Schiefem Turm in Bologna droht der Einsturz
Die norditalienische Stadt Bologna wird wahrscheinlich noch ein ganzes Jahrzehnt um eines ihrer Wahrzeichen bangen müssen: Die Sanierung des arg schief stehenden Garisenda-Turms wird sich nach Angaben von Bürgermeister Matteo Lepore noch etwa zehn Jahre hinziehen.
Experten fürchten, dass der Torre della Garisenda einstürzen könnte. Die Kosten, um den 48 Meter hohen Turm zu retten, bezifferte Lepore bei einem Ortstermin auf mindestens 20 Millionen Euro. Das Gebäude aus dem Mittelalter hat inzwischen eine Neigung von 3,20 Metern oder vier Grad. Unmittelbar daneben steht der Asinelli-Turm, der sich trotz grösserer Höhe deutlich aufrechter hält.
Lepore verwies am Mittwochnachmittag auf die Erfahrungen mit der Sanierung des noch berühmteren Schiefen Turms von Pisa, etwa 200 Kilometer weiter in der Toskana. «Die Planung und der Eingriff am Turm von Pisa haben zehn Jahre in Anspruch genommen. Wir haben keine Hinweise darauf, dass wir weniger Zeit brauchen werden.» Wegen der Risse und ungewöhnlicher Schwankungen des Garisenda-Turms hat die Stadtverwaltung den Platz rund um die schiefen Zwillingstürme bereits seit Oktober gesperrt. Daran wird sich in den nächsten Jahren wohl auch nichts ändern.
Die beiden sogenannten Geschlechtertürme prägen seit vielen Jahrhunderten das Bild der Hauptstadt der Emilia-Romagna mit heute fast 400 000 Einwohnern. Aus der Luft betrachtet ragen sie wie Wolkenkratzer aus dem engen Stadtkern heraus. Schon Nationaldichter Dante Alighieri (1265-1321) schrieb in seiner «Göttlichen Komödie» über den Garisenda-Turm. Erbaut wurde der Torre della Garisenda im Auftrag einer reichen Familie 1109. Damals ging es in den wohlhabenden Schichten auch darum, den eigenen Geschlechterturm noch höher zu bauen als die Nachbarn.
Ursprünglich war das Bauwerk sogar 60 Meter hoch. Wegen erster Konstruktionsfehler musste es jedoch schon im 14. Jahrhundert abgesenkt werden. Als Gründe für die zunehmende Neigung nennen Experten heute das Fundament und die Absenkung des Grundwassers. Seit 2018 überwacht ein Expertenteam die beiden Türme – vor allem die Risse im Mauerwerk sowie Schwankungen und Schwingungen, die mit blossem Auge nicht zu sehen sind. Das Mauerwerk wurde auch schon mit einer Eisenstruktur rundum verstärkt.