Überschwemmungen treffen Norden des Tessins heftig
Die Unwetter, die das Tessin nach einer langen Trocken- und Hitzeperiode seit Freitagabend heimgesucht haben, haben insbesondere den Norden des Kantons getroffen. In Biasca rückte die Feuerwehr wegen Überschwemmungen allein am Sonntag 30 Mal aus.
Die Regionen Biasca, Locarno sowie das Valmaggia und das Verzascatal wurden von verschiedenen Hagelschauern, Überschwemmungen und Erdrutschen heimgesucht. Gemäss Meteoschweiz fielen in Biasca seit Freitagabend 191,6 Millimeter Regen pro Quadratmeter, Meteonews berichtete lokal sogar von rund 250 Millimetern. Das sei mehr als im Durchschnitt im ganzen Monat August, hiess es auf X, vormals Twitter.
Das von den starken Regenfällen besonders betroffene Gebiet erstrecke sich bis nach Lodrino und Osogna, sagte ein Feuerwehrkommandant von Biasca am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es stünden 50 Feuerwehrleute im Einsatz.
Bei Malvaglia im Val Blenio sei nach einem Erdrutsch ausserdem eine Strasse gesperrt worden. In Biasca selber sei der Fluss Froda stark angeschwollen und müsse ständig überwacht werden. Wenn dieser über die Ufer träte, würde das angrenzende Industriegebiet und die Kantonsstrasse überschwemmt.
Am Sonntagnachmittag zerstörte in Tegna oberhalb von Locarno ein grosser Felsbrocken, der sich von einer Felswand entlang der Kantonsstrasse gelöst hatte, ein Auto.
Die Niederschläge hatten auch Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung. Alertswiss warnte vor mikrobiologischen Verschmutzungen. In den Gemeinden Bodio und Maggia dürfe das Leitungswasser nicht getrunken werden, twitterte der Warndienst des Bundes. Bereits am Samstag war dies in Brissago der Fall gewesen. Das Wasser müsse abgekocht werden, bevor es zum Trinken oder in der Küche verwendet werden dürfe.
Der Bund hatte bereits am Samstag für den zentralen und östlichen Alpennordhang die Regen-Gefahrenstufe 4 ausgerufen, die zweithöchste auf einer Skala von 1 bis 5. Es drohten starke Anstiege der Wasserpegel von Flüssen und Seen, Überschwemmungen von Tiefgaragen oder Kellern und Hangrutsche.
Entwässerungssysteme und Kanalisationen könnten versagen und der Strassen- und Schienenverkehr könnte teilweise beeinträchtigt werden. Die stärkste Phase des Dauerregens werde von Sonntag bis Montagmittag erwartet. Es könnten 80 bis 120 Milliliter Regen in 24 Stunden fallen.
Der Bund empfahl deshalb, Ufergebiete von Fliessgewässern und See sowie steile Hänge zu meiden. Wegen möglicher Murgänge seien auch Gebiete rund um Bachläufe in den Bergen zur Zeit sehr gefährlich.