Zum ersten Mal in den Playoffs
Die Glarus Orks, das einzige American-Football-Team in der erweiterten Region, haben ihre NLC-Saison abgeschlossen. Auch wenn die Playoffs gar nicht das eigentliche Ziel waren, die Glarner haben in ihrer dritten Saison den Halbfinal gegen Lausanne erreicht. Es war eine turbulente Saison mit Spielausfällen wegen Regens sowie hohen Gewinnen und Niederlagen. Die 18:29-Niederlage in Lausanne beendete kürzlich die Spielzeit des Teams vom Schindellegler Headcoach Daniel Kälin. ( ff) Die Orks sind Fabelwesen aus dem berühmten Roman «Herr der Ringe» von John Ronald Reuel Tolkien. Diese Monster leben vorwiegend im Dunkeln in der Unterwelt. Aber in dieser Saison haben sich die Orks aus dem Dunkeln ins Licht erhoben, zumindest aus sportlicher Sicht. Die Glarus Orks wurden 2018 gegründet, und die am Wochenende abgelaufene Saison war erst die dritte Spielzeit in der Nationalliga C, der tiefsten Liga der Schweiz.
Auch wenn die Glarus Orks in ihren ersten beiden Spielzeiten bereits beachtliche Erfolge aufweisen konnten, die Saison 2023 ist die bisher erfolgreichste. Bis ins Playoff-Halbfinale sties-sen die Glarner vor, ehe die wesentlich routinierteren Lausanne Owls Endstation bedeuteten. «Wir waren spielerisch auf Augenhöhe, aber haben nach einem Dreipunkterückstand zu viel riskiert und wurden dafür bestraft», erklärt Headcoach Daniel Kälin die 18:28-Niederlage im Waadtland.
Den Platz mit Enten geteilt
Doch der Reihe nach. Bis es so weit war, erlebten die Glarus Orks eine schwierige Saison. Die erste Saisonpartie fiel dem nicht bespielbaren Platz in Schwanden zum Opfer. Da sich die Orks und die Zürich State Spartans auf keinen Nachholtermin einigen konnten oder die Plätze im Glarnerland oder Dübendorf, der Heimspielstätte der Spartans, keine Partie zuliess, verloren die Orks diese Partie 0:50-Forfait. «Wir haben alles versucht, damit dieses Spiel stattfinden kann, aber es hat nicht sollen sein», sagt Kälin.
Es sollte nicht die einzige Partie werden, welche in dieser Saison am grünen Tisch entschieden wurde. Auch die Heimspiele gegen die Niederbipp Ducks und die Emmen Dragons muss-ten zuerst verschoben werden – und wurden nie ausgetragen. Das Spiel gegen die Ducks wurde unentschieden gewertet, und gegen die Emmen Dragons gewannen die Glarner 50:0-Forfait, da die Luzerner zu wenig Spieler stellen konnten. «Die Spielverschiebungen und Absagen waren für die Spieler aus mentaler Sicht nicht einfach, aber sie sind sehr gut damit umgegangen », windet Kälin seinen Akteuren ein Kränzchen.
Der bald 33-Jährige aus Schindellegi spricht dabei auch die Trainingsbedingungen an: «Einmal hatten wir Enten auf dem Trainingsplatz, weil die Pfützen durch die starken Regenfälle so gross waren», lacht Kälin.
Eine unglückliche Niederlage aber gute Standortbestimmung
Letztlich konnten die Glarus Orks fünf Spiele auf dem Feld austragen. Und dies äusserst erfolgreich, nur gegen den späteren Gruppensieger Zürich State Spartans resultierte eine knappe 13:14-Niederlage. «Unnötig und unglücklich », so die knappe Analyse von Kälin. «Eigentlich war es ein krasser Fehlentscheid des Schiedsrichters, welcher den Spartans die gewinnbringenden Punkte brachte», ergänzt der Chef-trainer. Die restlichen Spiele gewannen die Orks mehr oder weniger souverän, darunter etwa 55:0 und 39:0 gegen Lugano oder 23:6 gegen Niederbipp. «Speziell die Partien, welche wir zu null gewannen, haben uns sehr gefreut. Da hat die Defensive einen tollen Job gemacht. » Letztlich beendeten die Glarus Orks die Spielzeit in der Ostgruppe der Nationalliga C hinter den Spartans auf dem zweiten Platz, was für die erwähnte erstmalige Playoff-Qualifikation reichte. Auch wenn die Partie in Lausanne verloren ging, spricht Daniel Kälin von einer erfolgreichen Saison: «Natürlich war die Enttäuschung bei den Spielern nach der Partie gross. Aber insgesamt sind wir mit der Saison sehr zufrieden. Die Playoff-Teilnahme war eine gute Erfahrung.» Der Verein sei zudem sehr gut aufgestellt, und auch der Support sei ausgezeichnet. «Rund 30 Fans begleiteten uns nach Lausanne, das ist nicht selbstverständlich bei einer Anreisezeit von rund dreieinhalb Stunden», freut sich Kälin.
Die Mannschaft scheint gefestigt, und eine Saison wie die abgelaufene weckt natürlich auch. Begehrlichkeiten. Daraus macht Daniel Kälin auch keinen Hehl. «Unser langfristiges Ziel ist der Aufstieg in die Nationalliga B. Wichtig ist aber, dass wir uns eine gute Basis schaffen und uns Schritt für Schritt verbessern und eigene Juniorenteams etablieren können.» Dass es für einen Aufstieg auch auf dem Feld noch eine Steigerung benötigt, ist dem Cheftrainer bewusst. In einem Vorbereitungsspiel traten die Orks gegen Luzern, das ehemalige Team von Kälin, aus der NLB an. Die Partie ging 2:50 verloren. «Luzern ist eine gute NLB-Mannschaft, und wir haben uns anständig aus der Affäre gezogen, konnten mit einem guten Gefühl in die Saison starten», so Kälin, der seit rund anderthalb Jahren bei den Orks ist. Zuvor als Spieler und Mitglied des Trainer-teams, in dieser Saison erstmals als Cheftrainer, zusammen mit dem Niederurner Mauro Bühler.
Offen für Neues
Auch wenn die Glarus Orks auf eine erfolgreiche Spielzeit zurückblicken können, gibt es Fragezeichen. Wenn zwei Spiele wegen eines nicht bespielbaren Platzes ausfallen, hinterlässt das ein ungutes Gefühl. «Natürlich machen wir uns über eine Alternative Gedanken, wir wären sicher offen für Neues. Aber eine neue Spielstätte zu finden, ist schwierig», so Kälin. Er relativiert aber umgehend: «Wir haben volles Verständnis dafür, dass der Platzwart den Rasen für diese Partien sperrte. Es hat nicht nur Nachteile für den Rasen, auch die Verletzungsgefahr für die Spieler steigt.» Grundsätzlich seien die Orks mit dem Spielort Schwanden sehr zufrieden. «Der Platz ist toll und sehr gut gepflegt.» Wenn er denn bespielbar sei. Vorerst gehen die Glarus Orks in die Sommerpause, ehe Mitte August das Training für die neue Saison wieder beginnt, damit das Team den nächsten Schritt in Richtung Nationalliga B machen kann. Denn: «Von nichts kommt nichts», so Daniel Kälin.
In ihrer dritten Saison schnupperten die Glarus Orks erstmals am Aufstieg in die Nationalliga B. Das Glarner American-Football-Team schaut auf eine schwierige, aber gleichwohl erfolgreiche NLC-Saison zurück. Auch Ausserschwyzer halfen wacker mit.
Bild Claudia Eidenberg