Pole-Position für Russell vor zeitgleichem Verstappen
George Russell sorgt im Qualifying für den Grand Prix von Kanada für die Überraschung. Er sichert sich im Mercedes die Pole-Position - vor dem exakt gleich schnellen Max Verstappen im Red Bull.
Zwei Fahrer im Kampf um den besten Startplatz auf die Tausendstelsekunde gleich schnell – ein kaum für möglich gehaltenes Szenario. Russell wird am Sonntag in Montreal auf dem besten Startplatz stehen, weil er die entscheidende Rundenzeit vor Verstappen gefahren war. So sieht es das Reglement für diesen kaum vorstellbaren Fall vor.
Ein Novum war es für die Formel 1 gleichwohl nicht. Vor bald 27 Jahren im Qualifying für den Grand Prix von Europa in Jerez in Südspanien hatte es mit dem Kanadier Jacques Villeneuve, Michael Schumacher und seinem deutschen Landsmann Heinz-Harald Frentzen sogar ein Trio fertig gebracht, auf die dritte Stelle nach dem Komma die genau gleiche Rundenzeit aufzuweisen.
Ob die erste Startreihe auf dem Rundkurs auf der Insel Notre-Dame Bestand haben wird, stand vorerst nicht fest. Die Rennleitung leitete gegen Verstappen eine Untersuchung ein, weil er sich im zweiten Teil des Qualifyings beim Rausfahren aus der Boxengasse in der Kolonne vordrängen wollte. Das Verhalten des Weltmeisters könnte eine Strafe in Form einer Rückversetzung nach sich ziehen.
Für das gesamte Team Mercedes ist Russells Pole-Position Balsam in einer schon sehr lange anhaltenden schwierigen Zeit. Seit dem von Misstönen begleiteten Duell im Finale der Saison 2021, in dem Lewis Hamilton nach Fehlentscheiden der damaligen Rennleitung auf der letzten Runde gegen Verstappen den Kampf um den WM-Titel auf bittere Weise verlor, passte bei den Silberpfeilen nicht mehr allzu viel zusammen. Russell startet zum dritten Mal zu einem Grand Prix von ganz vorne. Die optimale Ausgangslage hatte er sich in der vorletzten Saison auch für die Grossen Preise von Ungarn und Brasilien geschaffen.
In der zweiten Reihe werden Lando Norris und Oscar Piastri in den McLaren Aufstellung nehmen. Hamilton, der mit klarer Bestzeit im dritten Training hatte aufhorchen lassen, blieb Startplatz 7.
Zu den Verlierern der überraschenderweise auf trockener Strecke gefahrenen Qualifikation gehörte das Duo der Scuderia Ferrari. Charles Leclerc, vor zwei Wochen in seinem Heimrennen in Monte Carlo der gefeierte Sieger, und der Spanier Carlos Sainz müssen sich am Sonntag mit den Startplätzen 11 und 12 bescheiden. Beide bekundeten sie Mühe, die Reifen auf Betriebstemperatur zu bringen.
Ganz düster sind die Aussichten ein weiteres Mal für die Fahrer des Teams Sauber; das erste zählbare Ergebnis in der laufenden Weltmeisterschaft scheint in weiter Ferne. Der Finne Valtteri Bottas und der Chinese Zhou Guanyu nehmen das Rennen von den Startplätzen 17 und 19 Angriff. Zhou beendete das Qualifying als Letzter, macht in der Startaufstellung aber auf Kosten von Esteban Ocon im Alpine eine Position gut. Der Franzose musste wegen einer Kollision mit Teamkollege Pierre Gasly im Grand Prix von Monaco die Rückversetzung um fünf Startplätze in Kauf nehmen.
Zhou hatte die letzte Möglichkeit zur Vorbereitung auf die Qualifikation und das Rennen praktisch vollends verpasst. Im dritten Training er landete kurz nach Beginn und einem Dreher in der Streckenbegrenzung. Bereits tags zuvor war ihm ein Missgeschick unterlaufen. In der ersten Einheit hatte er mit dem C44 seitlich in der Abschrankung angeschlagen.