Zu wenig Kinderarztpraxen: Kanton versucht zu helfen
Die Situation ist bekannt: Wir haben zu wenig Kinderarztpraxen. Dies brin-gen die drei Ausserschwyzer SP-Kantonsrätinnen Bianca Bamert, Carmen Muffler und Elsbeth Anderegg Marty in ihrer Kleinen Anfrage auf den Punkt.
Nur noch drei Praxen tätig
Ende August schliesse Kinderarzt Keller seine Praxis in Pfäffikon, womit im Bezirk Höfe nur ein Kinderarzt, ebenfalls in Pfäffikon, und in der March noch zwei Kinderarztpraxen in Lachen verbleiben. Diese drei Praxen müssten ganz Ausserschwyz mit 74 000 Menschen abdecken. Neue Kinder könnten deshalb nur noch teilweise aufgenommen werden, auch ausserkantonale Praxen seien zurückhaltend.
Diese mangelhafte Abdeckung sei gerade bei Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen ein Problem. Dazu komme die Erstversorgung bei Notfällen und Krankheiten. Ohne Kinderarztpraxen würden häufiger die Notfallstationen der Spitäler aufgesucht, was massiv höhere Gesundheitskosten nach sich ziehe, so die Anfragerinnen.
Deshalb möchten sie vom Regierungsrat wissen, ob er Kenntnis vom Mangel habe, und ob er Gegenmassnahmen plane.
Mangel ist schweizweit relativ
Natürlich sei sich der Regierungsrat der Situation bewusst, wie aus der Antwort von Damian Meier, Vorsteher des Departements des Innern, hervorgeht. Der Kanton Schwyz setze auch aktiv Massnahmen gegen den Fachkräftemangel um und beteilige sich an nationalen Massnahmen.
Allerdings erweist sich der Mangel an Kinderärzten und -ärztinnen als relativ. Die Versorgungsgrade im Fachgebiet der Kinder- und Jugendmedizin seien für den Kanton Schwyz auf 104 % errechnet worden. Wobei die Bezirke Höfe (113 %) und March (108 %) ihrerseits über dem kantonalen Wert lägen. Somit liege Ausserschwyz also über dem nationalen Versorgungsgrad mit Kinderarztpraxen. Dabei sei aber zu berücksichtigen, dass bei einem schweizweiten Mangel an Kinderärzten auch bei einem kantonalen Versorgungsgrad von 104 % ein relativer Mangel bestehen könne. Und durch die Schliessung einer Kinderarztpraxis in Pfäffikon verändere sich die Situation in Ausserschwyz negativ.
Diverse Massnahmen ergriffen
Auf kantonaler Stufe seien bereits Massnahmen ergriffen worden, so die Regierung. So werde seit März die Ausnahme von der dreijährigen Tätigkeitspflicht gemäss Bundesgesetz für die Zulassung neuer Kinderärzte im Einzelfall angewendet. Dadurch werde die Rekrutierung und Niederlassung neuer Kinderärzte vereinfacht.
Ende letzten Jahres habe der Kantonsrat auch die Weiterbildungsfinanzierungs vereinbarung der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren beschlossen. Damit beteilige sich der Kanton in Ergänzung zur Förderung der ärztlichen Weiterbildung an den innerkantonalen Spitälern finanziell an der ärztlichen Weiterbildung an ausserkantonalen Weiterbildungsstätten, da im Kanton selbst für Kinderund Jugendmedizin keine stationären Weiterbildungsplätze vorhanden seien.
Als weitere Massnahme wird eine Revision des Praxisassistenzprogramms geprüft. Das bisherige Programm ermögliche jungen Ärzten die Rotation in Grundversorgerpraxen im Kanton Schwyz. Konkret soll eine Erweiterung der Rotationsmöglichkeiten auch auf die Kinder- und Jugendmedizin angestrebt werden. Diese Massnahmen würden die Aus- und Weiterbildung von Ärzten fördern und so dem Fachkräftemangel entgegenwirken, ist der Regierungsrat überzeugt.
Schulgesundheitsdienst hilft aus
Ganz so dramatisch wie die Anfragerinnen sieht die Regierung den Mangel an Kinderarztpraxen aber doch nicht. Der Kanton Schwyz verfüge nämlich über einen Schulgesundheitsdienst, der an allen Schulen kostenlose Reihenuntersuchungen sowie eine Impfberatung anbiete. In Zusammenarbeit mit den Schulärzten und mit Einverständnis der Erziehungsberechtigten führe dieser auch gewisse Impfungen durch. So seien durch den Schulgesundheitsdienst und die Schulärzte im Schuljahr 21/22 insgesamt 467 Impfungen verabreicht worden.
Die Schwyzer Regierung habe bereits Massnahmen gegen den Mangel an Kinderpraxen umgesetzt, schreibt sie als Antwort auf eine Kleine Anfrage. Allerdings schätzt sie die Situation nicht ganz so dramatisch ein.