Tiere täuschen zur Verführung von Weibchen Schüchternheit vor
Männliche Tiere zeigen bei der Balz schüchtern und schamhaft anmutende Gebärden. Sie wollen dann nicht gewaltsam zudringlich erscheinen, wie Verhaltensforscher in einer am Mittwoch im Fachmagazin «Proceedings B» der britischen Royal Society erschienen Studie zeigten.
Zudem wollen die Tiere durch schüchternes Verhalten die Neugier der potenziellen Geschlechtspartnerin wecken, einen Kontrast zu prahlerischen Elementen erzielen, oder sie fürchten sich sogar vor dem Weibchen, so Giovanni Spezie und Kollegen von der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Männliche Goldhauben-Laubenvögel (Amblyornis macgregoriae) spielen quasi «Guck-guck» mit den Weibchen und verstecken sich auf der gegenüberliegenden Seite der von ihnen errichteten Laube, bis sie irgendwann stehenbleiben und mit ihrem grell leuchtenden Nackenkamm protzen. Tragopan-Fasane kauern etwa hinter einem Stein, ehe sie sich aufrichten und ihren kräftig gefärbten Brustlappen hervorblitzen lassen.
Sexueller Zwang bei Vögeln
Mit der anfänglichen Zurückhaltung wollen die Männchen vermutlich erreichen, dass sie weniger aufdringlich und bedrohlich erscheinen, meinen die Forscher. Es gebe nämlich Berichte über erzwungenen Geschlechtsverkehr bei Vögeln, erklärte sein Kollege Thomas MacGillavry der APA: «Sexueller Zwang ist wohl für die Evolution des Zurschaustellungs-Verhaltens etwa in Fasanen und Laubenvögeln relevant.» Zahnlaubenvögel (Scenopoeetes dentirostris) würden zum Beispiel die Weibchen öfters am Nacken packen und nicht zulassen, dass sie den Ort der Balz verlassen.
Zum Teil spekulieren die Männchen auch darauf, ihre Artgenossinnen mit solchen Manövern neugierig zu machen, vermuten die Forscher. Zudem mache die anfängliche Zurückhaltung die spätere Präsentation ihrer wahren Pracht umso spektakulärer. Schliesslich haben manche Männchen wohl auch Angst vor dem anderen Geschlecht, wie die Forscher erklärten. Bei manchen Spinnen und Fangschrecken werden die Männchen, wenn sie nicht vorsichtig sind, immerhin Opfer von «sexuellem Kannibalismus».