Enttäuscht, frustriert, überfordert

«Wir finden einen Weg zu verlieren», stellt der Schweizer Nationalcoach Patrick Fischer nach der neunten Niederlage im neunten Spiel der Saison fest. Die Schweizer haben das Siegen verlernt.

Patrick Fischer nimmt im Interview mit dem Fernsehen SRF kein Blatt vor den Mund. «Enttäuscht, frustriert», umschreibt der Coach unmittelbar nach der 3:5-Niederlage gegen Tschechien am Sonntag in Karlstad seine Gefühlslage. «Wir müssen einen Weg finden, solche Matches zu gewinnen.»

Das gelingt den Schweizer Eishockeyanern schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Beim ersten Turnier der Euro Hockey Tour mit den Grossmächten Schweden, Finnland und Tschechien lauteten die Resultate im November 0:4, 3:4 und 0:1, in Schweden nun 2:4, 2:5 sowie 3:5. Einzig beim Heimturnier im Dezember in Zürich gab es mit zwei Niederlagen in der Verlängerung zwei (sehr) kleine Lichtblicke.

Zu viele Absenzen

Aus heiterem Himmel kam der erneute Nuller in Schweden nicht, kurz vor den Playoffs fehlten auf allen Positionen eine ganze Reihe von Leistungsträgern wie Denis Malgin, Sven Andrighetto, Enzo Corvi, Tanner Richard, Calvin Thürkauf, Christoph Bertschy, Dean Kukan, Christian Marti, Romain Loeffel oder Leonardo Genoni, weil sie angeschlagen sind oder aus Rücksicht auf die Vereine. «Da haben wir nicht die Breite wie andere Nationen», stellt Fischer fest. Er betont aber auch: «Das heisst nicht, dass wir mit dieser Mannschaft keine Matches gewinnen können.»

Die Zahlen zeigen aber, dass die Schweizer auf dieser Stufe grosse Mühe bekunden, wenn sie nicht in Bestbesetzung antreten können. Gegen eine ebenfalls junge finnische Mannschaft zeigten sie am Donnerstag einen guten Auftritt, scheiterte aber an der Effizienz. Gegen sehr starke Schweden mussten sie froh sein, dass diese im Schlussdrittel den Fuss vom Gaspedal nahmen, das Resultat war schmeichelhaft. Gegen Tschechien wäre der Sieg angesichts einer 3:2-Führung zehn Minuten vor Schluss möglich, insgesamt aber glückhaft gewesen.

Zu viele Fehler

Die meisten Spieler, darunter sechs Länderspiel-Debütanten und nur sieben mit WM-Erfahrung, sind sich dieses Niveau nicht gewohnt. Am Einsatz hat es in keiner Sekunde gefehlt, das streichen Fischer und Führungsspieler Tristan Scherwey heraus. Doch unter Druck passieren unnötige Fouls und andere Fehler. «Die Mannschaft hat die ganze Woche unglaublich gut gekämpft, aber manche sind in wichtigen Momenten im Klub nicht auf dem Eis oder spielen dort kein Powerplay», stellt Fischer fest.

Die Jungen profitieren ohne Zweifel vom Vergleich mit der internationalen Elite, die Frage muss aber erlaubt sein, ob die Schweiz so einen berechtigten Platz in der Euro Hockey Tour hat – diesen «erbte» sie durch den Ausschluss Russlands. Bis 2027 ist die Teilname garantiert, der Vertrag wurde im vergangenen Herbst verlängert. Aktuell machen die Schweizer allerdings keine Werbung in eigener Sache.

Zu viele Zweifel

Schliesslich stellt sich auch die Frage, was die vielen Niederlagen mit der Mannschaft machen, auch wenn von den 25 Spielern in Schweden wohl nur wenige an die WM reisen werden. Ein Satz von Patrick Fischer lässt aufhorchen. «Wir finden einen Weg zu verlieren.»

Das Team verpasst in erschreckender Regelmässigkeit die «Big Points» – an der WM und in der Euro Hockey Tour. Wenn Niederlagen zur Gewohnheit werden, entsteht eine Negativspirale. Es ist nun Fischers anspruchsvolle Aufgabe, diese Mentalität wieder zu korrigieren.