Politgeograf Michael Hermann über Politstil der Berner und Zürcher
Zürcher «mischen den Laden auf» und Berner sind Feinmechaniker: Der Politgeograf Michael Hermann hat klare Unterschiede bei Politikern ausgemacht - sofern sie aus Zürich oder Bern kommen.
«Die Zürcher haben die Energie und den Willen, Krusten aufzusprengen und alles auf den Kopf zu stellen», sagte der Leiter der Forschungsstelle Sotomo im Interview mit der «Schweiz am Wochenende». Das habe etwas Christoph Blocher für die SVP gemacht, Martin Bäumle mit der Gründung der GLP oder Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler mit seinem Landesring der Unabhängigen (LDU).
«Solche Zürcher Persönlichkeiten sprengen Althergebrachtes und mischen den Laden auf», sagte Hermann. «Aber die Berner verstehen besser, wie die politische Machtmechanik funktioniert.» So habe sich etwa der Berner Albert Rösti bei seiner Wahl zum Bundesrat gegen Zürcher Konkurrenz durchgesetzt. «Als Bundesrat hat er jetzt schon mehr verändert, als es Christoph Blocher gelungen ist.»
Den Grund sieht Hermann in den jeweiligen Eigenheiten der Kantone: Zürcher seien stärker durch die Wirtschaft, Berner stärker durch die Politik geprägt. «Wer in der Politik ein forsches Tempo anschlägt, wie das in der Wirtschaft der Fall ist, läuft Gefahr, aufzulaufen», so Hermann. «Man muss wissen, wie man mit dem System spielen kann. Je weniger Gegenkräfte mobilisiert werden, desto weiter kommt man in der Politik. Die typischen Berner politisieren respektvoller und zugänglicher. Die typischen Zürcher frecher und frischer.»