Easyjet-Chef will Infrastruktur für Wasserstoff-Flugzeuge fördern
Der Chef der britischen Fluggesellschaft Easyjet, Johan Lundgren, will die Infrastruktur an Flughäfen für Wasserstoff-Flugzeugen voranbringen. Auch die Schweiz habe keine Strategie für diese Technologie, sagte er im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».
Die technologische Entwicklung sei derzeit viel schneller als die Vorbereitung der Infrastruktur und Produktion, sagte Lundgren im am Dienstag publizierten Interview. «Diese Dinge müssen geregelt werden, bevor das erste Wasserstoffflugzeug abhebt.»
Die deutsche Regierung will beispielsweise Tempo machen beim Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur. Dafür setzte sich Bundeskanzler Olaf Scholz am Montag bei der Nationalen Luftfahrtkonferenz in Hamburg ein, wie die deutsche Nachrichtenagentur DPA schrieb. Klimaneutrales Fliegen solle nicht zu zulasten europäischer und deutscher Flughäfen und Airlines gehen, sagte Scholz. Perspektivisch sei sicherlich der Wasserstoffantrieb auch in Serienflugzeugen möglich.
Die Herausforderungen bei der Umstellung auf Wasserstoff seien gewaltig, bejahte Lundgren eine entsprechende Frage der «Neuen Zürcher Zeitung». Wasserstoff brauche an Bord viermal so viel Platz wie Kerosin, das heute in den Flügeln gelagert werde. «Aber mir scheint klar, dass man auf die Wasserstoff-Industrie setzen sollte, weil sie viele Einsatzmöglichkeiten auch ausserhalb des Flugbetriebs hat», sagte er.
Keine Kompensation des CO2-Ausstosses
Lundgren sieht es als Aufgabe der Fluggesellschaft, die Diskussion darum zu lancieren. Easyjet investiere seine Ressourcen in Flugzeuge, die mit Wasserstoff betrieben werden, sagte er. Ein Programm zur Kompensation des CO2 aller Flüge stellte die Fluggesellschaft vor einem Jahr ein. Es war laut Lundgren nur ein Übergangsinstrument.
Auf Kritik an Billig-Fluggesellschaften von Klimaaktivisten angesprochen, sagte Lundgren: Die Klimajugend ignoriere die Vorteile, die das Fliegen mit sich bringe. Es bringe nämlich Menschen zusammen. «Von Flugscham ist nichts zu sehen», sagte er zudem. Bei den Geschäftsreisen sei das Niveau von vor der Corona-Pandemie erreicht. Nur bei Städtereisen seien die Passagierzahlen noch nicht dort. Ferienreisende würden momentan lieber ans Meer fahren.