Forschen, bauen und trainieren für den America’s Cup
Alinghi Red Bull Racing belegt in Spanien bei der eben zu Ende gegangenen ersten Vor-Regatta zum nächsten America's Cup den 5. Rang. Nun geht es darum, die Crew zu formen und das Boot zu entwickeln.
Bis es ernst gilt, dauert es noch ein Jahr. Im September und Oktober 2024 machen die Herausforderer vor Barcelona aus, wer gegen den Titelverteidiger aus Neuseeland um den 37. America’s Cup segeln darf. «Wir haben viele Monate Zeit, um die beste Zusammensetzung der Crew zu finden», sagt Yves Detrey, der mit Bryan Mettraux, Arnaud Psarofaghis und Maxime Bachelin die erste Vor-Regatta bestritten hat.
Die verbleibende Vorbereitungszeit kommt gelegen, wie Pierre-Yves Jorand, der sportliche Verantwortliche des Projekts, erklärt: «Ein solches Boot zu steuern verlangt eine aussergewöhnliche Koordination. Es ist ein wenig, wie wenn Max Verstappen im Cockpit seines Formel-1-Boliden nur fürs Steuern zuständig wäre, während andere sich um das Bremsen und das Beschleunigen kümmern.»
Am Mittelmeer übt die vierköpfige Segelcrew die Abläufe auf einem von zwei zwölf Meter langen Booten der AC40-Klasse. Zudem steht eine alte, den Neuseeländern abgekaufte AC75 zur Verfügung, auf der die sogenannte «Power Group» trainiert. Diese unter anderen aus dem ehemaligen Bahn-Radrennfahrer Théry Schir und den Ex-Ruderern Barnabé Delarze und Augustin Maillefer bestehende Gruppe ist dafür zuständig, mit Muskelkraft die Bordsysteme am Laufen zu halten.
«Sportlicher Aspekt im Vordergrund»
Das Boot und die Technologie stehen in den Vor-Regatten noch im Hintergrund, schliesslich wird der America’s Cup auf einer 23 Meter langen AC75 bestritten, also einem deutlich imposanteren Boot mit acht Seglern an Bord. «Die Vor-Regatten werden uns sehr helfen betreffend der Navigation», so Jorand im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Der Schlüssel ist der Zusammenhalt im Team», sagt Detrey. «Wir haben alle das gleiche Boot. Es liegt an uns, dieses am besten in Szene zu setzen.»
Die Konkurrenz wird natürlich genaustens beobachtet. Die «Spionage» ist ein wichtiger Teil der Vor-Regatten. «Wir verfolgen die Regatten auf Motorbooten, um unsere Rivalen aus nächster Nähe zu beobachten», erklärt Luca Cujean, ein anderes Teammitglied. Es gehe aber durchaus auch noch geheimnisvoll zu und her, versichert Jorand. «Wenn wir ein neues Teil bekommen, versuchen wir so diskret wie möglich vorzugehen.»
Auch wenn vom 29. November bis 2. Dezember eine weitere Vor-Regatta im saudischen Jeddah stattfindet, ist der America’s Cup schon in aller Köpfe. «In den Vor-Regatten geht es nur darum, intern zu brillieren. Mit den derzeitigen Booten steht der sportliche Aspekt im Vordergrund», so Cujean. «Aber wir haben immer die Entwicklung des grossen Bootes im Kopf. Der America’s Cup war schon immer eine technische Herausforderung, mit dem Ziel das schnellste Boot zu bauen.»
Im Sommer kommt das Boot
Die AC75 wird derzeit in Ecublens gebaut und soll im Sommer 2024 geliefert werden. Weshalb so spät? «Wir wollen das Boot einige Monate vor dem Wettkampf, um es zu verbessern und Sicherheit zu gewinnen. Aber wir wollen es auch nicht zu früh, denn ansonsten würden uns wertvolle Stunden bei der Entwicklung fehlen», führt Jorand aus. «Es ist ein technologisches Rennen. Das ganze Design-Team arbeitet rund um die Uhr, um das Boot so schnell wie möglich zu machen.»
Wie gut das gelingt, wird Alinghi Red Bull Racing erst im kommenden August wissen, wenn die AC75 sich anlässlich der dritten Vor-Regatta in Barcelona erstmals mit der Konkurrenz misst.