Meilenstein hier, wertvolle Erfahrung da
Dominic Stricker gewinnt in Wimbledon erstmals eine Partie bei einem Grand-Slam-Turnier und fühlt eine «mega Erleichterung». Céline Naef sammelt derweil wertvolle Erfahrungen – und freut sich über ein verspätetes Geburtstagsgeschenk.
Dominic Stricker (ATP 117) erkämpft sich seinen ersten Sieg im Tennismekka Wimbledon auf die harte Art. 3:09 Stunden braucht er – zum Teil auch selbst verschuldet – im längsten Spiel seiner noch jungen Karriere. Eine Verschiebung am Dienstag, eineinhalb Stunden Verspätung sowie zwei weitere Regenunterbrüche am Mittwoch nicht eingerechnet. Am Ende feiert der 20-jährige Linkshänder aus dem Kanton Bern mit 3:6, 6:3, 6:2, 4:6, 7:5 gegen den Australier Alexei Popyrin (ATP 93) aber den lang ersehnten Premierenerfolg auf Stufe Grand Slam.
«Erfahrung hat geholfen» «Ich blieb im fünften Satz eigentlich recht locker», versichert der Juniorensieger des French Open 2020. «Aber jetzt ist es schon eine mega Erleichterung. » In Paris hatte er noch klar in der ersten Runde verloren, nun mach-te er den wichtigen nächsten Schritt. «Diese Erfahrung hat mir sicher geholfen, die Nervosität ist diesmal schnell weggegangen.» Noch vor dem ersten Regenguss ver-lor Stricker den ersten Satz, danach war er aber gegen den Australier, der ausser einem guten Aufschlag wenig zu bieten hat, klar der bessere Spieler. Allerdings agierte er zuweilen etwas zu unkonzentriert und ging nach den klar gewonnenen Sätzen zwei und drei sehr fahrlässig mit seinen Chancen um. Im fünften Satz geriet er dann sogar 1:4 in Rückstand, schaffte aber mit einem eindrücklichen Endspurt nochmals die Wende. «Nun weiss ich, dass ich physisch auch über fünf Sätzen mithalten kann», stellte der Linkshänder nach einem Eisbad und Physiotherapie mit einem Lächeln fest.
Lange Zeit, um sich über den Erfolg zu freuen, hat er nicht. Bereits am Donnerstag erhält Stricker mit dem als Nummer zehn gesetzten Amerikaner Frances Tiafoe ein nochmals deutlich grösseres Kaliber vorgesetzt. Der 25-Jährige stand vor einem Jahr in Wimbledon in den Achtelfinals.
Pink als Geburtstagsgeschenk
Ebenfalls am Donnerstag werden auch Stan Wawrinka gegen den als Nummer 29 gesetzten Argentinier Tomas Martin Etcheverry und die Weltranglisten-Vierzehnte Belinda Bencic gegen die Amerikanerin Danielle Collins (WTA 52) zu ihren Zweitrunden-Partien antreten. Wawrinkas Partie wurde schon früh vertagt, Bencics Gegnerin beendete erst am Mittwoch ihre erste Runde.
Ihre Grand-Slam-Premiere nicht erfolgreich gestalten konnte Céline Naef (WTA 165), die wie Stricker die Qualifikation überstanden hatte. In der Fortsetzung der am Dienstag abgebrochenen Partie gewann sie gegen die als Nummer 22 gesetzte Russin Anastasia Potapowa kein Game mehr und verlor 3:6, 3:6. Die erst vergangene Woche 18-jährig gewordene Zürcherin mit Wohnort im schwyzerischen Feusisberg zog dennoch ein positives Fazit. «Ich hätte nicht gedacht, dass es bereits für das Hauptfeld in Wimbledon reicht», stellte sie fest. «Ich denke, ich bin nicht weit weg, am Ende fehlte in gewissen Momenten noch etwas die Routine.» Einen Vorteil hat das Ausscheiden: Naef feiert mit ihrer Familie den Geburtstag nach – bei einem Pink-Konzert am Sonntag in Köln.