Für Hochwasserschutz und eine lebendige Natur
Die einstige Betonverschalung des Sarenbachs im Abschnitt entlang der Langackerstrasse in Freienbach ist weitgehend verschwunden. Einzelne markante Steine prangen im Bachbett und sorgen dafür, dass sich künftig Kolke bilden – ein Rückzugsort für Fische. Steinkörbe und Rutenbündel, sogenannte Faschinen, befestigen die Uferböschung und bieten Kleinlebewesen eine Heimstatt. Geplant ist auch, den Bach für die Bevölkerung zugänglich zu machen. Die Arbeiten für das Hochwasserschutz- und Revitalisierungsprojekt Sarenbach befinden sich bereits im zweiten Abschnitt – und ha-ben auch Auswirkungen auf die bachnahe Infrastruktur. Für die Verbreiterung des Uferbereichs mussten erst die Gas-, Strom-, Abwasser und Wasserleitungen versetzt werden.
Das Sarenbach-Projekt in Freienbach schreitet zügig voran. Die Verlegung der Leitungen im zweiten Abschnitt steht kurz vor der Vollendung. Ein Augenschein vor Ort verrät: Es hat sich auch sonst viel getan.
Ein Bagger platziert gerade einen Formstein aus Granit an der Betonbrüstung zwischen dem Bett des Sarenbachs und der Langackerstrasse in Freienbach. Weiter hinten türmt sich an jenem vergangenen Dienstagnachmittag der Aushub, Leitungsrohre ragen aus dem aufgerissenen Boden. «Eine Riesenbaustelle für so einen kleinen Bach», merkt der Höfner Bezirksrat Edgar Reichmuth augenzwinkernd an. Der Bezirk hat die Federführung beim Sarenbach-Projekt übernommen. Schnell wird klar: Die «Riesenbaustelle» kommt nicht von ungefähr.
Zwar umfasst das Projekt primär auf rund 600 Metern Länge die Aufweitung des Gerinnes des Sarenbachs und die Erhöhung der Brüstungen zugunsten des Hochwasserschutzes sowie die Revitalisierung des Bachbetts.
Doch dies hat auch weitreichende Konsequenzen für die bachnahe Infrastruktur. «Aktuell werden die Leitungen für Strom, Wasser, Abwasser und Gas versetzt», erklärt Reichmuth. Er ist zuversichtlich, dass die Arbeiten in die-ser Woche abgeschlossen sein werden. Denn die Leitungen wurden einstmals direkt entlang des Bachbetts verlegt. Sie müssen nun Platz machen, damit die Böschung entlang der Langackerstrasse auf beiden Seiten um je einen Meter ausgeweitet und abgeflacht werden kann.
Durchlässige Kiessohle
Ein breiteres, flacheres Bachbett bedeutet weniger Wasserdruck, ein grösseres Abflussvolumen und damit sinkt die Hochwassergefahr. «Das fertige Projekt muss einem Hochwasser, wie es alle 100 Jahre vorkommen kann, standhalten », erklärt Thomas von Atzigen, technischer Leiter Umwelt des Bezirks Höfe.
Die aktuellen Arbeiten umfassen den zweiten Abschnitt von insgesamt dreien des Hochwasserschutz- und Revitalisierungsprojekts Sarenbach, das 2021 von der Höfner Stimmbevölkerung genehmigt wurde. Und es gibt bereits einiges zu sehen. Die ursprüngliche Betonverschalung ist weitestgehend verschwunden. An ihre Stelle tritt ein durchlässiger Grund aus Kies. Diese Kiessohle fördert das Zusammenspiel von Grundwasser und Wasser aus dem Bach und schützt sowohl vor Überschwemmungen wie vor Austrocknung. Zudem bietet es Kleinlebewesen und Wasserpflanzen eine Möglichkeit, sich anzusiedeln.
An der Uferböschung sind im Wechsel Steinkörbe und Faschinen genannte Rutenbündel angebracht. Diese geben der Uferböschung mit natürlichen Mitteln Stabilität, wie Bauingenieur Rinaldo Gehringer, Mitarbeiter bei der bpp Ingenieure AG, ausführt. «Bei hohem Wasserstand überspült der Bach diese», ergänzt Thomas von Atzigen. Sie bieten so Kleinlebewesen eine Wohnstatt.
Kolkbildung fördern
Auch einige markante Steine sind im Gerinne verlegt. Da der Bach hier kaum Gefälle aufweist, ist es nicht möglich, Schwellen anzubringen, unter denen sich Kolke bilden können. Die Steine bieten eine Ersatzlösung. Denn diese werden laut Thomas von Atzigen vom Bach umspült und mit der Zeit dafür sorgen, dass sich unter ihnen Kolke bilden. Dies sind tiefere und somit kühlere Stellen im Bachbett, in die sich Fische zurückziehen können. Ein kleiner Kolk ist bereits sichtbar. Der Bachlauf erhält auch eine leichte Biegung. «An der Aussenseite fliesst das Wasser schneller, was wiederum die Bildung von Kolken begünstigt,», erklärt von Atzigen. Im Gegenzug lagert sich an der Innenseite der Biegung Geschiebe an – wiederum Lebensraum für Pflanzen und Tiere.
Selbst Kolke anzulegen, hätte keinen Sinn. «Mit den Strukturen im Bach geben wir nur einen baulichen Impuls – den Rest erledigt die Natur selbst», ergänzt Thomas von Atzigen.
Weitere Zugänge geplant
Und auch die Anwohnerinnen und Anwohner haben etwas vom revitalisierten Sarenbach. Er bietet so nicht nur besseren Hochwasserschutz, sondern auch eine Gelegenheit, den Bach und seine Bewohner besser kennenzulernen. Denn es sind Zugänge zum Bachbett vorgesehen. «Im ersten Abschnitt weiter unten haben bereits einige Kinder am Wasser gespielt und Stein-Dämme gebaut», erzählt Rinaldo Gehringer lachend.
Die Arbeiten am dritten Abschnitt, von der Langackerstrasse entlang des Langachers bis zum Industriegebiet Schwerzi, sollen im Herbst beginnen.
Rodungen unvermeidbar
Dort wird der rund acht Meter breite Uferbereich auf 17 Meter ausgeweitet. «Leider werden wir auch einige Bäume fällen müssen», fügt Thomas von Atzigen bedauernd an. Ziel sei es, den alten Baumbestand so gut wie möglich zu erhalten. Da das Bachbett in diesem Bereich nicht nur verbreitert, sondern auch verlegt und in leichten Kurven geführt wird, sei es aber unvermeidlich, dass einige Bäume weichen müssten. «Wir werden aber an einer anderen Stelle wieder aufforsten», betont er.
Nachhaltiges Projekt
Das Holz der gefällten Bäume komme zudem dem Sarenbach-Projekt direkt zugute. Es werde für weitere Faschinen und den Bau der im oberen Bereich vorgesehenen Uferstabilisierungen, Kleinstrukturen und Schwellen verwendet. «Das Projekt soll möglichst nachhaltig sein», hält von Atzigen fest. Bislang bewegen sich die Projektkosten zudem im budgetierten Rahmen.
Wer die Bauarbeiten am Sarenbach- Projekt besichtigen möchte, erhält Ende September Gelegenheit dazu. Der Bezirk plant eine Besichtigung für die Bevölkerung. Der Termin wird in dieser Zeitung noch bekanntgegeben.
Ein verbreitertes Bachbett, eine durchlässige Kiessohle, Faschinen und Steinkörbe: Sie dienen sowohl dem Hochwasserschutz wie der Natur. Wir haben die Baustelle des Sarenbach-Projekts in Freienbach besucht.