Ein Äffchen tritt als Botschafter Amazoniens auf
Knies Kinderzoo setzt sich für den Erhalt der Artenvielfalt ein. Der Bolivianische Totenkopfaffe ist zwar selbst nicht gefährdet, soll aber die Besuchenden an die fortschreitende Zerstörung Amazoniens erinnern.
Je nach Zählweise unterscheidet die zoologische Systematik zwischen 350 und 450 Primatenformen. Wie viele rezente Arten und Unterarten genau existierten, ist sogar ausgewiesenen Fachleuten nicht bekannt, da es hinsichtlich der wissenschaftlich gesicherten Zuordnung keine Einigung gibt. Fest steht aber, dass die exakte Bezeichnung der in Knies Kinderzoo gehaltenen Neuweltprimaten Saimiri boliviensis boliviensis lautet, auf Deutsch: Bolivianischer Totenkopfaffe.
Auch der ebenfalls gebräuchliche Name Schwarzkappen-Totenkopfaffe treffe selbstredend auf die 1834 erstmals beschriebene Tierart zu, heisst es in der Mitteilung des Zoos. Denn die dunkelgefärbte Schädeldecke sei ein augenfälliges Unterscheidungsmerkmal gegenüber dem Gewöhnlichen Totenkopfaffen, Saimiri sciureus. Und ihr angestammtes Verbreitungsgebiet beschränke sich bei Weitem nicht nur auf Bolivien, sondern umfasse zudem die Länder Brasilien und Peru.
Im Tiefland an Flüssen zu Hause
Bolivianische Totenkopfaffen bewohnen in ihrem natürlichen Lebensraum vornehmlich im Tiefland befindliche, an Flüssen gelegene Regenwaldflächen, wo sich die sprung- und klettergewandten Tiere zumeist unterhalb der Baumkronen bewegen. Dort, im Sekundärwald, suchen sie (gewöhnlich in losen Trupps) tagsüber ständig nach Insekten, die ihre Hauptnahrung ausmachen, oder kleinen Wirbeltieren.
Die zu den Kapuzinerartigen gehörenden Affen sind derart behände, dass selbst vorbeifliegende Vögel ihnen zum Opfer fallen. Ergänzt wird der Speisezettel durch vorhandene Blätter, Früchte, Knospen und Samen.
Im Gegensatz zu anderen Breitnasenaffen Lateinamerikas dient der in einer schwarzen Spitze endende Schwanz – er übertrifft längenmässig den gelbbraunen Körper deutlich – nicht als Greiforgan, sondern hilft den Bolivianischen Totenkopfaffen beim Balancieren im dichten Geäst. Interessant ist auch, dass unter den ausnehmend geselligen Totenkopfaffen keine korrelative Fellpflege (Grooming) stattfindet. Differenzierte Lautäusserungen sind zentraler Teil ihres Ausdrucksverhaltens.
Neun Exemplare im Kinderzoo
Obschon der Bolivianische Totenkopfaffe nach der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN) in der Wildbahn aktuell «nicht gefährdet» sei, würden die züchterischen Anstrengungen in den zoologischen Einrichtungen von dem seit 2000 existierenden Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) kontinental koordiniert, schreibt der Kinderzoo. Dass bei einer gezielten Auslese nach genetischen Überlegungen nicht alle Tiere unmittelbar in das Fortpflanzungsgeschehen eingebunden werden könnten, dürfte leicht zu verstehen sein.
Dennoch hätten solche überzähligen Individuen im Kontext einer Exsitu- Reservepopulation, also ausserhalb ihres ursprünglichen Lebensraums lebenden Tieren, ihre Daseinsberechtigung. Die in einer grossräumigen Anlage lebenden, von der Zucht ausgeschlossenen Primaten werden einer anderen Aufgabe gerecht, wie der Zoo schreibt. Sie unterstützten Knies Kinderzoo in seiner Mission «Tiere erfahren, Biodiversität bewahren » vortrefflich. «Nicht nur, dass die neun zutraulichen Affen dem Publikum viel Freude bereiten – insbesondere im Rahmen direkter Begegnungen unter Aufsicht ihrer Betreuerinnen –, sondern weil sie alleine schon durch ihre Präsenz an die fortschreitende Zerstörung Amazoniens erinnern, verstanden als einen dringenden Appell an die Öffentlichkeit.» (lz)