«Schaue, dass Alltagsleben funktioniert»
mit Daniel Huber sprach Johanna Mächler
Was macht ein Flüchtlingsbetreuer an seinen Arbeitstagen?
Einfach gesagt, schaue ich, dass das Alltagsleben in den Unterkünften funktioniert. Ich gehe vorbei, spreche mit Personen, welche gerade anwesend sind. Falls nötig, biete ich Unterstützung. Da geht es um Dinge wie Zugverbindungen heraussuchen oder übersetzen und erklären, etwa über Recycling oder Nachhaltigkeit.
Die Sprache ist das A und O für die Integration. Welche Aufgaben nehmen Sie diesbezüglich wahr?
Der Sprachunterricht wird vom Sozialamt organisiert. Da arbeiten wir mit dem KomIn, dem Kompetenzzentrum für Migration und AOZ, zusammen. Bei uns finden unter anderem Sprachkurse im Alterszentrum Zur Rose statt. Die Analphabeten haben andere Möglichkeiten, einige von ihnen werden bei der AOZ in Zürich geschult, wohin sie selbstständig im Zug fahren. Mit dem Sprachunterricht habe ich aber nicht direkt zu tun.
Sie organisieren vor allem die Beschäftigungseinsätze. Was läuft aktuell?
Aktuell sind neun Männer im Beschäftigungsprogramm der Caritas. Sie fahren nach Tuggen, wo sie in einem Neophytenprojekt mitarbeiten und Güsel sammeln. Reichenburg hat gerade nachgefragt für Leute, um Unkraut an den Strassen zu entfernen.
Beschäftigung bedeutet ja auch Integration. Wird genug gemacht, um die Flüchtlinge zu beschäftigen?
Ob genug getan wird, kann ich nicht beurteilen. Es laufen Aktionen und es ist je nach Saison auch unterschiedlich vom Arbeitsaufwand her. Ich sehe aber, dass die Kontakte spielen und dass Anfragen aus der Gemeinde kommen. Die Flüchtlinge und Asylsuchenden sind sehr einsatzfreudig. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn auch Firmen vermehrt Möglichkeiten sähen, Flüchtlinge zu beschäftigen.
In der Asylunterkunft «Hirschen» hat es einen grossen Fernseher im Aufenthaltsraum, im «Ebnet» hat es keinen Fernseher. Warum?
Wir zählen einen TV nicht zur notwendigen Grundeinrichtung. Im «Hirschen » war das Gerät schon montiert bei Pachtabschluss. Also wurde es zur Verfügung gestellt.
Die Nutzung des Fernsehers könnte im besten Fall die Sprache fördern, vielleicht die Allgemeinbildung…
Unserer Erfahrung nach interessieren sich die Asylsuchenden vor allem für Sendungen aus ihrem Heimatland. Eher selten wird der Fernseher für das Erlernen der Sprache genutzt.
Auch Private sind eingeladen, Kontakte zu Asylsuchenden und Flüchtlingen zu halten. Was geschieht da in Reichenburg?
Da geht immer etwas: Leute werden zum Tee eingeladen, meist selber organisiert. Das kriege ich eher am Rand mit. Es kommt öfter vor, dass Anwohner Güter spenden wollen. Etwa bei Hausräumungen werden wir gefragt, ob wir etwas brauchen können.
Welche eigenen Ideen möchten Sie umsetzen?
Flüchtlinge finden in Reichenburg ein breites Angebot an Vereinen vor. Ich spreche es bei den Asylsuchenden an und gebe bei Interesse Infos ab. Ich mache sie auf Freizeitbeschäftigungen aufmerksam. Doch Fakt ist auch, dass sie gern unter sich bleiben.
*Siehe auch Bericht «Asyl Reichenburg», Seite 5
Während zwei Tagen pro Woche kümmert sich Daniel Huber im Auftrag der Gemeinde Reichenburg* um die Unterkünfte der Flüchtlinge und Asylsuchenden. Er ist ihre Anlaufstelle für alle Fragen zum praktischen Alltag.