Drohnen- und Raketenangriff des Irans auf Israel
Der Iran hat erstmals Israel direkt angegriffen. Trotz internationaler Warnungen schickte der Iran mit Drohnen und Rakete. Israels Armeesprecher Daniel Hagari bestätigte am Samstag den Beginn des Angriffs. Es werde mehrere Stunden dauern, bis die Drohnen israelisches Gebiet erreichen könnten. Offen war zunächst, ob Israel mit einem Gegenangriff auf den Iran reagieren würde.
Die militärischen Spannungen im Nahen Osten hatten sich verschärft, nachdem es bei einem mutmasslich israelischen Luftangriff am 1. April auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syriens Hauptstadt Damaskus mehrere Tote gegeben hatte. Darunter waren zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden.
«Eine breite Drohnenoperation der Revolutionsgarden gegen Ziele im besetzten Land (Israel) hat vor Minuten begonnen», hiess es in den Untertiteln des Staatsfernsehens kurz vor Mitternacht. Irans Revolutionsgarden feuerten nach den Angaben auch Raketen Richtung Israel ab. Begleitet von einem massiven Drohnenangriff sei das die «Antwort auf die jüngsten Verbrechen des zionistischen Regimes», hiess es in einer im Fernsehen verlesenen Erklärung der Revolutionsgarden.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu wandte sich kurz vor dem Angriff an die Bürger seines Landes. «Der Staat Israel ist stark. Die IDF sind stark. Wir wissen es zu schätzen, dass die USA an der Seite Israels stehen, ebenso wie die Unterstützung Grossbritanniens, Frankreichs und vieler anderer Länder», sagte er. «Wir haben ein klares Prinzip: Wer uns schadet, dem schaden wir auch», warnte er. «Gemeinsam werden wir standhalten und mit Gottes Hilfe alle unsere Feinde besiegen», fügte Netanjahu hinzu.
Verteidigungsminister Joav Galant hatte wiederholt betont, ein solcher Angriff werde nicht unbeantwortet bleiben. «Ein direkter iranischer Angriff wird eine angemessene israelische Antwort gegen den Iran erfordern», hatte Galant zuletzt am Freitag gewarnt.
Auch die USA bestätigten den iranischen Angriff. US-Präsident Joe Biden werde fortlaufend über die Lage informiert und werde sich am Samstagnachmittag (Ortszeit) mit seinem Sicherheitsteam im Weissen Haus zu Beratungen treffen, teilte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats mit. Der Angriff werde sich «wahrscheinlich über mehrere Stunden hinziehen».
Für das Krisentreffen verkürzte Biden seinen Aufenthalt in Rehoboth Beach im US-Bundesstaat Delaware, wo er eigentlich das Wochenende verbringen wollte – und flog früher als geplant nach Washington zurück. Den Angaben zufolge wollten auch US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, US-Aussenminister Antony Blinken, US-Generalstabschef Charles Brown und CIA-Direktor William Burns an den Beratungen teilnehmen. Biden hatte Israel die volle Unterstützung der USA zugesichert. Am Samstag erneuerte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin diese Zusicherung.
Das israelische Militär sei in höchster Alarmbereitschaft und überwache die Situation, hiess es in einer Mitteilung, die die Armee über Telegram versendete. Das Luftabwehrsystem sei in Bereitschaft ebenso wie Kampfjets und Marineschiffe. Sprecher Hagari betonte, die Armee beobachte die Lage und alle Abwehrsysteme seien bereit. Zudem werde der GPS-Empfang in verschiedenen Landesteilen unterdrückt. Wegen des Drohnenangriffs kündigte Israel zudem an, es werde seinen Luftraum ab Sonntag 00:30 Uhr Ortszeit (Samstag 23:30 MESZ) schliessen, wie israelische Medien unter Berufung auf die Luftfahrtbehörde berichteten.
Bei dem Angriff könnte es sich um einen Schwarm sogenannter Kamikazedrohnen vom Typ Shahed 136 handeln, die auch Russland im Kampf gegen die Ukraine einsetzt. Die in heimischer Produktion gefertigten Drohnen haben eine Reichweite von etwa 2500 Kilometern und können somit Ziele in Israel erreichen.
Israel hatte angesichts der angespannten Sicherheitslage kurz vor dem Angriff die Alarmbereitschaft weiter erhöht: Die Armee gab neue Schutzanweisungen für die Zivilbevölkerung heraus, die zunächst von Samstagabend bis Montagabend gelten sollten.
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, forderte alle Deutschen vor Ort auf, sich an die Anweisungen der Sicherheitsbehörden zu halten. «Ein Direktangriff wie noch nie: Iranische Drohnen im Anflug auf Israel und es kann noch mehr kommen», schrieb er am Samstagabend auf X (vormals Twitter). «Alle deutschen Landsleute bitte ich dringend, zu Ihrer Sicherheit den Anweisungen des Home Front Command und der lokalen Behörden zu folgen.»