Hischier: «Wir wollen einmal diese Goldmedaille»
Mit der Ankunft der New-Jersey-Stars Nico Hischier und Jonas Siegenthaler ist die Schweizer Nationalmannschaft noch einmal hochkarätiger besetzt. Für manche ist es das beste WM-Team der Geschichte.
Der Auflauf für Jonas Siegenthaler und vor allem Nico Hischier im Schweizer Teamhotel in Riga ist gewaltig. Rund vier Dutzend Journalisten drängen sich um die neuesten zwei Verstärkungen, die am Abend zuvor eingeflogen waren. Das Duo aus der NHL verleiht dem Schweizer Team noch mehr Durchschlagskraft und der WM ein bisschen dringend benötigten Glanz. Sind die beiden sogar die Puzzle-Teilchen, die aus einem guten das beste Schweizer Team der WM-Geschichte machen?
Nachfolger des «ni-Sturms»
In den 1930er und 1940er-Jahren gewann die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft regelmässig Olympia-, WM- und EM-Medaillen – angeführt vom berühmten «ni-Sturm» mit Hans und Ferdinand Cattini sowie Richard «Bibi» Torriani, die allesamt bei erster Gelegenheit in die Hall of Fame des Internationalen Verbandes aufgenommen wurden. Auch 2018 beim Silbergewinn in Kopenhagen war ein hochkarätiges Schweizer Team am Start.
Nun fehlen mit Roman Josi einer der weltbesten drei Verteidiger und mit Timo Meier ein durchschlagkräftiger Stürmer. Sonst sind – im Gegensatz zu den Besetzungen der meisten anderen Teams – sämtliche NHL-Stars an Bord. Und diese bekleiden mittlerweile wie Hischier und Kevin Fiala wichtige Positionen in ihren Teams. Hischier ist sogar Captain und Gesicht der Organisation, die erstmals seit elf Jahren wieder die Playoff-Viertelfinals erreichte. Zum Glück nur die Viertelfinals aus Sicht von Nationaltrainer Patrick Fischer.
«Fragen Sie mich am Ende des Turniers nochmal», weicht Fischer der Frage aus, ob dies das beste Nationalteam sei, das er in seinen sieben Jahren an der Spitze betreut. Etwas deutlicher äussert sich Enzo Corvi, einer der Silber-Helden von 2018. «Ja, ich glaube, das könnte das beste sein», sagt der 30-jährige Bündner mit der Erfahrung von zwei Olympischen Spielen und vier Weltmeisterschaften. «Es ist nochmal viel Klasse dazugekommen. Das sind Topstars.»
Stolz und Freude
Hischier und Siegenthaler zögerten keine Sekunde, dem Aufgebot Folge zu leisten. «Ich freue mich immer riesig, wenn ich für die Nati spielen kann», sagt Hischier. Und Siegenthaler versichert: «Für mich war immer klar, dass ich für mein Land spiele, wenn es der Körper zulässt. Du kannst sehr stolz sein, das Schweizer Kreuz tragen zu dürfen.» Allerdings sind nun natürlich auch die Ansprüche nochmals gestiegen.
«Es ist unser grosses Ziel, einmal zuoberst zu sein», macht Hischier eine klare Ansage. «Es wird sicher nicht einfach, aber wir wollen einmal diese Goldmedaille.» Aus diesem Grund hat Fischer auch die Vorbereitung umgestellt. Der Fokus liegt auf der zweiten Turnierwoche, wie auch Corvi festgestellt hat. «Wir arbeiteten und arbeiten neben dem Platz sehr hart. Deshalb hatten wir in den ersten drei Spielen sicher nicht die frischesten Beine.» Dennoch gab es gegen die Aussenseiter Slowenien, Norwegen und Kasachstan drei souveräne Siege ohne Gegentor.
«Wir sind als Team sehr gewachsen», sagt Corvi. «Wir sind in diese Favoritenrolle hineingewachsen und tun uns gegen die schwächeren Gegner einfacher.» Dafür ist es nun wieder an der Zeit, erstmals seit 2018 auch wieder einen Viertelfinal zu überstehen. Mit diesem Kader müsste dies Pflicht sein, dafür kommen die Stars aus der NHL.
Eine Frage des Teamgeistes
Und wegen des guten Teamgeistes: Es ist vielleicht das grösste Verdienst von Fischer, dass auch die Millionenverdiener aus Nordamerika gerne in die Nationalmannschaft einrücken. Corvi lacht bei dem Gedanken: «Wir haben viel Spass – auch neben dem Eis. Das macht sicher Lust zu kommen.»
Für Hischier geht es auch darum, langjährige Kollegen aus Juniorenzeiten wieder zu sehen. «Es ist cool, dass so viele ihren Weg gemacht haben. Jeder gibt Vollgas für unser Ziel.» Damit Fischer am Ende die Frage aller Fragen mit einem überzeugten Ja beantworten kann.
Zunächst folgt aber nach den Leichtgewichten zu Beginn am Auffahrtstag (19.20 Uhr Schweizer Zeit) ein erster Härtetest gegen die Slowakei – erstmals mit Hischier und Siegenthaler.