Die Nationalmannschaft vor dem letzten EM-Test
Die Schweiz absolviert am Samstag gegen Österreich ihr letztes Testspiel vor der EM. Trainer Murat Yakin will die Partie nicht zu hoch werten. Ein Fragezeichen muss sein Team aber noch ausräumen.
Ein bisschen unglücklich sei das Timing, sagte Murat Yakin am Freitagmorgen an der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Österreich in den Katakomben des St. Galler Kybunparks. Gemeint war nicht der Zeitpunkt des letzten Tests eine Woche vor der EM-Auftakt gegen Ungarn und auch nicht die unkonventionelle Frage eines anwesenden Journalisten einer SRF-Satiresendung («Die erfolgreichsten Mannschaften sind jene mit viel Hunger. Planen Sie darum, einmal eine Mahlzeit auszulassen?»), sondern die Deadline für das Einreichen des 26-köpfigen EM-Kaders an die UEFA.
Die Nationaltrainer der EM-Teilnehmer müssen ihre Liste mindestens sieben Tage vor dem ersten Spiel melden, Yakin seine also noch vor der letzten Standortbestimmung am Samstagabend in St. Gallen. Kein ideales Timing. Aber auch nicht tragisch, da es nur noch um den 26. Platz im Schweizer EM-Kader ging. Immerhin das Abschlusstraining konnte Yakin am Freitag noch in seine abschliessende Bewertung einfliessen lassen.
Mit Sommer, ohne Schär
Ungeachtet des unglücklichen Timings wird dieser letzte Test aussagekräftiger sein als das Warmlaufen vier Tage zuvor gegen Estland (4:0). Zwar spielte Yakin die Bedeutung des oft als EM-Hauptprobe angesehenen letzten Vorbereitungsspiels am Freitag mit der Aussage herunter, dass das letzte Testspiel nicht zwingend das wichtigste sein müsse. Gegen Österreich wird der Nationalcoach aber kaum mehr grosse Experimente eingehen.
Auf der Goalie-Position und bei der Personalie Fabian Schär sorgte Yakin in Bezug auf seine Aufstellung am Samstag bereits für Klarheit. «Yann Sommer wird gegen Österreich im Tor stehen», verriet er, noch bevor Gregor Kobel das Abschlusstraining aufgrund von Nackenbeschwerden nach wenigen Minuten abbrach. Fabian Schär, der gegen Estland leicht angeschlagen war und die Partie vorsichtshalber nicht zu Ende spielte, wird geschont, Ricardo Rodriguez steht nach seiner Pause gegen Estland wieder zur Verfügung.
Für den designierten EM-Stürmer Breel Embolo und Denis Zakaria kommt das 30. Länderspiel der Schweiz in St. Gallen zu früh. Wobei es für Embolo im Gegensatz zu Zakaria zumindest so gut aussieht, dass es an der EM für Einsätze bereits in den Gruppenspielen reicht. Zakaria dagegen konnte auch Freitag noch nicht mit der Mannschaft trainieren.
Österreichs Lauf
Im 43. Duell mit dem Nachbarn (25:12 Siege für Österreich) misst sich die Schweiz mit einem überaus formstarken, fast schon euphorisierten Kontrahenten, dessen Level näher an jenem des Schweizer Gruppenfavoriten Deutschland ist als an den weiteren EM-Gegnern Ungarn und Schottland.
Sechsmal in Folge hat das ÖFB-Team von Trainer Ralf Rangnick zuletzt gewonnen – trotz der langen Absenz von Captain David Alaba, der nach seinem Kreuzbandriss auch an der EM nur als Begleitperson im Staff dabei sein wird. Mit einem weiteren Erfolg würde die Mannschaft um Rekord-Nationalspieler Marko Arnautovic (111 Länderspiele) und den Dortmunder Mittelfeld-Stabilisator Marcel Sabitzer, der am Samstag geschont wird, den Verbandsrekord egalisieren.
Vor allem Rangnicks Einfluss imponiert Yakin. Unter dem aktuellen, vor allem in taktischen Belangen speziell versierten Deutschen, der vor einigen Wochen ein Angebot von Bayern München ausgeschlagen hat, habe die Mannschaft «eine Schippe draufgelegt», befand Yakin. «Sie spielen ein gefährliches, schnelles Umschaltspiel. Ich schätze sehr, was Rangnick on Österreich geleistet hat.»
Die Schweizer ihrerseits haben ihr grösstes Manko der harzig verlaufenen, aber letztlich ebenfalls gelungenen EM-Qualifikation behoben. Seit dem Jahreswechsel blieben sie gegen Estland, Irland und Dänemark ohne Gegentor. «Wir sind in diesem Jahr gut organisiert und haben eine gute Balance», meinte auch Yakin. Zudem hat die SFV-Auswahl trotz der zwiespältigen Qualifikation nur eines der letzten 13 Spiele verloren.
Bleibt im letzten Test vor der EM zu klären, ob die Schweiz in Abwesenheit von Breel Embolo auch gegen stärkere Gegner «immer gut für ein Tor» ist, so wie es Yakin sagt.
Die möglichen Aufstellungen:
Schweiz – Österreich. – Kybunpark, St. Gallen. – Samstag, 18.00 Uhr. – SR Ferrieri Caputi (ITA).
Schweiz: Sommer; Elvedi, Akanji, Rodriguez; Widmer, Xhaka, Freuler, Ndoye; Shaqiri, Amdouni, Vargas.
Österreich: Lindner; Daniliuc, Lienhart, Trauner, Mwene; Seiwald, Grillitsch; Laimer, Baumgartner, Kainz; Gregoritsch.
Absenzen: Schweiz ohne Schär (Schonung), Embolo und Zakaria (beide verletzt). Österreich ohne Sabitzer (Schonung), Alexander Schlager, Alaba, Xaver Schlager und Kalajdzic (alle verletzt und Forfait für EM).