Weibel: «Wir schauen weder zurück noch vorwärts»
Die Schweizer sind nach dem 3:1-Sieg im Viertelfinal in Ostrava gegen Deutschland zurück in Prag. Ein Interview mit Lars Weibel.
Der Direktor Sport bei Swiss Ice Hockey spricht mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA über die Bedeutung des Sieges gegen den Erzrivalen, was ihm bisher besonders gefallen hat und wie er die Ausgangslage für den Halbfinal am Samstag um 18.20 Uhr gegen Titelverteidiger Kanada sieht.
Lars Weibel, Hand aufs Herz, der Druck war immens im Viertelfinal gegen Deutschland (3:1), eine weitere Niederlage gegen den Erzrivalen hätte zu einiger Kritik geführt. Ist deshalb die Erleichterung umso grösser?
«Ich würde eher sagen, es ist eine Bestätigung, dass der von uns eingeschlagene Weg funktioniert, die richtigen Leute mit dem richtigen Know-how im Staff sind und die Mannschaft gut zusammengestellt ist. Wir haben uns vor allem deshalb sehr gefreut.»
Was hat Sie an den bisherigen Auftritten der Mannschaft am meisten beeindruckt?
«Mir gefiel, dass wir die bei der Analyse festgestellten Mängel, an denen wir intensiv arbeiteten und deren Umsetzung wir konsequent einforderten, grösstenteils beheben konnten. So schafften wir es gegen Deutschland, die Drucksituation nicht nur anzunehmen, sondern sie auch zu lieben. Dann legten wir ein Augenmerk darauf, im richtigen Moment mit der richtigen Intensität zu spielen und dass wir taktisch variabel sind, wir also wissen, wann wir offensiv und wann wir hinten sauber spielen müssen. Diesbezüglich wurden wir flexibler und reifer.»
Ist das Fokus-Konzept von Performance Coach Stefan Schwitter auch neben dem Eis zu spüren, erleben Sie die Spieler diesbezüglich anders wie in den vergangenen Jahren?
«Das ist spürbar und eines von sehr vielen Puzzleteilen. Wir haben jedoch so viel Charakter, Leidenschaft, Commitment und vor allem gute Spieler in der Mannschaft, dass es schwierig zu sagen ist, was welchen Einfluss hat. Jedenfalls kann der Staff der Mannschaft sehr viel mitgeben.»
Wie sehen Sie die Ausgangslage gegen Kanada?
«Wir fokussieren uns weiterhin nur auf den Moment, werden uns einfach so optimal wie möglich vorbereiten. Wir dachten schon während unserem ersten Duell (2:3), dass sich unsere Wege nochmals kreuzen könnten. Darum machten wir schon früh eine Analyse dieses Spiels und wissen wir genau, was wir besser machen müssen. Was, darauf kann ich natürlich nicht eingehen.»
Seht Ihr Euch mit Kanada auf Augenhöhe?
«Wir verloren nur knapp, obwohl wir noch Potenzial nach oben hatten, gehen also sehr selbstbewusst in diese Partie. Fakt ist aber auch, dass Kanada auf dem Papier besser ist.»
Ist das Turnier nun so oder so schon ein Erfolg oder nur dann, wenn Ihr nun eine Medaille gewinnt?
«Ich kann das nicht beantworten, das ist keine Floskel. Das wäre schon eine Analyse und das passt nicht zu unserem Ansatz, stets im Hier und Jetzt zu sein. Wir sind überzeugt, dass eine Nation wie die Schweiz nur so erfolgreich sein kann. Von daher schauen wir nicht zurück und nicht vorwärts, sondern wollen einfach diesen Halbfinal unbedingt gewinnen.»