Gregor Kobel erster Schweizer Torhüter im Champions-League-Final
Gregor Kobel hütet am Samstag als erster Schweizer Goalie das Tor in einem Champions-League-Final. Dabei ist der Keeper von Borussia Dortmund erst auf einer Zwischenstufe seiner Karriereleiter.
Noch spielt Gregor Kobel für Borussia Dortmund. Aber bereits jetzt greift der 26-jährige Zürcher nach den europäischen Sternen. Am Samstag spielt er mit dem BVB im Londoner Wembley-Stadion gegen Real Madrid um den Sieg in der Champions League. Dabei wird Kobel der erste Schweizer Torhüter sein, der in einem Final der Königsklasse zwischen den Pfosten steht.
Als Spieler haben es vor ihm acht Schweizer mit ihren Klubs so weit gebracht, aber nur drei kamen im Final zum Einsatz. Stéphane Chapuisat triumphierte 1997 als erster Schweizer in der Champions League, dank einem 3:1-Sieg mit Borussia Dortmund gegen Juventus Turin. Im Vorjahr zog Manuel Akanji mit Manchester City nach, dazwischen unterlag Stephan Lichtsteiner mit Juventus 2015 dem FC Barcelona.
Schweizer Champions-League-Sieger ohne Final-Einsatz sind Ciriaco Sforza (2001 mit Bayern München) und Xherdan Shaqiri (2013 mit Bayern München und 2019 mit Liverpool). Als Ergänzungsspieler im Final standen Philippe Senderos 2006 mit Arsenal (Niederlage gegen den FC Barcelona) und Lichtsteiner 2017 mit Juventus (Niederlage gegen Real Madrid).
Von GC verkannt
Dass Kobel einst zu diesem illustren Kreis gehören und Schweizer Goalie-Geschichte schreiben könnte, hatte sich zu seinen Anfangszeiten als Junior der Grasshoppers noch nicht abgezeichnet. In den drei GC-Jahren nach dem Wechsel vom Stammklub Seefeld sah er in den Spielen öfter zu als dass er im Tor stand.
Sein immenser Wille, die Zielstrebigkeit und der Lernhunger, sowie die guten physischen Anlagen blieben den internationalen Scouts aber nicht verborgen. Nach einer Saison bei GCs U18-Junioren ergab sich die Chance bei der TSG Hoffenheim, dem für seine gute Nachwuchsarbeit bekannten Bundesligisten aus Sinsheim, bei dem Kobel seine Entwicklung in einem ruhigen und kompetenten Umfeld vorantreiben konnte.
Treppensteigen in Deutschland
Weil sich der ursprünglich vorgesehene Hierarchie-Wechsel im Tor der ersten Mannschaft durch eine weitere Vertragsverlängerung mit dem damaligen Stammkeeper Oliver Baumann verzögerte, holte sich Kobel die Spielpraxis mit Gastspielen bei Augsburg und beim VfB Stuttgart. An beiden Orten überzeugte er, Augsburg verhalf er zum Klassenerhalt, Stuttgart führte er mit seinem Paraden zum Aufstieg. Es folgte der fixe Wechsel nach Stuttgart für gut sieben Millionen Euro Ablöse und – eine weitere starke Saison später im Sommer 2021 – der Transfer zu Borussia Dortmund für 15 Millionen Euro.
Auch in Dortmund gehört Kobel längst zu den absoluten Stützen der Mannschaft. Der Champions-League-Final am Samstag im Londoner Wembley-Stadion gegen Real Madrid ist der vorläufige Höhepunkt, aber bestimmt noch nicht der letzte auf dem Weg von Gregor Kobel. Dass der designierte Nachfolger von Yann Sommer als Nummer 1 der Schweizer Nationalmannschaft spätestens 2028, wenn sein aktueller Vertrag ausläuft, noch eine Etage höher steigen wird in der Fussball-Hierarchie, steht angesichts der chronisch starken Leistungen ausser Frage.