Geberit von lahmender Baukonjunktur gebremst
Geberit weht von der lahmenden Baukonjunktur in Europa ein rauer Wind entgegen. Der Umsatz reduzierte sich im ersten Semester deutlich. Das Unternehmen bewies aber einmal mehr seine Widerstandskraft und steigerte dennoch die operative Gewinnmarge.
Der Nettoumsatz sank im ersten Semester um gut 14 Prozent auf 1,66 Milliarden Franken, wie der Bauzulieferer am Donnerstag mitteilte. Darin enthalten sind negative Währungseffekte in der Höhe von 94 Millionen Franken. Werden diese ausgeklammert, ergibt sich ein Minus in Lokalwährungen von 9,2 Prozent.
Im ersten Semester hatten Preiserhöhungen einen positiven Einfluss in Höhe von 11 Prozent gehabt. Die verkauften Volumina gingen damit markant zurück. Im Vergleich zum organischen Umsatzminus von 4,3 Prozent im ersten Quartal hat sich damit der Abschwung im zweiten Quartal (-14,3%) noch beschleunigt. Allerdings war im Vorjahr das zweite Quartal noch stärker ausgefallen als das erste.
Rahmenbedingungen deutlich verschlechtert
Das Unternehmen spricht von einem «ausserordentlich schwierigen Umfeld», wobei die europäischen Märkte am meisten gelitten hätten. Insgesamt hätten sich die Rahmenbedingungen für die Bauindustrie deutlich verschlechtert. Zusätzlich sei die Sanitärindustrie in einigen Ländern von der Verschiebung der Nachfrage von Sanitärprodukten zu Heizungen belastet gewesen. Angesichts des Klimawandels investieren Bauherren lieber in eine Wärmepumpe.
Am stärksten gelitten hat die Nachfrage in Europa, wo Geberit noch immer den Hauptteil des Umsatzes erwirtschaftet. Im wichtigsten Einzelmarkt Deutschland, aber auch in Österreich und in Osteuropa lagen die Umsatzverluste auch währungsbereinigt im zweistelligen Bereich. Im Heimmarkt Schweiz kam Geberit mit einem Minus von 3,4 Prozent glimpflicher davon.
Gewinn sinkt weniger stark
Da die verschiedenen Preisrunden von Geberit vom Vorjahr mittlerweile Wirkung zeigten und sich zuletzt die Rohmaterialpreise seitwärts entwickelten, sank der Gewinn im Vergleich zum Umsatz unterproportional. Dies schlug sich positiv auf die operative Marge durch.
Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) lag um 6,2 Prozent tiefer als im Vorjahr bei 526 Millionen Franken, wogegen die entsprechende Marge um 2,7 Prozentpunkte auf 31,7 Prozent anzog. Diese Leistung sieht Geberit als Ergebnis des guten Preismanagements, der tieferen Energiepreise und der hohen operativen Flexibilität, zumal die Lohninflation «erheblich» war. Bereinigt um den negativen Einfluss des starken Frankens lag der Betriebsgewinn gar leicht über dem Vorjahr.
Beim Reingewinn büsste das Unternehmen 8,4 Prozent auf 369 Millionen Franken ein, wozu auch ein negativeres Finanzergebnis beitrug. Mit den vorgelegten Zahlen hat Geberit allerdings die Erwartungen der Analysten auf allen Ebenen verpasst.
Im Gesamtjahr 2023 rechnet Geberit mit einem Umsatzrückgang in lokalen Währungen im mittleren einstelligen Prozentbereich sowie mit einer EBITDA-Marge von rund 29 Prozent.
Die Inflation und die höheren Zinsen führten sowohl im Neubau- wie auch im Renovationsgeschäft zu einer tieferen Nachfrage, hiess es. Als positive Faktoren sieht das Unternehmen den grundsätzlichen Bedarf an Renovationen und Neubauten oder das positive Marktumfeld etwa in Indien oder der Golfregion.