Moskau: Korruptionsverdächtiger Vizeverteidigungsminister in U-Haft
Ein Gericht in Moskau hat inmitten des russischen Kriegs gegen die Ukraine den stellvertretenden Verteidigungsminister Timur Iwanow wegen Korruptionsverdacht in Untersuchungshaft genommen.
Iwanow müsse zunächst bis zum 23. Juni in U-Haft, teilte der Pressedienst des Gerichts im Moskauer Stadtbezirk Basmanny am Mittwoch mit. Dem ranghohen Beamten wird die Annahme von Bestechungsgeldern in besonders grossem Umfang vorgeworfen.
Iwanow war vor allem für Bauvorhaben zuständig – darunter in der besetzten ostukrainischen Stadt Mariupol, die Russlands Armee während der Belagerung in den ersten Kriegsmonaten 2022 selbst völlig zerstört hatte.
Daneben ist nach Angaben des Gerichts ein weiterer Verdächtiger in dem Fall in Untersuchungshaft genommen worden. Es soll sich dabei um einen mit Iwanow befreundeten Unternehmer handeln. Iwanow hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen.
Das Team des in Haft ums Leben gekommenen Kremlgegners Alexej Nawalny hatte bereits Ende 2022 Korruptionsvorwürfe gegen den 48-jährigen Politiker geäussert: In einer Recherche beschuldigten die Kremlgegner Iwanow, er habe sich den Bau von Immobilien in mehreren russischen Regionen durch Auftragnehmer des Verteidigungsministeriums finanzieren lassen. Damals erfolgte keine offizielle Reaktion auf die Publikation.
Iwanow gilt als Vertrauter von Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Er war seit 2016 einer von insgesamt zwölf Stellvertretern des Ministers. 2012 war er Leiter der Regierung des Moskauer Gebiets, in dem Schoigu damals Gouverneur war.
Dieser nahm ihn bei seiner Versetzung später ins Verteidigungsministerium mit. Aus dem Kreml hiess es nach der Festnahme, dass Schoigu vorab über den Schritt informiert worden sei.