«Wir konnten nur noch verlieren»
Am Ende ist es wie zuletzt fast immer: Die Kadetten Schaffhausen sind Schweizer Meister. Jedoch überwiegt auch bei Verlierer Kriens-Luzern der Stolz.
Mit dem 32:25-Sieg der Kadetten im entscheidenden fünften Finalspiel gegen Kriens-Luzern ging eine fantastische Karriere zu Ende, nämlich jene von Joan Cañellas. Der 37-Jährige wurde mit Spanien einmal Welt- und zweimal Europameister, sicherte sich mit Vardar Skopje 2017 den Titel in der Champions League und gewann in fünf verschiedenen Ländern Meistertitel.
Für die Kadetten spielte Cañellas drei Saisons, in denen er jedes Mal den Meisterpokal in die Höhe stemmte. Diesmal mussten die Kadetten allerdings so hart für den Titel kämpfen wie noch nie seit seiner Verpflichtung. Schon im Halbfinal gegen Pfadi Winterthur fiel die Entscheidung erst in einem Entscheidungsspiel. Zum Glück hätten sie die Qualifikation im 1. Rang beendet und dadurch den Heimvorteil auf ihrer Seite gehabt, «ohne das wäre es schwierig gewesen, Meister zu werden», sagte Cañellas.
Wie empfand er den Level in der Schweiz? «Die Meisterschaft ist okay. Das körperliche Niveau ist nicht so hoch, das taktische auch nicht. Das anzuheben, ist schwierig, wenn die besten Schweizer Spieler nicht bleiben.» Zudem bedauert er, dass oft nicht so viele Zuschauer gekommen seien. Dennoch: «Ich bin stolz auf die drei Jahre hier, nun kann ich etwas entspannen.»
Psychologisch nicht einfach
Die Qualifikation hatten die Kadetten praktisch nach Belieben dominiert. Sie verloren bloss zweimal und holten zwölf Punkte mehr als das zweitplatzierte Kriens-Luzern. Auch in der European League überzeugten sie. Von daher war es überraschend, dass die Schaffhauser in der entscheidenden Meisterschaftsphase dermassen gefordert wurden. «Es war, als hätte man uns vor den Playoffs den Stecker gezogen», sagte Teammanager David Graubner. «Wir konnten nur noch verlieren, es war psychologisch nicht einfach für uns. Die Mannschaft musste sich immer wieder neu finden.» Heute habe man gesehen, wer Druck liebe, das sei bei ihnen die wichtigste Voraussetzung. «Die Ausstrahlung stimmte von Anfang an.»
Für die kommende Saison sieht er das Team dank den Verpflichtungen der Kreisläufer Lucas Meister und Kassem Awad, einem Schweden, in der Offensive deutlich besser aufgestellt. «Dadurch gewinnen wir vorne an Masse und Power, was unserem Spiel etwas gefehlt hat», so Graubner. «Das wird uns ermöglichen, mit noch mehr Tempo zu agieren.» Denn der frühere Schweizer Internationale machte keinen Hehl daraus, dass er sich von seinem Team mehr Dominanz gewünscht hätte.
Der Faktor Schmid
Der Krienser Sportchef Nik Tominec stand vor einem Jahr auf der anderen Seite, war er doch damals noch Spieler der Kadetten, die sich im Final ebenfalls gegen die Zentralschweizer durchsetzten (3:1). «Wir legten eine richtig gute Serie hin», sagte er trotz der Niederlage. «Nun weinende Gesichter zu sehen, bedeutet, dass wir gut gearbeitet haben. Wir stehen nicht mit leeren Händen da, sondern mit einem 2. Platz, sammelten extrem viele Erfahrungen, die wir für die Zukunft nutzen können.»
Für Kriens-Luzern wäre es nach dem ersten Cupsieg in der vergangenen Saison der erste Meistertitel der Vereinsgeschichte gewesen. Dass trotz des Rücktritts des jetzigen Nationaltrainers Andy Schmid im Januar so wenig fehlte, spricht für den Verein. «Andy war der entscheidende Faktor, dass das Ganze so ins Rollen gekommen ist», sagte Tominec.
Symbiose entstanden
Wie gross die Begeisterung für den Handball in der Zentralschweiz aktuell ist, war auch in der Finalissima zu sehen. Tominec bezeichnete die Unterstützung als «magisch. Das kann man sich nicht erkaufen, sondern ist ein Prozess. Es muss eine Symbiose entstehen.» Nun strebt er Nachhaltigkeit an.
Das Fundament dafür ist auf jeden Fall gegeben, verfügt das Team doch über viele Talente. «Wir glauben an die Jungen. Hoffentlich entwickeln sie sich so, dass wir uns an der Spitze etablieren können», sagte Tominec. Dabei helfen soll auch die Pilatus Arena, die im zweiten Halbjahr 2025 eröffnet werden soll und wohl auch finanziell neue Möglichkeiten eröffnen wird.
Als Trainer fungiert in der nächsten Saison der bisherige Spieler Zeljko Musa, er ersetzt Peter Kukucka. «Wirwollten jemanden, der unsere Werte lebt und sind überzeugt, dass wir miteinander weiterwachsen werden.»