Ur-Wal bricht Gewichtsrekord in der Tierwelt
Eine ausgestorbene Walart könnte laut einer neuen Studie mit Schweizer Beteiligung das schwerste jemals lebende Tier gewesen sein. Die Schätzungen seines Gewichts übertreffen die des Blauwals, der bisher als das schwerste Tier galt.
Die Forscherinnen und Forscher schätzen das Gewicht des Tieres auf 85 bis 340 Tonnen, wie es in der am Mittwoch im Fachblatt «Nature» publizierten Studie hiess. An der Studie unter der Leitung des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart waren auch Forscher der Universitäten Zürich und Bern beteiligt.
Die Art mit dem Namen «Perucetus colossus», grob übersetzt «der kolossale Wal aus Peru», sei damit ein Anwärter auf den Titel des «schwersten Tiers aller Zeiten», teilte das Naturkundemuseum mit. Daraus lasse sich schliessen, dass sich die Wale früher zu gigantischen Tieren entwickelt als bislang gedacht. «Der Fund verändert das Verständnis der Walevolution», sagte Studienleiter Eli Amson. Die neue Studie zeige erstmals, «dass die gigantischen Körpermassen der Wale bereits 30 Millionen Jahre früher erreicht wurden als bisher angenommen». Zuvor sei der evolutionäre Übergang zu echtem Gigantismus bei Walen wie den modernen Bartenwalen als ein relativ junges Ereignis vor etwa 10 Millionen Jahren angesehen worden.
Jeder Wirbel über 100 Kilo schwer
Das Fossil des «Perucetus colossus» ist bereits vor zehn Jahren in der Wüste an der Südküste Perus entdeckt worden. Sein Alter wird auf 39 Millionen Jahre geschätzt. Jeder Wirbel des Funds wiegt weit über 100 Kilo, die Rippen des Urzeit-Wals sind bis zu 1,4 Meter lang. Mit 5 bis 8 Tonnen sei das 20 Meter lange Skelett der neuen Art zwei- bis dreimal so schwer wie das 25 Meter lange Skelett eines Blauwals, das in der Hintze Hall des Natural History Museums in London ausgestellt ist.
Um das Gewicht des Exemplars zu schätzen, wurden die geborgenen und präparierten Knochen gescannt und ihr Volumen bestimmt. Mit Kernbohrungen wurde die innere Knochenstruktur beurteilen. Zur Rekonstruktion der Körpermasse verwendeten die Forscher das bei lebenden Meeressäugern bekannte Verhältnis von Weichteil- zu Skelettmasse.
https://doi.org/10.1038/s41586-023-06381-1