Auf Guerdat warten gleich drei Highlights beim CHI Genf

Der Jurassier Steve Guerdat gehört seit zwei Jahrzehnten zur Weltspitze der Springreiter. Am Wochenende ist der inzwischen 41-Jährige einmal mehr die Hauptattraktion am CHI Genf.

Von Freitag bis Sonntag steht er gleich dreimal im Rampenlicht.

«Das schönste Kompliment, das man mir machen kann, ist, wenn man mir sagt, dass ich derselbe geblieben bin», sagt Steve Guerdat im Vorfeld des Grand-Slam-Events in der Palexpo-Halle. Der Olympiasieger von London 2012 gewann bereits 2003 mit dem Team EM-Bronze, 20 Jahre später macht er dem CHI Genf die Aufwartung als Europameister 2023. Dazwischen liegen unzählige Erfolge, die ihn schon längst zu einem Vorbild für eine neue Generation gemacht haben.

«Vorbild für die Jüngeren zu sein bedeutet, dass ich älter werde», witzelt der Champion zunächst und fügt an: «Es ist auch schön, eine Inspirationsquelle zu sein.» Er strebe zwar nicht danach, sondern versuche nur, sich selbst zu sein und mit den Pferden aufzublühen. «Aber es ist schön zu wissen, dass mir einige Leute auf diesem Weg folgen, den ich für erstrebenswert halte.»

Obwohl Guerdat die jüngeren Springreiter inspiriert, hält er fest: «Ich habe auch Vorbilder. Ich muss noch viel lernen.» Pferde sind keine Maschinen. Sie zu Höchstleistungen anzutreiben, ist eine Gratwanderung. Neben Wissen ist auch viel Gefühl und Geduld gefragt.

Guerdats Lernprozess konzentriert sich bei seinen zahlreichen Top-Pferden auch auf die Stute Dynamix de Belhême, auf der er im September in Mailand Einzel-Europameister wurde. «Die Europameisterschaften sollten für uns vor allem eine Etappe auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 sein. Dynamix ist erst zehn Jahre alt und meiner Meinung nach noch mitten in der Ausbildung», betont der Sportler. Er habe nicht damit gerechnet, mit ihr bereits heuer derartige Erfolge einzureiten.

Bei Dynamix, die seit fünf Jahren bei Guerdat in Elgg im Kanton Zürich im Stall steht, liegt noch Potenzial brach: «Wenn es an diesem Wochenende um den Olympiasieg ginge, würde ich sicher nicht zu den Goldkandidaten zählen», gibt er zu bedenken. «Wir müssen noch viel an ihrer Geschwindigkeit auf kürzeren Strecken arbeiten, wie beim Stechen, das bei den Olympischen Spielen im Idealfall ansteht. Dann muss man in der Lage sein, sehr schnell zu reiten.»

Premiere für Dynamix

«Ich freue mich darauf, Dynamix dem Genfer Publikum vorzustellen, sagt der Europameister. »Ich sattle sie für den Grand Prix.“ Diese prestigeträchtige Prüfung vom Sonntag, die heuer mit 1,105 Millionen Franken dotiert ist, gewann Guerdat bereits dreimal: 2006 mit Jalisca Solier sowie 2013 und 2015 auf dem legendären Nino.

Bereits am Freitagabend steht der Top-Ten-Final an, zu vergleichen mit den ATP Finals im Tennis. Die besten zehn der Weltrangliste machen in zwei Umgängen ein Preisgeld von 505’000 Franken unter sich aus. Zum Zug kommt Venard. Guerdat gewann diese Prüfung in den Jahren 2010 (Jalisca Solier) und 2018 (Alamo).

Festakt mit Guerdat

Auf Guerdat kommt am Wochenende ein happiges Programm zu, denn am Samstag steht er noch im Zentrum einer Ehrung. In der Rhonestadt wird das Zehn-Jahr-Jubiläum der Grand-Slam-Events im Springreiten begangen. Aachen, Calgary und Genf bildeten zunächst die Stationen, ab 2018 stiess ’s-Hertogenbosch dazu.

Guerdat, der dreimal bei den Major-Turnieren erfolgreich war (Genf 2013 und 2015 sowie Calgary 2021), ist der einzige Reiter, der in den letzten zehn Jahren keine einzige Etappe dieser Prestigeserie verpasst hat. 34 Teilnahmen bei 34 Etappen!

«Aufgrund unseres Terminkalenders können wir nicht immer an allen Fronten antreten, aber die Etappen der Grand-Slam-Events gehören zu den Veranstaltungen, die etwas ganz Besonderes sind und die dich als Reiter zum Träumen bringen. Ich bin sehr glücklich, dass ich weiterhin an diesen Major-Turnieren teilnehmen und konkurrenzfähig sein kann», sagte Guerdat im Vorfeld der Ehrung.