Direkte Schifffahrt vom Zürichin den Obersee wird Realität
Verkehr – ob für Güter oder Personen – hat schon immer Regionen geprägt. Die diesjährige Sommerserie thematisiert Verkehrswege und Verkehr in der March – von der Schifffahrt bis zur Autobahn. (1)
Seit Jahrhunderten besteht zwischen Rapperswil und Hurden eine Verkehrsverbindung für den Personen- und Warentransport. Bis 1360 wurde die Verbindung über den See durch einen Fährdienst gewährleistet. Daraufhin beschloss der Erzherzog von Österreich, Rudolf der Geistliche, die Fähre durch eine Holzbrücke zu ersetzen. Es vergingen über 500 Jahre, bis 1878 der Wunsch aufkam, zwischen der Zentral- und Ostschweiz eine direkte Eisenbahnlinie zu erstellen.
So wich die Holzbrücke einem Seedamm im Ausmass von 1100 Metern Länge mit Fahrstrasse und Eisenbahnlinie. Dabei wurde der Seedamm an zwei Stellen durch Brücken unterbrochen, wobei die Grössere als Drehbrücke errichtet wurde, damit die Schiffe vom unteren Zürichsee in den Obersee gelangen konnten. Aufgrund der vehementen Zunahme des Strassen- und Bahnverkehrs staute sich der Verkehr bei der Drehbrücke. Denn wenn ein Schiff passieren wollte, muss-te die Drehbrücke mit menschlicher Kraft von Hand gedreht werden.
Ersatz der Drehbrücke
Die Verkehrsverhältnisse auf dem Damm waren dermassen prekär, dass 1929 die interkantonale Seedammkommission gegründet wurde, um eine Verbesserung der Situation herbeizuführen. So rasch wie möglich ging man an die Ausarbeitung verschiedener Bauprojekte für einen neuen Seedamm. Am 10. Juni 1932 lag der Entschluss der Seedammkommission auf dem Tisch. Das ausgebreitete Projekt der beiden Ingenieuren J. Meier aus Lachen und E. Frei aus Rapperswil wurde zur Ausführung genehmigt. Die einstige Drehbrücke wurde durch eine feste Brücke ersetzt. Da die Schiffe die feste Betonbrücke aber nicht mehr unterfahren konnten, sollte mittels einem Durchstichkanal in die Hurdener Landenge beim Frauenwinkel ein ununterbrochener Schifffahrtsverkehr zwischen dem unteren Zürichsee und Obersee sichergestellt werden. 1937 stimmte das Schwyzer Stimmvolk dem Bau der Hurdenerstrasse und des Seedamms zu.
Es vergingen weitere zwei Jahre, bis die Bauarbeiten im April 1939 aufgenommen werden konnten. Der Bezirk March beteiligte sich an der 1. Bauetappe mit 30 000 Franken, die Gemeinde Lachen mit 20 000 Franken. Gründe für die freiwillige Kostenbeteiligung waren das Interesse an der Ausführung des Hurdener-Durchstichs für die Ermöglichung der Schifffahrt in den Obersee sowie an der Bekämpfung der durch die Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren ausgelöste andauernden Arbeitslosigkeit. Schliesslich ging man davon aus, dass während dem Bau rund 500 Arbeitskräfte beschäftigt werden könnten.
100 Prozent teurer
Der Ausbruch des 2. Weltkriegs im September 1939 veränderte die Situation rigoros. Durch die Mobilisation fehlte es nicht nur an Arbeitskräften, sondern auch an Baumaterial, vor allem Zement und Eisen. Hinzu kam, dass die Baukosten aufgrund der durch den Krieg verursachten Teuerung in die Höhe schnellten. Die Nachfinanzierung in der Höhe von etwa 100 Prozent der ursprünglich veranschlagten Kosten führten zu schwierigen Verhandlungen. Die ablehnende Haltung des Kantons Zürich zur Mitfinanzierung konnte erst durch Bundesgerichtsentscheid im Jahr 1949 zugunsten des Baus geregelt werden. Anschliessend wurde die letzte Bauetappe bewerkstelligt und nach zwölf Jahren konnte der Seedamm 1951 endlich abgeschlossen werden.
Heute herrscht emsiges Treiben, indem täglich unzählige Passagier- und Ledischiffe den Schifffahrtskanal vom unteren Zürichsee in den Obersee durchfahren. Aufgrund der Durchfahrtshöhe von neun Metern müssen die Schiffe beim Einlaufen in den Kanal Mast und Schornstein absenken. Dies stellt für so manchen Schiffspassagier noch heute ein Highlight dar.