Diouf entzückt Basel und lässt europäische Grossklubs staunen
Andy Diouf glänzt auf europäischer Bühne mit Top-Leistungen. Der 19-jährige Franzose wollte seine Karriere in Basel in Schwung bringen, nun dürfte er dem FCB einen Millionengewinn bescheren.
Das Licht ist schummrig, die Wände sind kahl und kalt. Es erinnert nichts an Glamour und Rampenlicht an diesem Donnerstagabend. Doch hätte jemand im Stadio Artemio Franchi einen Scheinwerfer griffbereit, er wäre mit Sicherheit auf Andy Diouf gerichtet. Der 19-jährige Franzose ist an diesem Abend, an dem der FC Basel dank eines 2:1-Sieges gegen die ACF Fiorentina einen ersten Schritt macht in Richtung Final der Conference League, einer der Protagonisten.
Diouf ist der Spieler, der in der 71. Minute mit einem unwiderstehlichen Sololauf das 1:1 erzielt und für den FCB die Wende einleitet. Zuvor hat er diverse Bälle erobert, Löcher gestopft oder für seine Teamkollegen Räume geschaffen. Mehrmals wird er in Florenz gefragt, ob er sein bestes Spiel als Profi gemacht habe. Diouf verneint, bleibt trotz aller Mikrofone vor dem Kopf ruhig und abgeklärt. Ähnlich, wie wenn er auf dem Platz den Ball hat. Diouf lässt lieber andere urteilen.
Auch die Bayern beobachten
Zum Beispiel Heiko Vogel: «Ich glaube, wir haben alles richtiggemacht», sagt er, für einmal weniger als Interimstrainer und mehr aus der Perspektive des Sportdirektors, und meint damit natürlich die definitive Übernahme Dioufs, die vor zwei Wochen mitgeteilt wurde. War er zuvor von Rennes ausgeliehen, besitzt der Mittelfeldspieler nun, nachdem die Basler gut fünf Millionen Franken nach Frankreich überwiesen haben, einen Vertrag bis Sommer 2027 in Basel.
Es ist eine Summe, die erahnen lässt, welches Potenzial Diouf bereits in jungen Jahren attestiert wird. In der Bretagne stiess der Wechsel vielerorts auf Unverständnis, da die Klubführung, so der Tenor, sich doch nie auf eine Kaufoption für den FCB hätte einlassen sollen. Kolportiertes Interesse von Klubs aus der Bundesliga, darunter auch Bayern München, sowie einigen Vereinen aus der Premier League, liess beim aktuell Sechsten der französischen Ligue 1 die Befürchtung aufkommen, seinen talentierten Mittelfeldspieler unter Wert ziehen gelassen zu haben.
Plattform FCB
Diouf haben Personen nach Basel gelotst, die mittlerweile gar nicht mehr im Verein arbeiten. Der ehemalige Kaderplaner Philipp Kaufmann, sowie der im Februar entlassene Trainer Alex Frei spielten eine wichtige Rolle dabei, dass Diouf nun im rotblauen Trikot aufläuft. Der Kontakt kam während der U19-EM im Sommer 2022 zustande, als Diouf mit Frankreich am Turnier in der Slowakei spielte und bis in die Halbfinals vorstiess.
Diouf, der in der Nähe von Paris als Fan von Lionel Messi, Yaya Touré und Paul Pogba aufwuchs, stand zu diesem Zeitpunkt bei Rennes unter Vertrag, wo er im Dezember 2020 seinen ersten Vertrag als Profi hatte unterzeichnen dürfen. Eine Verletzung warf ihn aber zurück, sodass er für die erste Mannschaft in der Ligue 1 über fünf Kurzeinsätze gerade einmal neun Spielminuten sammeln konnte.
Seit der Übernahme des Vereins durch David Degen gehört es zur Strategie des FCB, jungen Spielern, die anderswo nicht die gewünschten Fortschritte erzielen können, eine Plattform und Einsatzmöglichkeiten zu bieten. Entsprechend können Kaufmann und Frei Diouf aufzeigen, welche Rolle er in Basel ausfüllen würde. Der junge Franzose merkt, dass auf ihn gesetzt werden soll und sagt zu für sein erstes Auslandsabenteuer, das ihm dadurch erleichtert wird, dass der FCB doch über einige frankophone Spieler verfügt.
In einem Interview meinte Diouf einmal, dass er schon gewusst habe, dass er spielen werde. «Aber gleich so viel hätte ich auch nicht gedacht.» Wettbewerbsübergreifend 53 Partien sind es bis anhin, die Marke von 4000 Einsatzminuten könnte Diouf in dieser Saison noch übertreffen. Vor seiner Ankunft in Basel hatte er nur rund 800 Minuten in den Beinen, vorab gesammelt in der fünfthöchsten Liga Frankreichs.
Zweite Heimat Senegal
Auf seinen ersten Torjubel in der Super League wartet Diouf noch, seine drei Treffer hat er allesamt auf europäischem Parkett erzielt. In der Gruppenphase der Conference League gegen Slovan Bratislava und Zalgiris, sowie am letzten Donnerstag in Florenz. Auch wenn es nur die drittgrösste Bühne ist, auf der sich die Spieler präsentieren können, finden Tore in internationalen Wettbewerben mehr Beachtung als solche in der Meisterschaft. Der «Blick» stellte in Florenz gar die Behauptung in den Raum, der Marktwert Dioufs habe sich nach dessen Treffer sicher auf über zehn Millionen verdoppelt.
Doch egal wie akkurat die Zahlen sind, scheint es nicht abwegig, dass Diouf, der im März seinen ersten Einsatz für Frankreichs U-21-Auswahl absolviert hat, aber nach wie vor auch für Senegal, die Heimat seines Vaters, auflaufen könnte, in den kommenden Wochen seine letzten Partien für den FC Basel bestreitet und zu einem grösseren Klub wechselt. Schalten die Basler Fiorentina aus, könnte die Fortuna Arena in Prag im Conference-League-Final am 7. Juni zu einer würdigen Abschiedsbühne werden.