Verpflichtung von Kompany ist Chance und Risiko zugleich
Die Trainer-Posse bei Bayern München findet ein Ende. Der Belgier Vincent Kompany unterschreibt beim deutschen Rekordmeister einen Vertrag bis zum 30. Juni 2027.
Die Bayern sind Kompanys erst dritte Station als Trainer nach Anderlecht und Burnley. An beiden Orten hinterliess er keine grossen Spuren. Die Belgier führte er zweimal auf den 3. Platz. Mit Burnley stieg er zwar vor einem Jahr in die Premier League auf, jedoch hat er auch den Abstieg zu verantworten. Mit 38 Jahren war er in der vergangenen Saison der jüngste Trainer in der höchsten englischen Liga. Von daher ist es ein mutiger Entscheid der Münchner.
Kompany war alles andere als ein Wunschkandidat der Bayern. Zunächst hatten unter anderen Xabi Alonso, Julian Nagelsmann und Ralf Rangnick abgesagt. Dann misslang auch noch der Versuch, die schon im Februar vereinbarte Vertragsauflösung mit Thomas Tuchel wieder rückgängig zu machen.
Kontinuität wird angestrebt
«Vincent Kompany ist hungrig und bringt alles mit: Schon als Spieler war er eine Führungsfigur im internationalen Spitzenfussball und geht auch als Trainer voran», liess sich Sportchef Max Eberl in einer Mitteilung zitieren. Dass Kompany einen Vertrag bis 2027 erhielt, ist dem Wunsch der Verantwortlichen geschuldet, auf der Position des Trainers wieder mehr Kontinuität zu haben. «Wir wollen einen Trainer haben, der Bayern München längerfristig begleitet», so Eberl.
Kompany sagte: «Es ist eine grosse Ehre, für diesen Verein tätig sein zu dürfen; der FC Bayern ist eine Institution im internationalen Fussball. Als Trainer musst du für das stehen, was du als Persönlichkeit bist: Ich liebe es, den Ball zu haben, kreativ zu sein – und wir müssen auch aggressiv sein auf dem Platz und mutig.»
Xabi Alonso als Beispiel
Die Verpflichtung von Kompany ist Chance und Risiko zugleich. Dass er wenig Erfahrung als Trainer mitbringt, ist nicht zwingend ein Nachteil, umso mehr er als Spieler einiges erlebt hat. Seine grössten Erfolge feierte er mit Manchester City, mit den Skyblues, bei denen er als Captain amtete, gewann er viermal den Meistertitel und zweimal den FA Cup. Dabei bekam er einiges mit vom wohl besten Trainer der Welt, Pep Gurdiola, der sich gegenüber den Bayern sehr positiv über Kompany geäussert hat.
Dass es funktionieren kann, zeigt das Beispiel von Xabi Alonso. Der 42-jährige Spanier, ebenfalls ein ehemaliger Weltklassespieler, stieg mit der zweiten Mannschaft von Real Sociedad San Sebastian ab, bevor er im Oktober 2022 zu Bayern Leverkusen wechselte. Was dann geschah, ist bekannt. Unter seiner Führung wurde die Werkself in der vergangenen Saison zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte deutscher Meister, und dies ohne Niederlage. Am vergangenen Samstag machte das Team mit dem Cupsieg das Double perfekt.
Für Effenberg eine gute Lösung
Der frühere Bayern-Spieler Steffen Effenberg, der dafür bekannt ist, Klartext zu sprechen, findet Kompany jedenfalls eine gute Wahl, auch weil er jung und unverbraucht sei. «Und: Er spricht die Sprache der Spieler, was ich für unerlässlich halte, besonders bei den Bayern.»
Die Frage wird sein, ob Kompany tatsächlich die nötige Zeit erhält. Die Münchner gewannen in der abgelaufenen Spielzeit erstmals seit der Saison 2011/2012 keinen Titel. In der Bundesliga schaute nach elf Meistertiteln in Serie bloss der 3. Platz heraus, im DFB-Pokal scheiterten die Bayern in der zweiten Runde am Drittligisten Saarbrücken, in der Champions League bedeutete im Halbfinal Real Madrid Endstation. Eine weitere titellose Saison werden die Verantwortlichen kaum akzeptieren. Zudem findet der Final in der Königsklasse im nächsten Jahr in München statt. Das macht es für Kompany nicht einfacher.