Djokovic, Nadal und Wawrinka stemmen sich gegen den Lauf der Zeit

Alle Augen richten sich zu Beginn des Tennisjahres 2024 auf Novak Djokovic und Rafael Nadal. Die Schweizer Hoffnungen ruhen auf Oldie Stan Wawrinka und Youngster Dominic Stricker.

Rafael Nadal ist zurück. Beim ATP-Turnier in Brisbane gibt der 22-fache Grand-Slam-Champion sein Comeback nach fast einem Jahr und zwei Hüftoperationen. Nur noch auf Platz 672 klassiert, trifft er 37-jährige Spanier am Dienstag an der australischen Ostküste auf Dominic Thiem (ATP 98), einen anderen Spieler auf dem Weg zurück von einer Verletzung.

Die entscheidende Frage: Kann Nadal in seiner gemäss eigener Aussage «wahrscheinlich letzten Saison» nochmal an seine alte Form anknüpfen? Nadals Coach Carlos Moya verriet diese Woche, dass der Weg zum Comeback sehr schwierig gewesen sei und er zwischenzeitlich seine Zweifel an der Fortsetzung von Nadals Karriere gehabt habe. Der Spieler selber rechnet nicht damit, bereits so früh im Jahr um Titel kämpfen zu können. Seine Ziele sind im Sommer mit dem French Open und den Olympischen Spielen auf der Anlage von Roland Garros.

Nadal überall ungesetzt

Erschwerend für Nadal kommt hinzu, dass er zumindest auf absehbare Zeit bei den Turnieren ungesetzt ist und potenziell jedes Mal früh auf absolute Topspieler treffen kann. «Ich fühle mich gut», zeigte sich der Malloquiner nach einer Trainingswoche in seiner Partnerakademie in Kuwait vorsichtig optimistisch. Er hoffe vor allem, «einigermassen konkurrenzfähig» zu sein und Spass zu haben. «Nichts ist unmöglich», sagte er, «aber für mich ist es schon ein Sieg, wieder hier zu sein.»

Die Gegner bleiben aber vorsichtig. «Es ist nicht Rafael Nadals Art, einfach wieder mitzuspielen», machte Novak Djokovic klar. «Er wurde, wie ich ja auch, schon viele Male abgeschrieben, aber ich erwarte immer das Beste von ihm. Ich bin sicher, dass seine Vorbereitung darauf ausgerichtet ist, wieder bei den Grand Slams zu gewinnen.» Ins gleiche Horn bläst die Weltnummer 2 Carlos Alcaraz. «Ich glaube, er ist dieses Jahr wieder bereit für grosse Sachen.»

Djokovic startete seine Saison an Silvester mit einem sicheren Sieg gegen den Chinesen Zhang Zhizhen (ATP 58) beim Mixed-Turnier United Cup in Perth. Der 36-jährige Serbe ist auch in diesem Jahr wieder der Topfavorit – in Australien sowieso, aber auch für den Rest des Jahres. Er wird sich einmal mehr gegen den Ansturm der Jungen um Alcaraz, der ihm letzte Saison im Wimbledonfinal die einzige Niederlage bei einem Grand-Slam-Turnier zufügte, den Davis-Cup-Champion Jannik Sinner und den neben Boris Becker neu vom Schweizer Davis-Cup-Captain Severin Lüthi betreuten Holger Rune stemmen.

Wawrinka wieder die Schweizer Nummer 1

Ganz ähnlich sieht es bei den Schweizern aus. Am besten klassiert ist noch immer – oder wieder – Stan Wawrinka als Nummer 49 der Welt. Der 38-jährige Sieger von drei Grand-Slam-Turniere will in diesem Spätherbst seiner Karriere unbedingt nochmals einen Titel gewinnen, egal auf welchem Level.

Die zweite Schweizer Hoffnung ist der siebzehn Jahre jüngere Dominic Stricker (ATP 94). Für den Berner Linkshänder geht es darum, seine Saison des Durchbruchs zu bestätigen und einen weiteren Schritt Richtung Top 50 zu machen. Wawrinka und Stricker pausieren in der ersten Woche des Jahres noch.

Einzig Golubic im Hauptfeld

Bei den Frauen ist Viktorija Golubic als Nummer 83 der Welt die einzige Schweizerin, die direkt im Hauptfeld des am 14. Januar startenden Australian Open steht. Auch die Zürcherin gehört mit ihren 31 Jahren zu den Routinierten. Sie startet ihr Jahr voraussichtlich am Dienstag beim Challenger-Turnier in Canberra. In der australischen Hauptstadt treten auch Jil Teichmann, Simona Waltert und Céline Naef – wie dann auch am Australian Open – in der Qualifikation an. Diese hat Lulu Sun beim WTA-Turnier in Auckland bereits überstanden.

Die 22-Jährige Sun und vor allem die noch vier Jahre jüngere Naef sollen dereinst in die Fussstapfen von Belinda Bencic treten. Die (noch) Weltnummer 17 erwartet bekanntlich im Frühling ihr erstes Kind und will dann aber ihre Karriere wieder aufnehmen.