Hat die Kapo in Altendorf unnötig hart durchgegriffen?
Verhaftungen gehören für die Polizei zur Tagesordnung. Dass sich der eine oder andere Täter zu wehren versucht, ist nichts Neues. Vor Kurzem kam es in Altendorf jedoch zu einer Polizeiaktion, die im Nachhinein für ordentlich Gesprächsstoff sorgt. Die Verhaftung, die auf Facebook öffentlich dokumentiert ist, zeigt einen Mann mit geistiger Beeinträchtigung, der verhaftet wird.
Das Auffällige dabei: Die Einsatzkräfte gehen nicht gerade behutsam vor, obwohl die Beeinträchtigung des Mannes offensichtlich ist. Dieser versuchte, sich während der Verhaftung zu wehren, jedoch ohne Erfolg. Drittpersonen wollten die Situation aufklären und schlichten. Die Polizei jedoch zeigte sich unbeeindruckt. Augenzeugen und Familie sprechen von einer unangemessenen Umgangsweise. Denn der Verhaftete sei bei der Polizei kein Unbekannter: Schon mehrmals mussten Einsatzkräfte we-gen seines auffälligen Verhaltens, das in der Umgebung bekannt sei, ausrücken.
Laut seiner Familie stellt er aber keine Gefahr dar. Während der Verhaftung habe ihr Sohn Blessuren an Armen und Beinen davongetragen, bestätigt die Mutter. Laut Zeugenaussage seien die Einsatzkräfte schon beim Eintreffen am Tatort unfreundlich gewesen. Die Stellungnahme der Polizei lässt aber kein eindeutiges Fazit zu.
Ein geistig Beeinträchtigter widersetzte sich der Verhaftung durch die Polizei. Zeugen kritisieren das Vorgehen.
Unschöne Szenen in Altendorf: Ein Video auf Face-book zeigt, wie ein Mann auf grobe Weise verhaftet wird. Im öffentlich zugänglichen Video ist zu sehen, wie die Person scheinbar hilflos am Boden liegt und sich der Polizei widersetzen will. Die Ordnungshüter lassen aber nicht locker und versuchen, ihn mit allen Mitteln zu überwältigen. Das Spezielle an diesem Fall: Die Person, welche verhaftet wird, hat eine geistige Beeinträchtigung.
Ausfällig und unberechtigt im Verkaufsladen
S.R. (Name der Redaktion bekannt) hatte in frühen Jahren einen Autounfall und ist seither psychisch krank. In der nähren Umgebung ist er kein Unbekannter. Oft schreit er herum und hat Probleme, sich sozial angemessen zu verhalten. Dementsprechend bekannt ist er auch bei der Polizei: Schon häufiger mussten Einsatzkräfte wegen ihm ausrücken. So auch an besagtem Wochenende.
Der junge Mann besucht gerne und häufig einen bestimmten Verkaufsladen in Altendorf. Dort kenne man ihn auch, nicht zuletzt wegen seines auffälligen Verhaltens. Am Tag der Verhaftung hat sich S.R. unberechtigterweise im Laden aufgehalten, ihm wurde offenbar zuvor ein Hausverbot erteilt. Bei aller Toleranz der Angestellten und Kunden – die lauten Selbstgespräche störten wohl mit der Zeit. Die Polizei musste an diesem Tag sogar zwei Mal nach Altendorf ausrücken. Als S.R. sich weigerte, den Laden zu verlassen, kam es zur Verhaftung.
Eine unnötig unachtsame Verhaftung
Dass die Verhaftung nicht gerade behutsam vonstattenging, zeigt das besagte Video, das zurzeit die Runde macht. Zu sehen ist, wie zwei Polizisten mit allen Mitteln versuchen, den Störenfried in Gewahrsam zu nehmen. Dieser liegt auf dem Boden und gibt verzweifelt zu verstehen, dass die Polizisten ihn in Ruhe lassen sollen. Die Ordnungshüter lassen sich davon aber wenig beeindrucken und wirken weiterhin auf ihn ein. S.R., der sich noch immer der Verhaftung zu widersetzen versucht, wurde während des Vorgangs mehrmals hin und her gerissen.
Während der umstrittenen Aktion anwesend war auch ein Bekannter des Verhafteten. «Ich kenne ihn schon länger und weiss, dass er manchmal aufbrausend sein kann», bestätigt er. Als Augenzeuge hat er während der Verhaftung mehrmals auf die Polizisten eingeredet: «Lasst ihn los, er tut doch nichts.» Eine Reaktion darauf zeigten die Einsatzkräfte jedoch nicht. Der Augenzeuge empfand die Polizisten schon beim Eintreffen als unnötig unhöflich und aggressiv. Nachdem S.R. in Gewahrsam genommen wurde, transportierte man ihn für medizinische Abklärungen in ein nahe gelegenes Spital. Anschliessend wurde er in eine psychiatrische Einrichtung gebracht.
Für die Mutter eine unwürdige Behandlung
Auch die Mutter von S.R. zeigt kein Verständnis für das Verhalten der Polizei. «Er hat Blessuren an Armen und Beinen davongetragen. Auch Abdrücke von der Verhaftung konnten festgestellt werden», so die Mutter des «Opfers». Sie verurteile nicht den Polizeieinsatz an sich, sondern die unwürdige Behandlung durch die Polizisten. «Mein Sohn ist durch die vermehrten Einsätze schliesslich kein Unbekannter; die Polizei weiss, dass er keine Gefahr darstellt», ergänzt die Mutter. Die Angelegenheit hat die Familie nun einem Anwalt weitergeleitet. Ob der Einsatz ein Nachspiel haben wird, bleibt jedoch unklar.
Zwei Mal ausgerückt, dann reichte es
Auf Anfrage bei der Kantonspolizei Schwyz bestätigt man den Einsatz in Altendorf. «Aufgrund von Meldungen musste die Polizei innert kurzer Zeit zwei Mal nach Altendorf ausrücken, dies weil sich ein Mann unberechtigterweise in einem Verkaufsladen aufhielt», bestätigt Florian Grossmann, Chef Kommunikation der Kapo Schwyz. «Da sich der Mann weigerte, die Örtlichkeit zu verlassen, musste er von den Einsatzkräften arretiert werden », heisst es in der Stellungnahme. Auf das Verhalten der Polizisten oder die Härte der Verhaftung wird dabei nicht eingegangen – ein schaler Nachgeschmack bleibt …
Ein Mann mit geistiger Beeinträchtigung wurde kürzlich in Altendorf auf unsanfte Weise verhaftet. Vor allem bei Familie und Augenzeugen stösst das Verhalten der Polizei auf Unverständnis.
Der Mann wurde verhaftet und anschliessend für Untersuchungen ins Spital gebracht.
Symbolbild Pixabay
Unschöne Szenen bei der Verhaftung.
Screenshot Facebook