Schweizer Pavillon an Kunstbiennale Venedig mit Grossinstallationen
An der 60. Kunstbiennale in Venedig gestaltet der Künstler Guerreiro do Divino Amor den Schweizer Pavillon mit der «bisher komplexesten und ehrgeizigsten Installation seiner künstlerischen Laufbahn». Das teilte Pro Helvetia am Donnerstag mit
«Super Superior Civilizations» heisst die Ausstellung des schweizerisch-brasilianischen Künstlers Guerreiro do Divino Amor, die er im Mandat von Pro Helvetia an der Biennale di Venezia während des kommenden Sommerhalbjahres zeigen wird.
Im Gegensatz zu allfälliger schweizerischer Selbstwahrnehmung ist diese Ausstellung im Schweizer Pavillon «ein allumfassendes, immersives Kunstwerk». Mit seiner Bildsprache hinterfragt do Divino Amor nationale politische Mythen. Er baut architektonische Elemente in seine Installation ein, «künstliche Symbole einer vermeintlichen, westlichen rassifizierten Überlegenheit», wie Pro Helvetia schreibt.
Teil eines weltumspannenden Projekts
Die für Venedig geplante Ausstellung «Super Superior Civilizations» entspricht dem sechsten und siebten Kapitel der Saga «Superfictional World Atlas», an der do Divino Amor seit 2005 arbeitet. Diesen Weltatlas will der Künstler als ein weltumspannendes, kartografisches Projekt verstanden wissen. Es sei allegorisch und potenziell unendlich.
Die beiden besagten Kapitel im Schweizer Pavillon heissen «The Miracle of Helvetia» und «Roma Talismano». Ersteres ist ein Video, das die Schweiz als Allegorie in Szene setzt, als ein Paradies auf Erden, in dem sich Natur und Technik, Kapitalismus und Demokratie, Bodenständigkeit und Kultiviertheit in einem perfekten und surrealen Gleichgewicht befinden, wie Pro Helvetia erklärt.
Ein langer Korridor verbindet «The Miracle of Helvetia» mit der Installation «Roma Talismano». Dieses allegorische Gebilde symbolisiert laut Pro Helvetia das über Jahrhunderte tradierte Symbol einer vermeintlichen moralischen, politischen und kulturellen Überlegenheit.
Genfer in Rio de Janeiro
Guerreiro do Divino Amor wurde 1983 in Genf geboren; heute lebt und arbeitet er vorwiegend in Rio de Janeiro. Mit seinen Werken hat er sich international einen Namen gemacht. Für die Ausstellung in Venedig hat er mit dem Kurator Andrea Bellini zusammengearbeitet. Bellini ist Direktor des Centre d’Art Contemporain in Genf und künstlerischer Direktor der Biennale de l’Image en Mouvement, ebenfalls in Genf.
Pro Helvetia hat den Entscheid für Guerreiro do Divino Amor bereits vor einem Jahr bekannt gegeben. Die Kunstbiennale in Venedig findet alle zwei Jahre statt, jeweils im Wechsel mit der Architekturbiennale. Die 60. Ausgabe dauert vom 20. April bis 24. November.