Klangvolle Namen und eine Königsetappe mit Fragezeichen
Eineinhalb Wochen vor Beginn der Tour de Suisse präsentiert das OK das Starterfeld, das von Vorjahressieger Mattias Skjelmose angeführt wird. Sorgenfalten bereitet der viele Schnee auf den Pässen.
Neben Skjelmose kündigen mit Olympiasieger Richard Carapaz und dem früheren Tour-de-France-Sieger Egan Bernal zwei weitere ehemalige Gewinner der Schweizer Landesrundfahrt ihre Teilnahme an. Auf der provisorischen Startliste für die 79. Ausgabe stehen mit Sprintstar Mark Cavendish und Mountainbike-Olympiasieger Tom Pidcock zwei weitere klangvolle Namen.
Im Fokus werden ab dem übernächsten Sonntag aber selbstredend die besten Schweizer Fahrer stehen, angeführt von Marc Hirschi sowie den beiden Zeitfahr-Spezialisten Stefan Bissegger und Stefan Küng. Auch Mauro Schmid, Johan Jacobs und Fabian Lienhard meldeten die Organisatoren an der Medienkonferenz in Münchenstein im Kanton Baselland als Teilnehmer. Das Trio vom Veloclub Steinmaur wird mit dem Start der 3. Etappe am 11. Juni in Steinmaur in den Genuss eines echten Heimspiels kommen.
Den beiden Thurgauern Bissegger und Küng bietet sich zum Auftakt der achttägigen Rundfahrt am Sonntag, 9. Juni, in Vaduz im knapp 5 km langen Zeitfahren die Chance, sich neben dem Tagessieg auch das gelbe Leadertrikot zu sichern. Küng ist dies bereits 2021 in Frauenfeld und im vergangenen Jahr in Einsiedeln gelungen.
Königsetappe auf der Kippe
Entschieden wird die Tour de Suisse am letzten Tag mit einem Bergzeitfahren von Aigle nach Villars-sur-Ollon über 15 km. Es bildet den Abschluss einer Rundfahrt, die mit fast 19’000 Höhenmetern verteilt auf 950 km auf starke Kletterer zugeschnitten ist.
Ein Fragezeichen besteht wegen des vielen Schnees in höheren Lagen betreffend Überquerung der Pässe. Zwar kommen die Räumungsarbeiten planmässig voran. Das grösste Problem könnte jedoch entstehen, wenn aufgrund der grossen Wärme Lawinengefahr herrscht. Dann droht trotz geräumter Strassen eine Sperrung; so geschehen kürzlich am Giro d’Italia.
Auf der Kippe steht vor allem die Königsetappe, die am drittletzten Tag von Locarno über den Nufenenpass nach Blatten-Belalp ins Wallis führt. Die Bergankunft auf dem Gotthardpass zum Ende der 4. Etappe dürfte weniger das Problem sein.
Spezial-Bergpreis zu Ehren von Gino Mäder
Auf dem auf 2421 Metern über Meer gelegenen Nufenenpass befindet sich der höchste Punkt der diesjährigen Tour. Im Gedenken an den bei der letztjährigen Landesrundfahrt verstorbenen Gino Mäder wird die Passage künftig mit einem Spezialpreis versehen. Den Preis erhält, wer das Dach der Tour, das ab diesem Jahr «#rideforgino Bergpreis» heisst, als Erster erreicht. Tour-Direktor Olivier Senn erklärt, wie die Idee entstanden ist: «Ginos grosse Stärke lag unter anderem in den hohen Bergen. Deshalb haben wir gemeinsam mit Ginos Familie entschieden, ihm den höchsten Punkt des Rennens zu widmen. So wird Gino für immer mit der Tour de Suisse verbunden bleiben.»
Am Todestag des am Albulapass verunglückten Kletterspezialisten, dem 16. Juni, organisiert der Verein #rideforgino ausserdem eine Ausfahrt von Aigle nach Villars im Gedenken an Gino. Dazu wird die Startnummer 44, die Gino Mäder im letzten Jahr getragen hat, künftig nicht mehr vergeben.
Neues Zeitfenster für die Frauen
Auch bei der vierten Ausgabe der Tour de Suisse der Frauen, die am Schlusswochenende der Tour der Männer beginnt, steht mit Marlen Reusser die Vorjahressiegerin am Start. Für die Bernerin ist es knapp eineinhalb Monate vor Beginn der Olympischen Spiele in Paris eine gute Gelegenheit, an der viertägigen Heimrundfahrt (15. bis 18. Juni) ihre Form zu testen. Bei den Frauen beschränkt sich der Schauplatz auf die Westschweiz.
Eine Änderung dürfte es im Hinblick auf 2025 geben. «Wir gehen davon aus, dass die Tour de Suisse der Frauen im nächsten Jahr vor der Rundfahrt der Männer stattfindet», sagte Senn. Noch steht die Kalender-Bestätigung des Weltverbandes UCI aus. Provisorisch ist die Rundfahrt vom 12. bis 15. Juni im Kalender vermerkt. Damit würde die Schlussetappe der Tour de France Women 2025 auf den Starttag der Männer fallen.