Kunst australischer Ureinwohner lädt zum Dialog der Kulturen
«High five!» heisst eine Ausstellung in der Fondation Opale in Lens bei Siders VS. Das Besondere: Seit nunmehr fünf Jahren beherbergt die Stiftung eine Sammlung zeitgenössischer Aborigine-Kunst - und lädt nun dazu ein, soziale Konstruktionen zu hinterfragen.
Für die Ausstellung «High Five!» waren 26 Persönlichkeiten eingeladen, ein Aborigine-Kunstwerk aus der Sammlung der Fondation Opale auszuwählen und ein anderes, spiegelbildliches Werk vorzuschlagen, das ihnen gehört oder das sie geschaffen haben. Entstanden sind zumeist farbenfrohe Duos. Diese Begegnungen zwischen Werken – einige nur wenige Zentimeter gross, andere überlebensgrosse Installationen – stehen im Mittelpunkt der Ausstellung.
«Einige der Duos sind durch ihre Ästhetik miteinander verbunden, andere durch das Thema oder die Empfindung», sagte Bérengère Primat, Gründerin und Präsidentin der Fondation Opale der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Stiftung hat sich sich der Verbreitung der Kunst der australischen Ureinwohner in Europa verschrieben.
Zu den Persönlichkeiten, die die Paare ausgesucht haben, zählen Kunstschaffende wie Bernhard Lüthi, John Armleder, Sasha Huber oder Namsa Leuba, der Regisseur Claude Barras, der Direktor des Grand Théâtre de Genève Aviel Cahnle, die Direktorin des Musée d’Art Brut Sarah Lombardi, der Modedesigner Kevin Germanier, die Schauspielerin Noémie Schmidt oder der Neurowissenschaftler Pierre Magistretti.
Im Spiegel der Gesellschaft
Kunstwerke spiegelten oft die Gesellschaften, in denen sie entstanden sind, deren Überzeugungen, Haltungen und Werte, heisst es im Katalog zur Ausstellung. Kunst ermögliche es der jeweiligen Gemeinschaft «ihre Identität auszudrücken». Und so lädt «High Five!» mit seinen 60 Werken aus verschiedenen Bereichen auch nicht zum Vergleich ein. Vielmehr erhofft sich die Fondation Opale zu ihrem fünften Jubiläum einen «kritischen und tiefgründigen» Dialog zwischen den Kulturen.
Um einen solchen Dialog anzuregen, wurden an verschiedenen Stellen der Ausstellung Spiegel aufgestellt, die die Werke als auch die Besuchenden reflektieren: «Was projizieren wir, welches Bild oder welche Bilder von uns selbst werfen uns diese Werke zurück?», fragte Gautier Chiarini, Direktor der Stiftung. Das eigentliche Thema seien diese Reflexionen, «diese unsichtbaren Fäden, die zwischen den einen und den anderen geschaffen werden».
Ergänzt wird «High Five!» durch den «scharfen Blick» von Daniel Browning. Er ist Journalist und Künstler aus den Aborigines-Gemeinschaften Bundjalung und Kullilli. Und er hat die meisten der 26 Schweizer Persönlichkeiten gebeten, ihr Duo zu erklären. Die Ergebnisse hat er kommentiert; im Katalog zur Ausstellung sind sie nachzulesen.
Die Fondation Opale hat ihre Räumlichkeiten im Dezember 2018 in Lens im Wallis eröffnet und seither rund 85’000 Personen empfangen, so Gründerin Bérengère Primat. Zum Jubiläum wurde das Gebäude umgestaltet und vergrössert. Die Stiftung verfügt nun über einen neuen Lagerraum für die Sammlung, über ein Auditorium, einen Sitzungssaal und eine Mediathek, die der zeitgenössischen Kunst der Aborigines gewidmet ist. Die Ausstellung «High Five!» ist bis 14. April zu sehen.