Offene Fragen und Vorfreude bei Golubic und Wawrinka
Für beide Schweizer geht das French Open gleich am Sonntag los. Viktorija Golubic und Stan Wawrinka steigen zuversichtlich, aber auch mit offenen Fragen ins Turnier.
Viktorija Golubic strahlt am Samstag über beide Ohren, als sie in der Interview-Zone Platz nimmt. Sie kommt direkt vom Court Suzanne-Lenglen, wo sie vor vielen Fans am traditionsreichen Yannick-Noah-Tag teilnahm. «Ich bin voller Adrenalin, wenn ich noch nicht wach und bereit war, jetzt bin ich es definitiv.» Es sei eine coole und etwas überraschende Möglichkeit, im grossen Stadion zu spielen.
Sie wird schon am späten Sonntagnachmittag auf diesen zweitgrössten Platz im Stade Roland-Garros zurückkehren. Das Los meinte es nicht sehr gut mit der 30-jährigen Zürcherin, sie trifft in der 1. Runde auf die Tschechin Barbora Krejcikova, die Siegerin von 2021. Golubic (WTA 74) hat in dieser Saison nur drei Partien auf Sand gespielt, nachdem sie sich Ende Januar am Fuss verletzt hatte. Nun fühlt sie sich aber wieder komplett fit.
Die unerwiederte Liebe
Zum French Open hat sie eine etwas komplizierte Beziehung. «Es war immer so ein bisschen meine Liebe», erzählt die Schweizerin. «Es ist das Turnier, das ich immer am Fernsehen verfolgt habe.» Die Resultate passen allerdings nicht dazu. Einzig bei der Premiere im Hauptfeld vor acht Jahren erreichte sie die 2. Runde, seither gab es fünf Erstrunden-Niederlagen.
In der starken Auftaktgegnerin sieht sie auch Positives: «Ich weiss, dass ich von Anfang an Gutzi geben muss.» Krejcikova, aktuell die Nummer 26 der Welt, sei meist etwas in ihrer eigenen Welt und spiele die Bälle unabhängig von der Gegnerin. «Wenn sie gut drauf ist, tut sie das sehr, sehr präzise.» Deshalb gelte es, die Tschechin so gut wie möglich aus ihrer Komfortzone zu bewegen.
Duell der angeschlagenen Oldies
Sogar auf dem grössten Platz bestreitet Stan Wawrinka gegen Andy Murray die erste Night Session des diesjährigen Turniers. «Mental, physisch und tennismässig fühle ich mich sehr gut», sagt der 39-jährige Waadtländer. «Aber ich muss anfangen, wieder Matches zu gewinnen.» Das war in diesem Jahr bisher kaum der Fall.
Seinen Tiefpunkt erlebte Wawrinka in Rom. Er hatte bei einem Challenger-Turnier in Aix-en-Provence gegen Albert Ramos-Viñolas verloren, nach zuvor neun Siegen gegen den spanischen Routinier. «Nach zwei Tagen in Rom bin ich nach Hause gereist, da ich wirklich keine Lust hatte, auf dem Platz zu stehen.» Er gibt zu, dass die offizielle Begründung für das Forfait, eine Verletzung am Handgelenk, nur vorgeschoben war.
Nun ist die Lust aber wieder da, umso mehr auf ein Duell gegen einen langjährigen Weggefährten. «Es ist schön, wieder einmal gegen einen meiner Generation zu spielen», meint Wawrinka mit einem Lächeln. Murray und er haben sich schon einige epische Duelle geliefert, nicht zuletzt im Halbfinal des French Open 2017. Der Romand gewann nach über fünf Stunden, danach waren aber beide Spieler derart am Anschlag, dass sie körperlich nie mehr auf ihr früheres Niveau kamen. «Es wird sicher ein gutes Spiel», glaubt Wawrinka vor dem 23. Aufeinandertreffen (13:9 Siege des Schotten).