Vom Schongang zurück zu Vollgas
Der FC Basel hat die Chance, im ausverkauften St. Jakob-Park in den Final der Conference League einzuziehen. Nach dem gewonnenen Hinspiel ist die Ausgangslage verheissungsvoll.
Davide Callà gibt sich wirklich Mühe. Der Assistenztrainer des FC Basel sitzt am Sonntag im Presseraum des Stadions in St. Gallen und spricht über die 1:6-Niederlage seines Teams gegen den zuvor lange sieglosen FCSG. Callà bemüht sich, die Bedeutung dieses 33. Saisonauftritts in der Super League nicht kleinreden zu lassen. Auf mehrmaliges Nachfragen beteuert der 38-Jährige, der an diesem Tag den gesperrten Heiko Vogel auf der Bank und dem Podium vertritt, dass diese Partie oberste Priorität genossen habe.
Es ist eine Beteuerung, die auch mit der Wiederholung wohl nicht bei allen Medienschaffenden glaubhaft angekommen war, denn das Bild, das der FCB an diesem Abend abgab, deutete doch eher darauf hin, dass der Fokus schon in St. Gallen auf dem Rückspiel in den Halbfinals der Conference League lag, wo die Basler am Donnerstag (21 Uhr) gegen Fiorentina die Chance besitzen, als erstes Schweizer Team in den Final eines europäischen Wettbewerbs einzuziehen.
Junge Debütanten
Neun Wechsel nahm Callà vor. Der erst 15-jährige Verteidiger Marvin Akahomen kam zu seinem zweiten Einsatz in der Super League und spielte an der Seite des von Bandscheibenproblemen erholten Captains Fabian Frei erstmals von Beginn an. Nach einer Stunde wurde der Routinier durch Adriano Onyegbule ersetzt, der als 16-Jähriger sein Debüt in der obersten Spielklasse feierte.
Es sind mutige Zeichen für die Jugend, aber eben auch Indizien dafür, dass die Niederlage in St. Gallen einkalkuliert wurde, dass die Priorität der Verantwortlichen darauf liegt, am Donnerstag im ausverkauften St. Jakob-Park die besten Kräfte auf dem Feld zu haben, um gegen die Italiener nach dem 2:1-Erfolg im altehrwürdigen Stadio Artemio Franchi mindestens ein Unentschieden zu holen und sich einen Platz im Final vom 7. Juni in Prag zu sichern.
Callàs Devise
Auch wenn derlei Überlegungen nicht öffentlich ausgesprochen werden, sind sie angesichts der verheissungsvollen Ausgangslage verständlich. Sie bergen aber auch das Risiko, dass die Basler am Ende mit leeren Händen dastehen. Dann nämlich, wenn sie in der Meisterschaft Rang 5 verpassen und in der Conference League mit dem Titelgewinn nicht zum ganz grossen Coup ansetzen.
«Es ist menschlich, dass der Spagat zwischen Europacup und Meisterschaft nicht einfach ist», sagt Callà und gibt die Devise vor für die letzten Saisonpartien: «Wir müssen jedes Spiel angehen als wäre es ein Final.» Gelingt dies, wartet zum Abschluss vielleicht tatsächlich einer, der grösste der 130-jährigen Vereinsgeschichte.