Schweizer besiegen Deutschland und treffen im Halbfinal auf Kanada
Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft steht zum ersten Mal seit 2018 in den WM-Halbfinals.
Das Team von Trainer Patrick Fischer bezwingt in Ostrava Deutschland dank Doppel-Torschütze Christoph Bertschy 3:1 und trifft am Samstag um 18.20 Uhr auf Titelverteidiger Kanada.
Die Schweizer hatten gegen die Deutschen alles im Griff, führten 2:0, als Andrea Glauser in der 32. Minute die zweite Strafe seines Teams in dieser Partie kassierte. Vier Sekunden später, nach einem gewonnenen Bully von Wojciech Stachowiak und einem Schuss des Berner Stürmers Dominik Kahun, stand es nur noch 2:1 für die Eisgenossen.
Viertelfinal-Fluch besiegt
Es kamen ungute Erinnerungen auf. Denn schon an der WM 2021 in Riga lagen die Schweizer im Viertelfinal gegen Deutschland 2:0 vorne. Damals mussten sie den Ausgleich zum 2:2 44 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit hinnehmen und verloren daraufhin im Penaltyschiessen. Würden sich die Ereignisse wiederholen, würden die Schweizer tatsächlich zum fünften Mal in Serie ein K.o.-Spiel gegen die DEB-Auswahl verlieren?
Diesmal hielten die Schweizer hinten dicht, obwohl sie nach dem 1:2 zwei vermeidbare Strafen kassierten – eine wegen zu vieler Spieler auf dem Eis und eine, weil Sven Senteler den Puck nach der Pausensirene ins gegnerische Tor beförderte. Souverän agierten die Schweizer allerdings nicht mehr, sie verteidigten aber leidenschaftlich und liessen als Folge davon im sechsten Spiel in Folge kein Gegentor bei nummerischem Gleichstand zu. Und 58 Sekunden vor dem Ende machte Bertschy, der schon das 1:0 (8.) erzielt hatte, mit dem erlösenden 3:1 ins leere deutsche Tor alles klar.
Traumstart dank Shorthander
«Sie haben vielleicht etwas Angst vor uns», hatte der deutsche Topskorer John Peterka im Vorfeld der Partie gesagt. Das war zunächst nicht der Fall. Die Schweizer, bei denen wie erwartet Leonardo Genoni das Tor hütete, waren gut eingestellt auf den Erzrivalen. Sie gingen sehr aggressiv zu Werk und gewährten den Deutschen zunächst kaum Raum.
Und als in der 6. Minute Andres Ambühl eine Strafe kassierte, überstanden die Schweizer diese nicht nur, sie gingen gar in Führung. Bertschy fing einen Pass ab, stürmte los und bezwang den schlecht positionierten deutschen NHL-Keeper Philipp Grubauer trotz Druck eines Gegners. Es kam noch besser: Nico Hischier erhöhte in der 17. Minute auf 2:0, nachdem ein Deutscher einen Schuss von Jonas Siegenthaler auf dessen Stock ablenkte. Hischier, der Nummer-1-Draft von 2017, war zum sechsten Mal an diesem Turnier erfolgreich.
Wieder gegen Kanada
Nach der Rückkehr nach Prag bekommen es die Schweizer am Samstag im Halbfinal mit Kanada zu tun. Die beiden Teams trafen schon in der Vorrunde aufeinander, damals behielten die an diesem Turnier noch ungeschlagenen Nordamerikaner mit 3:2 die Oberhand.
Telegramm:
Schweiz – Deutschland 3:1 (2:0, 0:1, 1:0)
Ostrava. – 6583 Zuschauer. – SR Brander/Holm (FIN/SWE), Gustafson/Nyqvist (USA/SWE). – Tore: 8. Bertschy (Ausschluss Ambühl!) 1:0. 17. Hischier (Siegenthaler, Fiala) 2:0. 32. Kahun (Stachowiak/Ausschluss Glauser) 2:1. 60. (59:02) Bertschy 3:1 (ins leere Tor). – Strafen: 4mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 3mal 2 Minuten gegen Deutschland.
Schweiz: Genoni; Glauser, Josi; Kukan, Siegenthaler, Loeffel, Marti; Fora, Jung; Niederreiter, Hischier, Fiala; Bertschy, Thürkauf, Andrighetto; Simion, Senteler, Herzog; Ambühl, Haas, Scherwey.
Deutschland: Grubauer; Wissmann, Jonas Müller; Moritz Müller, Szuber; Wagner, Kälble; Kahun, Sturm, Tiffels; Peterka, Stachowiak, Reichel; Pföderl, Michaelis, Ehliz; Ehl, Kastner, Tuomie.
Bemerkungen: Schweiz ohne Berra, Jäger, Kuraschew (alle überzählig) und Schmid (Ersatzgoalie). – Pfostenschüsse: 9. Thürkauf, 39. Kahun. – Schüsse: Schweiz 25 (12-9-4); Deutschland 15 (5-5-5). – Powerplay-Ausbeute: Schweiz 0/3; Deutschland 1/4.