«Wir sind gekommen, um zu bleiben»
Der HC Kriens-Luzern steht ab Pfingstmontag zum zweiten Mal in Folge gegen Kadetten Schaffhausen im Playoff-Final um den Handball-Titel. Vom Meistertitel will in der Innerschweiz aber niemand reden.
«Ich nehme dieses Wort nicht in den Mund», sagt Nik Tominec, der sportliche Leiter – auch wenn er zugibt, dass es in einem Playoff-Final «nur ein Ziel geben kann».
Aber – und in dieser Hinsicht sind sich in der Innerschweiz alle einig: Die Finalqualifikation in dieser Saison stellt den viel grösseren Erfolg dar als die Premiere vor einem Jahr. «Vor einem Jahr drehte sich alles um Andy Schmid», erklärt Dany Frank, der Mediensprecher des HC Kriens-Luzern. «Schmid trug uns zum Gewinn der Qualifikation und in den Final. Diesmal schafften wir die Finalqualifikation ohne ihn.»
Schmid-Effekt
Andy Schmid! Der neue Nationalcoach wird die Finalspiele zweifellos verfolgen. Als Nationaltrainer wird er sich aber davor hüten, viele Emotionen zu zeigen. Mit Sicherheit wird sein Herz für den HC Kriens-Luzern schlagen, mit dem er im Spätsommer die Saison noch begonnen hat. Andy Schmid lancierte seine Karriere in der Innerschweiz bei Borba Luzern. Vor 20 Jahren stieg er mit Stans/Luzern in die NLA auf. In den letzten zwei Saisons beendete der Weltklassehandballer seine Karriere bei Kriens-Luzern – und bewegte wahnsinnig viel!
Vor fünf Jahren spielte Kriens-Luzern noch vor 160 Leuten. Letzte Saison stellte der HCKL mit 31’000 Zuschauern bei den Heimspielen einen Schweizer Rekord auf. Auch dank Schmid will der Luzerner Nachwuchs wieder Handball spielen. Die Zulaufrate in gewissen Juniorenkategorien betrug in den letzten zwei Jahren bis zu 300 Prozent. Die SG Pilatus, die Nachwuchsorganisation von Kriens-Luzern, steht diese Saison in drei von vier Playoff-Finals.
Letzte Saison gewann das NLA-Team mit dem Schweizer Cup einen ersten Titel – mit einem 32:30 im Final über die Kadetten aus Schaffhausen. «Wir sind an die nationale Spitze gekommen, um dort zu bleiben», sagt der ehemalige Spitzenspieler Nick Christen, der Kriens-Luzern als Geschäftsführer an die Spitze führte, sich jetzt aber voll und ganz auf die neue Pilatus-Arena konzentriert.
«Lifere, nid lafere»
Dass Andy Schmid nach der Europameisterschaft im Januar seine Karriere abrupt beendete, warf Kriens-Luzern nicht aus der Bahn. «Der eine oder andere mag im ersten Moment enttäuscht gewesen sein, aber intern haben wir immer gewusst, dass diese Möglichkeit besteht», sagt Dany Frank.
Aber Sportchef Tominec schluckte im ersten Moment schon leer, als im Januar mit Schmid (Rücktritt) und Jonas Schelker (Knieverletzung) gleich beide Königstransfers aus der Bundesliga für den Rest der Saison ausfielen. Tominec: «Ich fragte mich: Wie gehen wir vor? Aber ich erkannte schnell, dass Qualität vorhanden ist. Jetzt dürfen wir stolz sein, den Final auch in dieser turbulenten Saison mit vielen Verletzten wieder geschafft zu haben.»
Und wie soll es für den HC Kriens-Luzern weitergehen? Kurzfristig und mittelfristig? Nik Tominec: «Uns ist bewusst, dass die Kadetten als klare Favoriten in den Final steigen. Aber wir geben alles und nehmen Spiel für Spiel. Vom Titel reden wir nicht. Wir wollen ‘lifere, nid lafere’».
Topmoderne Arena
Mittelfristig will Kriens-Luzern weiter an der Spitze mitmischen, weil im September 2025 der Umzug in die topmoderne Pilatus-Arena erfolgt. «Wir wollen uns mit eigenen, jungen Spielern plus Top-Ausländern in der Spitzengruppe halten», sagt Sportchef Tominec. «Dabei reden wir aber von einem Prozess, der nicht von heute auf morgen zu erreichen ist. Konstanz ist ein Qualitätsmerkmal. Mit zwei Finalqualifikationen in zwei Saisons haben wir mit Blick auf den Umzug die Basis gelegt.»
Im aktuellen Playoff-Final spielt Kriens-Luzern das erste Heimspiel noch in der Krauerhalle, in der die Infrastruktur zu wünschen übrig lässt. Ein allfälliges zweites Heimspiel würde in der Stadthalle Sursee stattfinden, die schon vor einem Jahr im Final zweimal als Heimstätte diente. Der Umzug nach Sursee ist jedes Mal aufwändig und teuer. Solche Sorgen ist der HC Kriens-Luzern in anderthalb Jahren los.