Auf dem Weg zu Otto Pienes Kunst-Paradies im Museum Tinguely Basel
Das Museum Tinguely geht in einer umfassenden Retrospektive Otto Pienes experimentellen Kunstwelten nach. Der deutsche Künstler strebte mit Feuer, Rauch, Gebläse und Licht im wahrsten Sinne der Worte nach himmlischen Gefilden.
Otto Piene (1928-2014) liess einen riesigen Regenbogen über den Olympiapark schweben. Das war nicht etwa in der jüngeren queeren Vergangenheit der Fall, sondern vor 50 Jahren, in einer Zeit, als «schwul» noch als Schimpfwort missbraucht wurde. Anlass war die Schlussfeier der Olympischen Spiele 1972 in München.
Der Regenbogen ist Pienes bekanntestes Werk, das viele aber wohl gar nicht als Kunst deklariert hätten. Das passt aber zu diesem Kunst-Avantgardisten, der zugleich Weltverbesserer und Forscher war – durchaus im wissenschaftlichen Sinne. So leitete der studierte Künstler und Philosoph ab den 1970er-Jahren am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston ein Medienlabor für künstlerisch-optische Experimente.
Die Kunst von Null auf neu entwickeln
Er ging aber vor allem als einflussreicher Künstler in die Geschichte ein. Zusammen mit Heinz Mack hatte Otto Piene Ende der 50er-Jahre die ZERO-Gruppe gegründet, die wie der Name sagt, die Kunst im Nachkriegs-Deutschland von Null auf neu entwickeln wollte. Statt mit Farbe und Pinsel experimentierten die Künstler mit neuen Materialien und mit den elementaren Kräften der Natur: mit Licht, Bewegung, Wind, Feuer, Luft, Energie.
Pienes flüchtige Kunst kannte keine Grenzen. Der Künstler fackelte Leinwände ab und liess Blumen aus Feuer entstehen. Seine Pinsel waren Flammen. Er choreographierte «Lichtballette» und schoss Helium-gefüllte Skulpturen in den Himmel. Im Juli 2014 wollte Piene in Berlin seine berühmten Himmelsskulpturen vom Dach der Nationalgalerie aufsteigen lassen. Dazu kam es nicht. Mitten in den Vorbereitungen starb der Künstler im Alter von 86 Jahren.
Das Museum Tinguely beleuchtet nun in verschiedenen Stationen die «zentralen Themenbereiche» des Künstlers, wie das Museum schreibt. Zu sehen sind neben raumfüllenden Lichtinstallationen unter anderem Dokumentationen zu seinem grossen Luftskulpturen, Medienkunstwerke und viele Skizzen und malerische Entwürfe.
Die Ausstellung «Otto Piene. Wege zum Paradies» ist noch bis 12. Mai im Museum Tinguely Basel zu sehen.