Ankommen, sitzen, staunen
Sommers auf den Etzel wandern? Unbedingt. Der beliebte Höfner Hausberg hat viel zu bieten und eine spannende Geschichte.
Ein Hausberg ist mehr als eine geografische Erhebung vor dem Wohnort oder gar vor der eigenen Haustür. Ein Hausberg ist Identifikation mit der Heimat, ein Stück immateriellen Besitzes, der mich im Glauben lässt, er gehöre auch mir. Einer, der mich keck ausschreiten oder kräftig in die Pedale treten lässt, mich schwitzen lässt, und oben angekommen mit einer herrlichen Aussicht belohnt.
Jedenfalls beim Etzel: Auf- und Abstiege sind aus allen Himmelsrichtungen möglich. Via Päffikon, Luegeten, Erli und St. Meinrad: zum Etzel ist der
Weg in rund 1 3/4 Stunden geschafft. Ab Einsiedeln Bahnhof via Roblosen, Hirzenstein, auf St. Meinrad und von dort weiter zum Etzel ist man gut zwei Stunden unterwegs. Besonders beliebt ist der Anstieg ab dem Büelparkplatz in Feusisberg.
Wallfahrt und Kämpfe
Verglichen mit anderen Bergen oder Hügeln darf man den Etzel sehr wohl als bedeutend bezeichnen. Er war immer Lebens- und Arbeitsraum, hatte oft eine verbindende (Wallfahrt), doch auch eine trennende Rolle gespielt (Kämpfe). Daraus sind Kapellen und Gasthäuser entstanden. Die Kapelle St. Meinrad wurde schon 1298 erwähnt; die Kapelle, wie sie sich heute zeigt, wurde vom Architekten Caspar Mosbrugger 1698 erbaut.
Das Wallfahrtswesen über den EtzelpassorientiertsichamHeiligen Meinrad und an der Klosterkirche Einsiedeln. Meinrads Ankunft in der Etzel-Gegend, so legendenhaft sie auch ist, zog gemäss Geschichte die Entstehung des Klosters Einsiedeln nach sich. Früh machten Menschen aus vielen Landesteilen sich für die Pilgerreise bereit. Um 1100 liess Abt Gero (der 10. Abt) die Teufelsbrücke zu diesem Zweck über die ungezähmte Sihl erbauen.
Auch Ort des Todes
Der Etzel erlebte nebst der Wallfahrt auch grausame Kriege, wie aus dem Büchlein «Der Etzel» zu erfahren ist. 1386 eroberten die Schwyzer die March; 1439 kämpften Schwyzer gegen Zürcher im «alten Zürichkrieg»; und im Sommer 1799 bekämpften sich die kaiserlichen Österreicher und die Franzosen beim Etzelpass. Während des Zweiten Weltkrieges wurden heute noch sichtbare Bunker errichtet.
Der «dunkle Etzelwald» habe kaum je grössere Eingriffe erlebt, wodurch man noch heute von einem «naturnahen Mischwald» reden könne, ist im Büchlein «Der Etzel» weiter zu lesen. Daneben zeigt sich eine Pflanzenvielfalt, auch Moorlandschaften und Magerwiesen – im Frühlings- und Sommerwald lohne sich ein Rundgang immer. Die Dichte des Etzelwaldes oberhalb Pfäffikon nehmen Waldfreunde als einen mystischen Kraftort wahr.
Und man kann nicht über den Etzel schreiben ohne Theophrastus Paracelsus (1493 bis 1541) erwähnt zu haben. Er wurde früh in seiner Kindheit von seinem Vater zum «doctor medicinae» gefördert, promovierte später, wander-te in der Folge durch viele Länder Europas, um von «Henkern, Badern, Quacksalbern, Schwarzkünstlern und weisen Frauen» zu lernen. Sein Vaterhaus findet sich auf dem südlichen Hang kurz nach dem Etzelpass gegen Einsiedeln zu.
Wer die Geschichte und die Natur des Etzels entdeckt und sich daran erfreut, wird wiederkommen – so oft, bis er zum Hausberg wird.
Siehe Kopf des Tages Seite 3