Wie viel trägt Schwyz zur Ernährungssicherheit bei?
Die Frage der Ernährungssicherheit ist immer häufiger Gegenstand von Diskussionen. Fest verknüpft mit dem Thema ist der Schweizer Selbstversorgungsgrad (SVG), welcher Auskunft darüber gibt, welcher Anteil des Bedarfs an Nahrungsmitteln durch die Schweizer Landwirtschaft gedeckt werden kann und wieviel durch Importe ausgeglichen werden muss. Gemäss aktuellen Zahlen liegt der Selbstversorgungsgrad (brutto) in der Schweiz bei 56 Prozent. Die Versorgung mit tierischen Produkten ist mit 94 Prozent deutlich höher als jene der pflanzlichen Nahrungsmittel mit 39 Prozent.
Grundlagen im Kanton Schwyz
Da sich die natürlichen Gegebenheiten für die Nahrungsmittelproduktion von Kanton zu Kanton deutlich unterscheiden, kann die Statistik nicht auf jeden Kanton gleichermassen runtergebrochen werden. Um sich dem Beitrag der Schwyzer Landwirtschaft zur Ernährungssicherheit anzunähern, muss zuerst die landwirtschaftliche Struktur des Bergkantons Schwyz mit dem nationalen Durchschnitt verglichen werden: Gesamtschweizerisch liegen 70 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen (LN) im Talgebiet, im Kanton Schwyz sind es nur rund 24 Prozent, was bedeutet, dass im Kanton Schwyz etwas mehr als 76 Prozent der LN im Berggebiet liegen. Ein weiterer Aspekt, welcher die Unterschiede des Bergkantons hervorhebt sind die Hangneigungen, die in der oberen Tabelle dargestellt sind.
Ab einer Neigung, welche 18 Prozent übersteigt, wird es deutlich schwieriger Ackerbau zu betreiben. Im Kanton Schwyz weisen 55,5 Prozent der Flächen eine Hangneigung von 18 Prozent aufwärts auf, während es in der gesamten Schweiz nur 22,3 Prozent der Flächen sind. Ebenso deutlich treten die kantonsspezifischen Eigenheiten auf, wenn man das Dauergrünland genauer ansieht. Über die Schweiz gesehen sind zwei Drittel der Flächen Grünland und somit nicht oder bedingt ackerfähig. Im Kanton Schwyz sind über 95 Prozent der Flächen Dauergrünland.
Tierische Nahrungsmittel …
Anhand dieser deutlichen Unterschiede in den Produktionsbedingungen überrascht es nicht, dass auf den Betrieben des Kantons Schwyz rund drei Viertel der Produkte tierischen Ursprungs sind. Die Wiederkäuer spielen dabei eine zentrale Rolle, denn diese können über ihren Verdauungsapparat die Proteine und Energie des Grases für sich verfügbar machen. Die Milch und Fleischprodukte wiederum sind danach für die menschliche Ernährung geeignet. Über die Wiederkäuer wird also das Gras «veredelt» und für die menschliche Ernährung in Form von Milchprodukten und Fleisch verfügbar gemacht. Den bedeutendsten Betriebszweig stellt dabei die Milchproduktion dar: Jährlich werden 100,2 Mio. kg Milch im Kanton Schwyz produziert – doppelt so viel wie konsumiert wird. Im Sommer kommt dabei den Alpen eine nicht zu unterschätzende Rolle zu, rund 3,5 Mio.kg werden auf den Sömmerungsflächen jedes Jahr produziert. Diese Milch wird in den meisten Fällen direkt vor Ort zu Alpkäse weiterverarbeitet.
Ein Teil, rund 8,1 Prozent der produzierten Milch wird, ausserdem in der Kälbermast verwertet. Neben der Kälbermast ist auch die Mutterkuhhaltung mit der Rindfleischproduktion hervorzuheben. Beides wird im Kanton Schwyz deutlich mehr produziert als verbraucht. In der Schweinefleisch- sowie Geflügelproduktion kann der Kanton Schwyz den durchschnittlichen Verbrauch im Jahr jedoch nicht durch die eigene Produktion decken.
… und pflanzliche Nahrungsmittel
Auch im Bergkanton Schwyz wird Ackerbau betrieben, aber wie eingangs erwähnt unterdurchschnittlich. Dabei wird ein bedeutender Anteil der Flächen für Futtermittelproduktion (meist in Form von Silo-Mais) in der Milchproduktion verwendet. Im Jahr 2022 wurde auf 80 ha Getreide produziert, damit liesse sich nur knapp jeder fünfzigste Schwyzer Einwohner ernähren, wenn das Getreide in der Humanernährung verwendet würde.
Neben Getreide und Mais (Körnermais sowie Silomais) wird im Kanton Schwyz aber auch Gemüse angebaut. Aus den kantonsinternen Flächen konnte im letzten Jahr jedoch nur rund 3 Prozent des Bedarfs gedeckt werden. Derselbe Wert erzielt der Kanton Schwyz bei der Weinproduktion, welche es in den Bezirken Höfe, March und Küssnacht gibt. Den besten Wert erreicht der Kanton Schwyz beim Obst: Fast ein Viertel der Nachfrage können die Obstproduzenten decken. Obst wird primär in der Region March sowie um die Rigi angebaut und häufig direkt ab Hof vermarktet.
Fazit und Ausblick
Auch in Zukunft wird der Bewirtschaftung des Berggebietes mittels Nutztieren eine bedeutende Rolle zukommen und der wichtigste Beitrag zur Ernährungssicherheit sein. Entlang der Seen, in den milderen Klimazonen des Kantons, ist die Möglichkeit und das Potenzial für innovative Ideen, im Bereich der pflanzlichen Nahrungsmittel, durchaus vorhanden.
Ein Thema, welches in Zukunft wohl grössere Aufmerksamkeit generieren wird, ist die Diskussion um die Nahrungsmittelkonkurrenz zwischen Mensch und Tier auf den Ackerflächen. Ein kurzes Gedankenbeispiel dazu: Wenn man sämtliche Flächen, auf denen 2022 Mais angebaut wurde, für die zusätzliche Getreideproduktion nutzen würde, könnten 3 ¹⁄â mal mehr Menschen aus den kantonseigenen Ackerflächen ernährt werden als bis-her. Aus fruchtfolgetechnischen Gründen ist es nicht möglich, mehrere Jahre hintereinander Brotgetreide auf der gleichen Fläche zu produzieren, weshalb das Gedankenbeispiel tatsächlich nur Theorie bleibt. Die Grundsatzfrage bleibt jedoch: Sollen und wollen wir auf den Ackerflächen, statt für den Menschen direkt, Tierfutter für gesteigerte Milchleistungen oder Tageszunahmen produzieren?
* Simon Inderbitzin ist in der Ausbildung zum Agrotechniker HF am Schluechthof und absolviert gerade ein Praktikum beim Amt für Landwirtschaft, Römerrain, Pfäffikon. Im Rahmen seiner Seminararbeit hat er sich dabei mit der Ernährungssicherheit in der Schweiz befasst.
Schweizweit sind etwas über 65 Prozent Dauergrünland. Im Kanton Schwyz sind es 95 Prozent.
Dies ist mit ein Grund, weswegen hier kaum vermehrt Ackerbau betrieben werden kann.
Über die Wiederkäuer wird also das Gras «veredelt» und für die menschliche Ernährung in Form von Milchprodukten und Fleisch verfügbar gemacht.
Bild Silvia Gisler