Servette beendet mit einem Penaltysieg die lange Durststrecke
Servette holt sich den ersten Titel seit 2001. Die Genfer gewinnen den 99. Cupfinal in einem verrückten Penaltyschiessen, in dem Lugano dreimal den Matchball auf dem Fuss hatte.
Es war der 24. Penalty, der nach 120 eher faden, torlosen Minuten die Entscheidung im Berner Wankdorf vor 27’710 Zuschauern brachte. Joël Mall, der in der 118. Minute eben für dieses Elfmeterschiessen ins Spiel gekommen war, parierte den Versuch von Lukas Mai. Dieser war zum zweiten Mal angetreten, nachdem alle noch im Einsatz stehenden Spieler inklusive der beiden Goalies angetreten waren. Für Lugano gibt es allen Grund enttäuscht zu sein. Gleich dreimal hatten die Tessiner den Matchball im Penaltyschiessen auf dem Fuss: Jonathan Sabbatini, Renato Steffen und Albian Hajdari verschossen dabei.
Für Servette geht auf spektakuläre Weise eine 23 Jahre lange Durststrecke ohne Trophäe zu Ende. Viele Misserfolge und finanzielle Rückschläge lagen zwischen den beiden Cupsiegen. Zwischenzeitlich war der Genfer Klub nur noch in der drittklassigen Promotion League vertreten. Erst 2019 kehrte er in neuer Stärke und dauerhaft in die Super League zurück.
Nun folgte der vorläufige Höhepunkt des vor knapp zehn Jahren initiierten Neuaufbaus unter der leisen Führung des Uhrenherstellers Rolex. Die aktuelle Servette-Mannschaft trat unter Trainer René Weiler, der zum Abschluss seiner Coaching-Zeit in Genf mit der Einwechslung von Mall die richtige Intuition hatte, in die Fussstapfen von Servettes Ausgabe 2001. Damals führte Lucien Favre die Servettien mit Alex Frei als Torschützen zum 3:0-Finalsieg gegen Yverdon.
Luganos verflixte 89. Minute
Für Lugano war nicht nur das Penaltyschiessen enttäuschend, sondern auch die 120 Minuten davor. Dass die Tessiner zum dritten Mal in Folge im Cupfinal standen, war lange Zeit nicht zu erkennen. Von Souveränität war keine Spur, nie fand das in dieser Saison oft so überzeugend aufgetretene Team richtig den Rhythmus, selten gelang es in der ersten Stunde einige Pässe aneinanderzureihen.
Und doch hätte für Lugano alles gut ausgehen und mit dem 5. Cupsieg enden können. In der 89. Minute und in der 120. Minute fehlte nur wenig und der eingewechselte Ignacio Aliseda hätte die Bianconeri für die Leistungssteigerung nach einer Stunde reich belohnt. Das erste Mal fehlte ein halber Meter und das zweite Mal parierte Mall kurz nach seiner Einwechslung stark.
Zudem kamen die Tessiner einem Penalty nahe, als Keigo Tsunemoto in der 89. Minute den Ball im Strafraum mit der Hand berührte. Der Pfiff von Schiedsrichter Dudic blieb aber genauso aus wie eine Intervention des VAR. Eine strittige Entscheidung. Servette hätte sich über einen Penalty nicht beklagen können.
Servette bemüht, aber harmlos
Servette tat spielerisch mehr für ein Tor, aber es griff nicht überzeugend an. Die Flanken waren oft ungenau und in der Sturmspitze war Jérémy Guillemenot zu wenig durchschlagskräftig. Ausser einer Chance von Dereck Kutesa, die Luganos Keeper Amir Saipi stark entschärfte, gab es nur im Ansatz gefährliche Genfer Aktionen. Gemessen am betriebenen Aufwand sprang für die Grenat enttäuschend wenig heraus – an Toren sowieso, aber auch an Torchancen.
Der 99. Cupfinal bot bis zur finalen Entscheidung selten Aufreger, auch wenn er ab Mitte der zweiten Halbzeit intensiver geführt wurde. Es konnte keinen überraschen, dass zum ersten Mal seit 2014 und zum insgesamt siebten Mal ein Cupfinal im Penaltyschiessen entschieden wurde. Dieses hatte es dann aber in sich und entschädigte für die 120 vorangegangenen Minuten.
Telegramm:
Servette – Lugano 0:0 n.V.; Servette 9:8-Sieger im Penaltyschiessen
Wankdorf, Bern. – 27’710 Zuschauer. – SR Dudic. – Penaltyschiessen: Stevanovic 1:0, Mai 1:1; Severin 2:1, Grgic 2:2; Nishimura 3:2, Aliseda 3:3; Rouiller 4:3, Mahou 4:4; Bolla (Saipi hält), Sabbatini (übers Tor); Tsunemoto (an die Latte), Steffen (Mall hält); Douline 5:4, Valenzuela 5:5; Mazikou 6:5, Doumbia 6:6; Ondoua 7:6, Cimignani 7:7; Magnin (Saipi hält), Hajdari (Mall hält); Mall 8:7, Saipi 8:8; Severin 9:8, Mai (Mall hält).
Servette: Frick (118. Mall); Tsunemoto, Rouiller, Severin, Mazikou; Ondoua; Cognat (118. Douline), Antunes (78. Magnin); Stevanovic, Guillemenot (86. Bolla), Kutesa (113. Nishimura).
Lugano: Saipi; Doumbia, Mai, Hajdari, Valenzuela; Grgic; Steffen, Mahmoud (68. Sabbatini), Bislimi (85. Mahou), Bottani (68. Aliseda); Celar (55. Vladi/91. Cimignani).
Bemerkungen: Verwarnungen: 21. Hajdari. 38. Valenzuela. 45. Severin. 57. Antunes. 57. Saipi. 59. Cognat. 106. Sabbatini.