Nerven hielten. 4,58 m schaffte sie dann im ersten Versuch, 4,68 m im zweiten. Weil nur die Griechin Aikaterini Stefanidi und die Britin Molly Caudery ebenfalls 4,68 m überquerten, stand der Podestplatz für Moser schon fest. Weil nach dem Fehlversuch über 4,73 m klar war, dass sie 4,78 m schaffen muss, um sich noch vom 3. Platz zu verbessern, liess sie aus. 4,78 m übersprang sie dann als Einzige.
Dass grosse Potenzial von Moser war schon früh zu sehen. In den Nachwuchs-Kategorien holte sie fünf Goldmedaillen, so auch an den U20-Weltmeisterschaften 2016. Sie erlebte jedoch auch schwierige Zeiten, vor allem nach einem Stabbruch im August 2021 im Training. Sie zog sich einen Bluterguss am Rücken, mehrere Muskelfaserrisse sowie einen kleinen Pneumothorax zu. Die Ärzte sagten ihr damals, sie könne froh sein, dass sie noch laufen könne. Und nun ist sie Europameisterin, die Olympischen Spiele im Sommer in Paris können kommen.
Kambundji mit starker Leistung
Mujinga Kambundji zeigte nach dem 8. Rang über 100 m im Halbfinal über die halbe Bahnrunde eine viel versprechende Leistung. Die bald 32-jährige Bernerin gewann ihre Serie souverän, verbesserte mit 22,52 Sekunden die eigene Saisonbestleistung um 35 Hundertstel. Schneller war in den Halbfinals einzig die Britin Daryll Neita, die 22,51 Sekunden lief. Kambundji tritt über 200 m als Titelverteidigerin an.