Kampf gegen Inflation: Powell und Lagarde zeigen sich entschlossen
Die führenden Köpfe der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank haben sich entschlossen im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise gezeigt und auch weiterhin eine strenge Geldpolitik in Aussicht gestellt.
«Wir müssen und wir werden die Inflation mittelfristig bei zwei Prozent halten», sagte EZB-Chefin Christine Lagarde laut Redeprotokoll am Freitag auf der Notenbank-Konferenz in Jackson Hole in den USA. Das bedeute, dass die EZB Zinssätze so lange auf einem ausreichend hohen Niveau halten müsse, wie es «notwendig» sei. Der Kampf gegen die Inflation sei noch nicht gewonnen. Auch Fed-Chef Jerome Powell setzte auf eine strenge Geldpolitik und hat die Tür für weitere Leitzinserhöhungen offen gelassen.
Die EZB und die Fed haben wegen der gestiegenen Verbraucherpreise ihren Leitzins jeweils im rasanten Tempo angehoben. Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben – oder leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben – und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, die Wirtschaft abzuwürgen. Die richtige Balance zu finden, ist die grosse Herausforderung für Zentralbanker.
Energie und Lebensmittel treiben Inflation
Die Inflation im Euroraum war insbesondere wegen gestiegener Energie- und Lebensmittelpreise im Zuge des Ukraine-Kriegs nach oben geschnellt. Nach Jahren mit Null- und Negativzinsen hat die EZB mit einer beispiellosen Serie von bislang neun Zinserhöhungen darauf reagiert. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Zentralbankgeld besorgen können, liegt bei 4,25 Prozent. Die Inflation in der Eurozone sinkt zwar, ist aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie das mittelfristige Inflationsziel der EZB.
Dabei sei es entscheidend, das Vertrauen der Menschen zu erhalten und deutlich zu machen, dass die EZB ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren werde, betonte Lagarde nun in Jackson Hole. «Für die Situation, mit der wir heute konfrontiert sind, gibt es kein vorgefertigtes Regelwerk – unsere Aufgabe ist es also, ein neues zu entwerfen», sagte sie. Daher müsse man auch flexibel in der Analyse bleiben. Die aktuelle Lage erfordere Aufgeschlossenheit und die Bereitschaft, das Vorgehen in Echtzeit an neue Entwicklungen anzupassen. In Zeiten der Unsicherheit müssten Zentralbanken Sicherheit geben und Preisstabilität garantieren.
Fed will Kreditkosten hoch halten
Fed-Chef Powell wurde noch deutlicher: «Die US-Notenbank ist bereit, die Zinssätze bei Bedarf weiter anzuheben.» Man werde die Kreditkosten hoch halten, bis die Inflation auf einem nachhaltigen Weg in Richtung des Inflationsziels sei. Die US-Notenbank hatte auf ihrer jüngsten Sitzung Ende Juli die Leitzinsspanne um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent angehoben. Auf der vorhergehenden Sitzung hatte sie erstmals im aktuellen Erhöhungszyklus eine Pause eingelegt. Einen klaren Hinweis auf das weitere Vorgehen gab die Fed bisher nicht.
Powell begrüsste den Rückgang der Inflation in den vergangenen Monaten. Man müsse aber «immer noch einen langen Weg gehen». Er schloss aber nicht aus, dass die Fed auf ihrer nächsten Sitzung die Zinsen stabil hält. «In Anbetracht der Fortschritte, die wir gemacht haben, sind wir in der Lage, bei den kommenden Sitzungen vorsichtig vorzugehen», sagte Powell. Man werde die eingehenden Daten bewerten.
Laut Powell hat sich die Wirtschaft insgesamt nicht so stark abgekühlt wie erwartet. Der US-Arbeitsmarkt sei nach wie vor robust. Ein starker Arbeitsmarkt erschwert der Fed grundsätzlich den Kampf gegen die Inflation, da er die Löhne antreibt. Auch EZB-Präsidentin Lagarde warnte vor einer Lohn-Preis-Spirale. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hätten in einem robusten Arbeitsmarkt eine grössere Verhandlungsmacht, was zu einem Prozess anhaltender Teuerung führen könne.