Janika Sprunger verblüfft mit der jungen Stute Orelie
Janika Sprunger setzt am CSIO St. Gallen zum Sprung nach Paris an. Die Baselbieterin ist mit ihrer Stute Orelie drauf und dran, auch in ihrer zweiten Karriere an Olympischen Spielen zu reiten.
Was die Leistungsfähigkeit angeht, erreichen Pferde meist zwischen 12 und 16 Jahren ihren Höhepunkt. Und doch drängt sich Janika Sprunger mit ihrer 10-jährigen Stute Orelie fürs Olympia-Kader auf. «Vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, dass wir so schnell so weit kommen, dass wir für Paris ein Thema sein werden», sagt die 37-Jährige. «Doch jetzt hat sich die Erwartungshaltung geändert. Ich will mich für die Olympischen Spiele aufdrängen.»
Anfang 2022 wechselte Orelie in den Niederlanden in den Stall von Janika Sprunger und ihrem Mann. Mit viel Geduld und harter Arbeit schliff die Reiterin aus einem Rohdiamanten ein kleines Juwel. Orelie debütierte 2023 an einigen der besten Turniere der Welt und hinterliess einen starken Eindruck – auch in St. Gallen und Basel. Die Zahl der Kaufinteressenten stieg. Doch die Zugerin Tina Pol, die Besitzerin der Stute, schlug alle Angebote aus und sicherte der Baselbieter Amazone das Pferd fürs Olympia-Jahr.
Zahlreiche Änderungen im Privatleben
Dass Janika Sprunger erneut Ambitionen im Spitzensport hegt, ist nicht selbstverständlich. Seit 2018 ist sie mit dem schwedischen Weltranglistenersten Henrik von Eckermann liiert, die Verlobung folgte ein Jahr später, seit April 2021 sind sie Eltern des gemeinsamen Sohns Noah, im Oktober 2022 heirateten sie. Die Schweizerin ist nicht nur Spitzensportlerin, sondern auch Pferde-Ausbildnerin, sie managt einen Stall, unterstützt ihren Ehemann und ist Mutter.
Das Jonglieren all dieser Aufgaben erfordert einen Kraftakt. «Die Energie kommt aus der Leidenschaft zum Pferd. Da steckt Herzblut dahinter», sagt sie und fügt an: «Als Mami hat man mehr Energie. Ich weiss mehr, wer ich bin, wo ich hingehöre, was ich will.»
Die Familie wohnt direkt über den Stallungen ihrer Reitanlage in der niederländischen Ortschaft Kessel. Das vereinfacht einiges. «Wir sind immer für unsere Pferde da. Die Arbeit mit ihnen – das ist unsere Passion, unser Leben». Die Ziele treiben die beiden an. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – oder in ihrem Fall sind es zwei Wege, wenn man vom Spitzensport spricht.
Während Von Eckermann seit fast zwei Jahren ununterbrochen an der Weltspitze thront, primär dank Janika Sprungers ehemaligem Pferd King Edward von Sieg zu Sieg reitet und auch sonst über einen breiten Beritt verfügt, hat die Baselbieterin die zweite Karriere neu lanciert. «Ein kompletter Neustart», wie sie sagt.
Janika Sprunger trainiert fünf Nachwuchspferde, für das höchste Niveau drängt sich erst Orelie auf. «In Zukunft will ich meine kleine Armee stärken, öfters auf Fünfsterne-Niveau reiten, aber weniger abhängig von Orelie werden», schildert sie ihre Ambitionen für die kommenden Jahre.
Janika Sprunger will wieder top werden – so, wie sie es bereits einmal war. Ab 2015 bildete sie mit Bonne Chance eine fixe Grösse in der Schweizer Equipe. Sie gewann EM-Bronze mit der Mannschaft, ritt 2016 an den Olympischen Spielen und gehörte auch 2018 dem WM-Team an. Danach musste sie sich von ihrer Championats-Stute trennen; das Pferd ging in die Zucht.
Teamkollegen werden getestet
An diesem Wochenende in St. Gallen steht Janika Sprunger der Grand Prix vom Sonntag offen, sie figuriert aber nicht im Schweizer Aufgebot für den Nationenpreis vom Freitag. Dies darf die Reiterin als gutes Omen mit Blick auf Paris werten. Sie hat heuer bereits geliefert, nun will der Equipenchef Peter van der Waaij mit Pius Schwizer auf Vancouver und Alain Jufer mit Dante zwei andere Kandidaten für den dritten Olympia-Startplatz neben Steve Guerdat und Martin Fuchs testen.