Neuer Prozess gegen iranische Friedensnobelpreisträgerin Mohammadi
Gegen die im Iran inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi wird es an diesem Sonntag einen neuen Prozess geben. Sie solle wegen Propaganda gegen das islamische System angeklagt werden, weil sie fälschlicherweise sexuellen Missbrauch von Frauen in iranischen Gefängnissen angeprangert habe, schrieb die 52-Jährige in einem am Samstag bekannt gewordenen Brief aus dem berüchtigten Ewin Gefängnis in Teheran. Sie forderte die iranische Justiz auf, «diesen Prozess öffentlich zu machen und die Teilnahme von unabhängigen Medien und Menschenrechtlern zu erlauben».
«Ich will, dass ihr mich genau deswegen anklagt, aber in Anwesenheit von Zeugen», schrieb Mohammadi in dem Brief, der persischsprachigen Medien im Ausland zugeschickt wurde. Die Anwesenden sollen laut Mohammadi Zeuge sein, wie reaktionär, frauenfeindlich und fortschrittsfeindlich die religiöse Herrschaft in Iran sei. Mohammadis Anwalt hatte bereits am Freitag den neuen Prozess gegen seine Mandantin angekündigt. Dies wurde am Samstag auch von ihren Familienmitgliedern in den sozialen Medien bestätigt.
Die Physikerin Mohammadi war in den letzten Jahren 13 Mal verhaftet und jedes Mal zu hohen Haftstrafen und sogar Peitsch-Hieben verurteilt worden. Ausserdem ist sie mit einer Ausreisesperre belegt, darf nicht Mitglied in einer politischen Gruppe sein und nicht mal ihr Smartphone benutzen. Ihr Instagram-Konto wird von Angehörigen und Freunden im In- und Ausland betrieben.
Mohammadi, eine der bekanntesten Menschenrechtsaktivistinnen im Iran, war 2023 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Sie erhielt den Preis laut dem Nobelkomitee in der norwegischen Hauptstadt Oslo für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und ihren Kampf gegen die Todesstrafe sowie für die Förderung der Menschenrechte und Freiheit für alle. Aktuell verbüsst die 52-Jährige ihre langjährige Haftstrafe im Teheraner Ewin-Gefängnis.